Bundesarbeitsministerin besucht Trigema-Werk in Burladingen und diskutiert mit dem Unternehmer
Von Klaus Stopper
Burladingen. Rau und frisch weht der Wind auf der Alb, das erlebte gestern Ursula von der Leyen bei ihrem Besuch im Burladinger Trigema-Werk. Firmenchef Wolfgang Grupp sagte der Arbeitsministerin deutlich seine Meinung zur Bundespolitik, zeigte sich aber auch charmant.
Auffallend: Bonita Grupp, die 23-jährige Tochter des Firmenchefs, nahm auch an dem Treffen teil. Kein Zufall. Wie Wolfgang Grupp bekannt gegeben hat, tritt Bonita Grupp nun in der Firma eine Stelle im Bereich eCommerce an, ihr 22-jähriger Bruder Wolfgang folgt im Januar. Beide sollen zunächst keine Führungsaufgaben übernehmen und erst den Betrieb kennen lernen, so der Chef.
Beim Rundgang durch die Produktionshallen spielte diese Thema aber keine Rolle. Dort verblüffte Grupp die Ministerin zunächst dadurch, dass er jeden Produktionsschritt bis ins Detail erklären konnte.
In der anschließenden Gesprächsrunde am Konferenztisch lobte ihn die Ministerin für seine "besondere Haltung" als Arbeitgeber. Er sei zwar auch "ein Mann der Zahlen", zugleich pflege er aber ganz bewusst die Beziehung zur Belegschaft, gebe jedem die Chance, sich zu entwickeln, sei auch bei persönlichen Problemen ansprechbar und verkörpere in seiner Person die Werte, die er von anderen einfordere.
Wolfgang Grupp lächelte stolz und rückte das Bild vom sentimentalen Unternehmer vehement gerade. "Ich tue das, weil mir ein gutes Miteinander im Betrieb mehr Vorteile bringt", stellte er klar. Er sei ein "knallharter Geldverdiener" und "Kapitalist", keinesfalls ein "Sozialsäusler". Aber nur das, was er auf diese Weise verdiene, versetze ihn überhaupt in die Lage, sozial handeln zu können.
Rau und frisch ging es weiter. Wenn er sehe, wie teilweise unfähige Manager in Deutschland Millionengehälter einstecken während sie zugleich Arbeitsplätze vernichten, könne er die Umverteilungsforderungen von SPD und Grüne verstehen, schrieb er von der Leyen ins Stammbuch. Die Regierung müsse dringend Regeln schaffen, die Manager für Fehlentscheidungen haftbar machen. Da bleibe die Regierung aber untätig. "Persönliche Haftung ist die Grundlage für unternehmerisches Handeln", das ist für ihn ein ökonomisches Glaubensbekenntnis. Und dafür, dass die CSU bei verunglückten Bankgeschäften Millionen Euro vernichtet habe, könnte ruhig auch jemand persönlich haften, fügte er an. Von der Leyen hörte sich das durchweg mit strahlend-freundlichem Lächeln an. Annette Widmann-Mauz, die sich als lokale CDU-Kandidatin nach Burladingen eingeladen hatte, dürfte sie auch schon etwas "vorgewarnt" haben. Grupp ist in seiner Art sicher ein interessanter und gelegentlich verblüffender Gesprächspartner. Als von der Leyen ihm beipflichtete, "da haben sie recht", konterte Grupp: "Das sagt jeder, wenn er eine Weile mit mir gesprochen hat." Da musste die Ministerin lachen.
Von der Leyen hob die Ausbildungsleistung von Trigema hervor und lobte das Versprechen, dass jedes Mitarbeiterkind einen Ausbildungsplatz erhält. Nach seiner vehementen Kritik an deutschen Wirtschaftsgepfolgenheiten schwenkte er dann zum Ende um und gab der Ministerin Raum, ihre politischen Vorstellungen zu formulieren. Wolfgang Grupp outete sich als CDU-Wähler, der das auch im Betrieb propagiert, und er gab der Ministerin mit Fragen Gelegenheit, die Leistungen der Bundesregierung und vor allem Angela Merkels in der Bewältigung der Finanzkrise zu betonen.
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