Wolfgang Wulz kennt sich als Vorsitzender des Vereins "Schwäbische Mundart" mit Spitznamen aus. Foto: vb Foto: Schwarzwälder Bote

Mundartstammtisch: Wolfgang Wulz verteilt heitere Seitenhiebe / Ludwig Bosch, Roland Single und weitere im Melchinger "Ochsen"

Melchingen (vb). Einen ganz besonderen Gast begrüßte Adelbert Barth am Mittwochabend im Gasthaus "Ochsen" in Melchingen. Wolfgang Wulz, Vorstand des Vereins "Schwäbische Mundart", führte durch die Landschaft der Spitznamen in schwäbischen Gefilden.

Bei seiner Necknamenwanderung begann der "Knöpfleswäscher" in seiner eigenen Heimatstadt Heidenheim. Dass die schwäbische Hausfrau die in den Dreck gefallenen Knöpfle, also Hefeknödel, abgewaschen und ihrem Mann vorgesetzt hatte, zeuge von einer der wichtigsten Charaktereigenschaften des schwäbischen Volkes, der Sparsamkeit.

Und so habe eben jeder Ort seinen "Auname". Nur den für Melchingen habe er noch nicht herausgefunden, bedauerte Wulz, der den Veranstaltungsort des Mundartstammtisches als "großstädtische Gemeinde" bezeichnete – zumindest im Gegensatz zum "Kaff Salmendingen".

Und schon gingen die Frotzeleien los. Denn solche Leute, wie die im Killertal, bezeichne man üblicherweise als "Katzestrecker", wurde Wolfgang Wulz einen weiteren Seitenhieb los. Solche Taglöhner konnten sich früher keinen anständigen Sonntagsbraten leisten und hätten deshalb Katzen zur Strecke gebracht und zum Kraut gereicht. Ob nun "Plaschterstoischmeißer" oder "Daubescheißer" – da bekam am Mittwoch so mancher sein Fett weg.

Schwabe ist eben nicht gleich Schwabe, was man schon an den verschiedenen schwäbischen Dialekten erkennen könne, erläuterte der Mundartdichter. Der ist übrigens ein schöner "Schwätzer". Eigentlich ja ein schwäbisches Schimpfwort. Aber in diesem Fall unterscheidet es Wulz von den Liedermachern, Kabarettisten und Schauspielern im Mundart-Verein. Und er wechselte mal vom breitesten Knöpfleswäscher-Schwäbisch der Ostalb zum "Schorle-Schwäbisch" oder "Honoratioren-Schwäbisch" aus Stuttgart.

Den schönsten Dialekt pflege man allerdings in Jungingen, verkündete Ludwig Bosch selbstbewusst und erheiterte mit einem langen Gedicht über den Ofenkauf, um Heizöl zu sparen, bei dem er am Ende ein Vermögen investierte – in Unimog, Holzlagerungscarport, Spalter, Wippkreissäge und mehr. Die Bühne war inzwischen freigegeben für jedermann. Prompt gab Liedermacher Roland Single aus Winterlingen einen Witz auf Kosten der Junginger zum Besten: "Was is saumäßig bled und hat vier Fiaß?" Der Junginger und sein Bruder.

Nachdem Erwin Ott, Paul Bausch, Uli Barth und Friedrich Meier vom "Melchinger Dreigesang" schwäbische Lieder anstimmten, bei denen sogar das Publikum mitjodeln durfte, kam ein Seitenhieb gegen die Salmendinger.

Karl Failenschmid aus Gomadingen demonstrierte, wie knitz, also intelligent, der Schwabe ist mit folgender Frage eines jungen Mannes an ein Mädchen: "Dätsch du mi mege für den Fall, dass i di mege dät?"

Sonja Schneider aus Bronnweiler trug ein Gedicht über den Frühling vor, obwohl es "dusse sauiglet". Jo Schmieg aus Thanheim stellte die Frage, ob der Malersohn, der auf dem "Grischt" sitzt, denn das "Grischtkind" ist, und Neumitglied Matthias Flad aus Dettingen sang vom "Krätte mit henichem Henkl".

Mit der Schnulze "Mach’s guat" beendeten Adelbert und Lena Barth aus Melchingen den heiteren Mundartstammtisch.