Singen und musizieren sich 90 Minuten lang durch das Thema Nachbarschaft (von links): Wolfram Karrer, Berthold Biesinger, Mona Maria Weiblen und Gerd Plankenhorn. Foto: Becker Foto: Schwarzwälder Bote

Premiere: In "Hallo Nachbar" singen sich vier Lindenhof-Künstler humorvoll durch ein vielschichtiges Thema

"Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt", wusste schon Friedrich Schiller. In der neuen Lindenhof-Produktion "Hallo Nachbar" nähern sich vier Schauspieler und Musiker dem Thema. Mit viel Humor und viel Musik.

Burladingen-Melchingen. Derlei in schräge Töne und eingängige Liedchen verpackte Querschnitte beherrscht in der Region keiner so gut wie Heiner Kondschak. Er entwarf das Konzept, führte Regie und zeichnete zusammen mit Wolfram Karrer für die musikalische Leitung verantwortlich. Fast eine musikalische Revue zu einem Thema, das jeder kennt und zu dem jeder was zu sagen hätte, und das schon deshalb ein Erfolgsrezept ist.

Die Künstler und Musiker Berthold Biesinger, Gerd Plankenhorn, Mona Maria Weiblen und Wolfram Karrer fassen "Nachbarschaft" 90 kurzweilige Minuten lang in Worte und Töne. Da werden die Nachbarn zur Linken und zur Rechten besungen, die, mit denen man kann, und die anderen, mit denen man eben nicht zurechtkommt. Da geht es um Grenzziehungen und Argwohn, ums miesepetrige Beobachten der Nächsten, um Mordgelüste, ausgeborgte Schneeschaufeln oder Bratentöpfe, aber auch um gemeinsame Feiern, Freundschaften, Liebeleien und Toleranz.

Mit Gitarren, Saxofon, Klarinette, Trompete, Klavier und Akkordeon untermalen die Vier ihre Geschichten. Da gibt es den mitreißenden Rasenmäher-Rap, der jene Zeiten im Hochsommer thematisiert, in denen "immer irgendwo irgendein Depp" Grünpflege betreibt und Nachbars Nerven blankschrubbt, und Mona Maria Weiblen erntet viel Beifall und Gelächter, wenn sie mit Stöhnen und Seufzen jene Geräusche besingt, die durch dünne Wände dringen, während sich die Mieter der Nachbarwohnung höchst lustvoll betätigen und ihre Mitbewohner ungewollt zu akustischen Spannern machen.

Es geht auch um den Mond, der der Erde am nächsten ist und für den Thaddäus Troll 1957 schon einen wunderbar hintersinnigen Text geschrieben hatte. Die Theatermacher lassen selbst den Seitenhieb auf die zahlreichen Doku-Soaps nicht aus, die mit Gerichtssendungen und anderen TV-Formaten schlagzeilenträchtige Streitigkeiten zwischen Nachbarn ausschlachten, dabei wenig schlichten, aber für Quote sorgen. Dabei soll es ja – die Künstler geben ein Beispiel – in manchen Gegenden südeuropäischer Länder üblich sein, Streitigkeiten in einem Sangeswettbewerb auszutragen und sich den Ärger einfach von der Seele zu singen.

Gegen rassistische Hetzreden, mit diesem aktuellen Appell endet die Vorstellung, hilft es jedenfalls nur, aufzustehen und "Nein" zu sagen.

 Die nächsten Vorstellungen von "Hallo Nachbar" stehen am Donnerstag und Freitag, 29. und 30. November, und am Donnerstag und Freitag 6. und 7. Dezember, auf dem Spielplan.