Foto: Schwarzwälder Bote

Was bin ich froh, dass ich vor gefühlten Jahrhunderten mal eine

Was bin ich froh, dass ich vor gefühlten Jahrhunderten mal eine kaufmännische Berufsfachschule und ein Wirtschaftsgymnasium besucht habe. Irgendwas bleibt ja immer hängen. Zum Beispiel das von meinem wirklich charismatischem Lehrer gepredigte Credo "Verhalten sie sich antizyklisch". Will in der Wirtschaft sagen: Wenn alle sparen – Geld ausgeben! Und wenn alle Geld ausgeben, soll man eben sparen. Auf einen städtischen Haushalt wie Burladingen bezogen hieße das im Moment, soviel ist auch mir klar: Raus mit der Kohle! Und das vor allem, weil Baden-Württemberg derzeit eine kommunale Zuschuss- und Abfederungspolitik betreibt, wie kein anderes Bundesland. Der Ausfall der Gewerbesteuer, so wird zugesagt, soll den Kommunen ersetzt werden, es gibt viele Zuschüsse für einzelne Maßnahmen, die den Stuttgarter Machern in den Ministerien zukunftsweisend und sinnvoll erscheinen. Vor allem im Bildungsbereich. Diese Koalition aus CDU und Grünen scheint das Land nach wirtschaftsökologischen Gesichtspunkten führen zu wollen, was bis hin- unter ins kleine, knapp über 12 000 Seelen zählende Fehlastädtchen auf der Schwäbischen Alb Auswirkungen hat. Zum Beispiel bei der Kläranlage. Die vierte Reinigungsstufe, das wissen alle, die sich mit dem gaggeligen Verschmutzungs-Thema befassen, muss kommen. Und das Land gibt derzeit hohe Zuschüsse dafür und die hat sich Burladingen auch im vorigen Haushaltsjahr schon mal gesichert. Was die digitale Zukunft der Burladinger Bildungseinrichtungen angeht, die gerade in Pandemie-Zeiten so wichtig sind, ging es deutlich langsamer. Da haben die Schulen zwar ihre Hausaufgaben gemacht und ihren Medienentwicklungplan aufgestellt und eingereicht, aber während andere Städte schon längst Endgeräte, will sagen, Computer, Laptops oder Tablets bestellt haben, hat Burladingen noch nicht mal den Bedarf erfasst und kommt jetzt möglicherweise, so deutete es CDU-Frontfrau und Ministerialdirigentin Dörte Conradi an, ins Hintertreffen. Auch weil hier die jahrelange Schuldenabbau-Politik mit der sich ein ehemaliger Verwaltungschef jedes Jahr schmückte, zu einem jetzt bitteren Investitionsstau geführt hat. Dabei ist noch längst nicht klar, ob der Unterricht so wie geplant im Herbst wieder ganz normal aufgenommen werden kann oder gar eine zweite Corona-Welle rollt. Und dann kann Bildung vielleicht nur über ausgebaute schnelle Netze, über eben jene Tablets und gut ausgestattete Schulen gewährleistet werden. Wobei wir beim Thema Zuschüsse für die Backbone-Trassen und das Glasfaser wären. Auch darüber wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung geredet und beschlossen. So, wie über den Wasserhaushalt und seinen Abmangel. Wirtschaft und Volkswirtschaft sind eben zwei paar Stiefel. Nicht nur deshalb hinkt ein Vergleich mit Weihnachten und was man sich dann leisten kann oder eben nicht. Der Burladinger Haushalt kann und soll nicht nach den Gesichtspunkten eines Privat-Haushaltes geführt werden. Wir sind hier nicht bei "Wünsch-Dir-Was-zu-Weihnachten" sondern bei "So ist es". Pandemisch global, in der Republik und im Land. Und da gilt es, Weitsicht zu haben, uns nicht zu Tode und bis zur Handlungsunfähigkeit zu sparen, sondern den Kindern eine Stadt zu hinterlassen, in der sie auch morgen noch lernen, leben und arbeiten können.