Kosmetikerin Melanie Schülzle fühlt sich besser, wenn Kundinnen zertifizierte Schnelltest mitbringen. Auch für Kinder, so sagt die zweifache Mutter, seien Tests doch "kein Ding". Foto: privat

Einige ihrer Kolleginnen, so sagt die 39-jährige zweifache Mutter und selbstständige Unternehmerin, "gibt es nicht mehr". Zumindest nicht in dieser Branche.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Burladingen - Vor allem in den Großstädten bedeutete der Dauer-Lockdown für viele, die die so genannten "körpernahen Dienstleistungen" anboten, das Aus. "Da hat so manch eine die hohen Mieten nicht mehr zahlen können", sagt Melanie Schülzle über Kosmetikerinnen, Fußpflegerinnen, Podologinnen und auch Friseure. Sie selber hatte Glück, meint sie. Die Bundeshilfen kamen jeweils pünktlich, halfen über das Gröbste hinweg, und im eigenen Haus fiel die Miete nicht ins Gewicht.

Aber: "Nach so vielen Monaten sind jetzt auch meine Reserven aufgezehrt. Meinen Kolleginnen geht es auch so, und es war höchste Zeit, dass auch wir wieder aufmachen durften".

Mit dem Schwarzwälder Bote sprach Melanie Schülzle sehr freimütig über die Probleme der Kosmetikerinnen und Fußpflegerinnen und darüber, wie es jetzt weitergehen kann. So manche ihrer Kolleginnen rettete sich über die lange Zeit vor allem mit den so genannten "medizinischen Dienstleistungen", für die sie ausgebildet waren, denn die waren erlaubt.

Permanente Berg- und Talfahrt als hilfloses Anhängsel an der Lok der Inzidenzen

Dankbar war Schülzle, dass sie jene Kunden, die medizinische Hilfe in der Fußpflege benötigten, an die speziell ausgebildete Burladinger Podologin weiter empfehlen konnte. Ihre eigenen Kunden, die medizinische Dienstleistungen gebraucht hätten, etwa wegen schwerer Akne oder extrem trockener, unreiner oder sehr stark behaarter Haut, durfte Melanie Schülzle nicht bedienen.

"Es war immer nur von Friseuren oder von den Fitness-Studios die Rede. Wir hatten nie eine Lobby. Wir sind so wenige, dass wir wohl nicht ins Gewicht fielen. Da kam zu den Monaten des Lockdowns auch noch der Frust darüber, dass wir gefühlt vergessen wurden", sagt sie im Rückblick. Tatsächlich mag es in Burladingen samt Stadtteilen kaum zwei Dutzend Kosmetikerinnen oder Fußpflegerinnen geben.

Die 39-Jährige Schülzle hatte ihren Betrieb 2018 erst eröffnet. "Es fing gerade an, richtig gut zu laufen, da kam der erste Lockdown", erinnert sie sich an den März 2020. Danach waren es immer nur wenige Wochen, manchmal sogar nur Tage, dass sie ihr Geschäft öffnen konnte.

Im Juli vergangenen Jahres wieder öffnen, im September wieder schließen. Ende September noch mal öffnen, und dann kam die so genannte November-Notbremse. Im März 2021 war sie für nur wenige Tage für ihre Kunden da. Es war eine permanente Berg- und Talfahrt als hilfloses Anhängsel an der Lok der Inzidenzen.

Erster Arbeitstag nach sieben Monaten

Am vergangenen Montag war dann für sie und ihre Kolleginnen im Zollernalbkreis der erste Arbeitstag nach sieben Monaten endlich gekommen. Seitdem ist sie wieder voll im Einsatz, denn: "Die meisten Menschen nehmen die Schnelltests gerne in Kauf", sagt sie über das Gros ihrer Kundinnen. Für Behandlungen im Gesicht, zu denen die Maske abgesetzt werden muss, sind die sogar immer noch vorgeschrieben, betont die Kosmetikerin. Und das, findet sie, sei auch richtig so. Auch sie selber geht zwei Mal in der Woche zum Schnelltest.

Nach einem Coronafall in der Familie schwört sie geradezu darauf. Zumutbar sei das – auch für Kinder. Ihre eigenen sind neun und sechs Jahre alt. "Diese Lollitests, das ist doch längst kein Beinbruch, und in der Schule und in den Kindergärten läuft das mittlerweile ja auch völlig problemlos", berichtet sie.

Melanie Schülzle hofft sogar, dass die Tests noch lange weiter laufen, auch dann, wenn die Mehrheit der Deutschen vielleicht einmal geimpft ist. Denn: "Wenn meine Kolleginnen und ich damit unsere Geschäfte offen lassen können, wenn sowohl die Kunden als auch wir uns damit gut und sicher fühlen, dann ist es das doch wert." Sie freut sich über jede Kundin, die da auch an ihre "körpernahe Dienstleisterin" denkt und den Test wie selbstverständlich gleich mitbringt.

So läuft es gut seit Montag. Aber: Sicher ist nichts, und ein wenig schwingt bei unserem Gespräch die Angst vor einer vierten oder fünften Welle im Spätherbst oder Winter noch in Schülzles Stimme mit. Denn das monatelange Auf und Ab war wohl ihre prägendste Erfahrung der vergangenen eineinhalb Jahre. Nicht nur für sie.