Am frühen Donnerstag Morgen waren sie schon vor Ort, die Spurensicherer vom Polizeipräsidium Reutlingen, fotografierten die verbrannten Bahnschwellen und sicherten Beweise. Der dritte Brand in Killers Ortskern innerhalb von einer Woche wirft viele Fragen auf. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Brände: Die Polizei ermittelt mit Hochdruck rund ums Peitschenmuseum in Killer / Dreimal in sieben Tagen züngelten die Flammen

Von Erika Rapthel-Kieser

Diesmal waren es nur Holzbalken, alte Bahnschwellen der HzL, die nachts hinterm Bahnhof in Killer und ganz in der Nähe des Peitschenmuseums in Brand gerieten. In dem Museum hatte es zuvor bereits zweimal innerhalb weniger Tage gebrannt.

Burladingen-Killer/Stuttgart. Trotzdem, auch nach diesem dritten Feuer in Killers Ortskern bleibt die Polizei dabei: "Von einer Serie oder gar einem Feuerteufel zu sprechen ist zu früh", sagte auf Anfrage unserer Zeitung ein Sprecher der Pressestelle des Polizeipräsidiums Reutlingen, das seit einiger Zeit für den Landkreis zuständig ist. Dass die beiden Brände im Peitschenmuseum, am Donnerstag und Samstag vergangener Woche und jetzt der rund hundert Meter davon entfernt in Zusammenhang stehen, das wollen und dürfen die routinierten Beamten nicht zwangsläufig voraussetzen. Auch nicht, wenn selbst Feuerwehrleute schon von einem Serienbrandstifter sprechen.

Möglich ist auch, dass der letzte Brand von einem Nachahmungstäter, vielleicht von in Corona-Zeiten extrem gelangweilten Jugendlichen, gelegt wurde. "Wir können noch nicht sagen, ob das dieselben Täter und es eine Serie ist", betont der Pressesprecher "und bei laufenden Ermittlungen sind wir ohnehin immer zurückhaltend", stellt der Pressesprecher aus der Reutlinger Behörde klar.

Allerdings wird akribisch ermittelt, wie der Schwarzwälder Bote sich am frühen Donnerstagmorgen, wenige Stunden nach dem dritten Brand, selber vor Ort überzeugen konnte. Da betrieb ein Einsatzteam der Polizei gerade Spurensicherung, schaute sich den Schaden an, fotografierte die fein säuberlich von der Feuerwehr auseinandergelegten Bahnschwellen und sicherte mögliche Beweise.

So selten ist es tatsächlich nicht, dass Brandstifter gefasst werden. Ein Sprecher des Innenministeriums in Stuttgart berichtet von den Zahlen in der landesweiten Kriminalstatistik. 2019 gab es 2007 Brandstiftungen im Südwesten. Die Aufklärungsquote lag bei 56 Prozent. Nicht schlecht bei einem Verbrechen, das meist bei Nacht und Nebel stattfindet.

Wann dieser bislang letzte Brand, genau eine Woche nach dem ersten im Peitschenmuseum ausbrach, ist ebenfalls unklar. Fest steht, dass ein Anlieger gegen 6.30 Uhr am Donnerstagfrüh das Feuer auf dem Stapel der Bahnschwellen bemerkte und Polizei und Feuerwehr auf den Plan rief. Vor Ort war dann auch Gert Schäfer, Ortsvorsteher von Killer, die Wehr von Killer rückte mit zehn Mann an, löschte mit Schaum und legte die Schwellen kokelnden Schwellen hernach auseinander.

Die Polizeidienststelle Hechingen begann kurz danach bereits mit der ersten Spurensicherung. Ob die Polizei auch in die Richtung ermittelt, dass es sich um persönlich motivierte Brandanschläge handeln könnte, die gegen den Leiter des Peitschenmuseums Oliver Simmendinger gerichtet sind, der ja gerade erst als Junginger Bürgermeister sein Amt antrat, dazu wollte der Sprecher des Präsidiums keine Angaben machen.

Simmendinger selber jedenfalls glaubt nicht, dass der Täter es persönlich auf ihn, das Peitschenmuseum oder den Heimatverein von Killer abgesehen hat, wie er sich Medienvertretern gegenüber äußerte.

Wenn der Verdacht einer Brandserie besteht, dann werden im Hohenzollerischen Erinnerungen an etwas ältere Fälle und durchaus sehr erfolgreiche Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei wach. Vor drei Jahren war es eine Einbruchsserie in die Kindergärten der Region, die ihren Höhepunkt erreicht hatte, als eines Nachts der katholische Kindergarten St. Fidelis in Burladingen fast komplett nieder brannte. Die Polizei stellte dem Täter-Trio darauf hin eine Falle und schlug per geplantem Großeinsatz samt Hubschrauber und spektakulärem Scheinwerferlicht aus den Lüften des Nachts über dem beschaulichen Ortsteil Hausen zu. Dort hatten die Täter versucht, in den Kindergarten am Nikolausheim einzudringen. Alle drei kamen vor Gericht und wurden verurteilt.

In Rangendingen und Umgebung war es gar ein 22-jähriger Feuerwehrmann, der zwischen Oktober 2013 und Februar 2014 sechs Brände gelegt hatte und wegen der peniblen Ermittlungsarbeit der Polizei mit Auswertung von Handydaten, Bewegungsprofilen und DNA-Beweisen ermittelt wurde. "Unser ganz normaler Arbeitsalltag", wie es der Reutlinger Polizeisprecher jetzt fast etwas abwiegelnd kommentierte. Der psychisch angeschlagene Rangendinger Täter wurde damals von der Großen Strafkammer des Hechinger Landgerichtes zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt.