Dekan Widmann nimmt der neuen Pfarrerin Annegret Liebmann und den Kirchengemeinderatsmitgliedern ihr Gelöbnis ab. Foto: eri Foto: Schwarzwälder Bote

Investitur: Nach einem Jahr Vakanz haben die evangelischen Christen Burladingens wieder eine Seelsorgerin

Nach genau einjähriger Vakanz und einer turbulenten Zeit im Kirchengemeinderat war es gestern soweit: Die 54-jährige Annegret Liebmann wurde am Sonntag als evangelische Pfarrerin in der Burladinger Versöhnungskirche in ihr Amt eingeführt.

Burladingen. "Es ist mir ein großes Bedürfnis, mich zu bedanken", betonte der Balinger Dekan Beatus Widmann während des Gottesdienstes und lobte den Einsatz des Kirchengemeinderats, der Ehrenamtlichen, der Pfarrer, die vertretungsweise Dienste übernommen hatten, und der Gemeinde, die sich während des einen Jahres in Geduld geübt hatte. "Diese Zeit ist nun vorbei", betonte Widmann. "Gib ihr Treue und Mut, dein Wort zu sagen", bat Widmann in seinem Gebet. Pfarrerin einer Gemeinde zu sein, das sei eine große und schwere, aber auch schöne Aufgabe.

Nachdem sich Liebmann der Gemeinde vorgestellt hatte, sprach sie noch einmal kurz über ihre Schwerpunkte. "Eigentlich geht es heute gar nicht anders", sagte sie über die Ökumene und betonte, für wie wichtig sie Toleranz und Wertschätzung, das Miteinander halte. Transparenz und Kommunikation seien dabei Schlüsselworte. "Ich bin gerade vier Wochen hier und fühle mich schon heimisch." Peter Dieling vom Kirchengemeinderat der Lukaskirche in Ulm, in der Liebmann zuvor Seelsorgerin war, betonte, wie sehr er die Pfarrerin in den 16 Jahren ihres Dienstes in Ulm schätzen gelernt habe. Ihre liturgisch geprägten Passionsandachten seien ihm da besonders in Erinnerung. Die ehemalige Studienkollegin und langjährige Freundin, Pfarrerin Ulrike Nading sagte: "Ich kenne Dich als eine Frau, die nicht locker lässt", und dies sei angesichts der nicht nur im bildlichen Sinne vielen Baustellen, die in Burladingen auf Annegret Liebmann warten, gut so.

Nach der Amtseinsetzung, dem Gelübde und dem Segen des Dekans Widmann, widmete sich Liebmann in ihrer ersten Predigt in der Fehla-stadt dann den Werten, die es zu vermitteln gelte. Für Christen gelte es, nicht nur dazu aufzurufen, sondern die Botschaft Christi auch zu leben.

Der Erste Beigeordnete Berthold Wiesner entrichtete die Grußworte der Stadt Burladingen, sicherte eine gute Zusammenarbeit zu und überreichte zum Geschenk auch Wander- und Radwegekarten. "Genießen sie die Natur in unserer Gegend und machen sie sie zur Quelle ihrer Kraft für ihre Arbeit."

Mit großem Wohlwollen, so der katholische Vikar Cornelius Chukwu, habe die katholische Gemeinde Liebmanns Einstellung zur Ökumene vernommen. "Wir bauen Brücken zu einander, sitzen im gleichen Boot und spüren die Säkularisierung der Gesellschaft". Darum sei der Zusammenhalt der Konfessionen umso wichtiger.

Monika Rudolf, Leiterin des Burladinger Schulverbunds freute sich, Liebmann auch als Kollegin und Religionslehrerin an der Grundschule begrüßen zu dürfen, ebenso Schuldekanin Amrei Steinfort. "Mir ist das Herz aufgegangen, als ich gehört habe, wie wichtig für sie der Religionsunterricht ist", sagte Steinfort.

Pfarrerin Bärbel Danner, die während der Vakanz viele Gottesdienste abgehalten hatte, wies auf die Tradition der Fehlastadt als von der Textilindustrie geprägten Ort hin. Sie zitierte aus dem Lied der streikenden Textilarbeiterinnen in Massachusetts von 1912, Brot und Rosen. Die Arbeiterinnen hatten gerechten Lohn gefordert und eine menschenwürdige Arbeits- und Lebensumgebung. Als Sinnbild übergab Danner ihrer neuen Kollegin und Freundin zum Geschenk auch ein Brot und eine Rose.

Grüße vom Kirchengemeinderat überbrachte Uwe Wolf. "Wir nehmen sie mit offenen Armen auf", versicherte er. Zuvor hatte die Vorsitzende des Besetzungsgremiums, Vera Bender, von ihrem ersten Kennenlernen versichert: "Sie sind nicht alleine". Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom Gospelchor Inspirit, ein Stehempfang schloss sich an.