Auf großes Interesse stieß die Einladung der Staatsminsiterin Widmann-Mauz zum Waldrundgang Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Waldrundgang: Staatsministerin Annette Widmann-Mauz wollte wissen: "Wie geht es unserer grünen Lunge?"

Von Erika Rapthel-Kieser

Während am Amazonas hunderttausende Hektar Wald in Flammen stehen, sich in Berlin Politiker mit Vertretern von Waldbesitzern trafen und in Sachsen die Bundeswehr den Borkenkäfer bekämpft, hatte Staatsministerin Annette Widmann-Mauz in den Burladinger Wäldern zum informativen Rundgang geladen.

Burladingen. Denn schon im September plant Landwirtschaftsministerien Julia Klöckner einen nationalen Waldgipfel und vorher gilt es, so viele Informationen wie möglich einzuholen. Das Thema brennt wohl, nicht nur weil es an eine mögliche CO2-Steuer gekoppelt ist, vielen auf den Nägeln. Denn auch beim "kleinen Waldgipfel", zu dem Staatsministerin Widmann-Mauz in die Wälder rund um Salmendingen und Ringingen geladen hatte, war der Andrang groß.

Rund 90 Personen, Naturliebhaber, Privatwaldbesitzer, Jäger, Gemeinde- und Ortschaftsräte sowie Forstleute und auch Landrat Günther-Martin Pauli, waren der Einladung gefolgt, bei der Widmann-Mauz wissen wollte "Wie geht es unserer grünen Lunge?". Den Rundgang organisiert hatte Forstdirektor Hermann Schmid, und da gab es reichlich Gelegenheit für Fragen und so manche neue Erkenntnis. Auch eine positive: Denn aufgrund der vielen Hochlagen steht der Wald im Zollernalbkreis noch ganz gut da. Die Probleme seien vor allem unterhalb von 500 Meter unter dem Meeresspiegel gravierend. Besonders da machen Trockenheit, Hitze, Pilze, Insekten, Schneebruch und Stürme dem Forst zu schaffen.

Schmid erinnerte an den Orkan "Wiebke" der im Februar 1990 über Deutschland gewütet hatte und zog eine bittere Bilanz: "Die Wiebkes werden häufiger", konstatierte er und bedauerte, dass inzwischen wegen derlei Naturereignissen die sogenannte "zufällige Nutzung" im Vergleich zum geplanten Holzeinschlag immer häufiger werde. Und das europaweit. Die Folge sei drastischer Preisverfall.

Hinzu komme, dass wegen des Klimawandels die bislang gängigen Höhen- und Temperaturzonen verrutschen. Was bisher noch als submontan und montan galt, wird jetzt zu kollin. Bei Hechingen herrsche quasi schon ein "Weinbauklima" erläuterte Schmid. Die Fichte könne sich da kaum mehr halten. Auch, weil sich Schädlinge dort dann zu anderen Zeiten und in anderen Lagen tummeln.

Und auf die Frage von Gemeinderätin Dörte Conradi, auf welchen Baum die Kommunalpolitiker denn künftig setzen sollen, musste auch Schmid einräumen, dass ihm fast die Optionen ausgehen. Die Esche ist schon am Sterben, die Fichte ist durch Trockenheit und Borkenkäfer bedroht, die Eiche ist im Winter durch ihre Blätterreste durch Schneebruch gefährdet und der Buche, die lange Zeit viele für den resistentesten Baum gehalten haben, machen Insekten und Pilze zu schaffen.

Dass Buche nicht gleich Buche und Kiefer nicht gleich Kiefer ist, erstaunte doch manchen der Waldrundgänger. Es gäbe auch unter den Baumarten durchaus "unterschiedliche Provenienzen" mit unterschiedlichen genetischen Eigenschaften. Da gelte es in der künftigen Aufforstung, die geeignetsten heraus zu suchen.

Von all den Problemen bleiben auch die Wälder in Privatbesitz nicht verschont. Während früher Waldbesitz als sichere "Sparkasse" galt, seien heutzutage sogar "die Einlagen bedroht", führte Schmid aus. Einer der anwesenden Waldbesitzer klagte dann auch prompt, dass im Nachbarwald sich der Eigentümer nicht richtig kümmere und: "Jetzt haben auch wir den Borkenkäfer. Dabei heißt es doch: Eigentum verpflichtet". Immer wieder hat Schmid auch Fälle, in denen Privatwaldbesitzer schon in den Achtziger seien, ihre Kinder in den Sechzigern und keiner mehr Holz machen will oder kann. Aufgrund des Preisverfalls sei das auch kaum mehr interessant.

Künftig werde man da vielleicht auch über "andere Eignungsformen" nachdenken müssen. Da konnte Schmid sich vorstellen, dass Privatwaldbesitzer sich zu Aktiengesellschaften zusammentun und Probleme gemeinsam angehen. Fest steht für den Forstdirektor, dass es im Wald künftig mehr Arbeit geben wird, denn all die Probleme könnten nur durch konsequente und saubere Waldwirtschaft angegangen werden.

Käferschäden müssten schnell beseitig und abgefahren werden, Schadflächen aufgeforstet werden. Eine CO2-Steuer hält Schmid für sinnvoll, erinnerte daran, dass es auch gelungen sei nach der Debatte um das Waldsterben den Schwefelausstoß zu verringern. Wer Kohlenstoff binde und abbaue, in dem er seinen Wald pflege und aufforste müsse belohnt werden.