Das Ensemble des Lindenhofs bringt "Global Player" auf die Theaterbühne. Foto: Becker Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: "Global Player": Die Lindenhöfler und Regisseur Hannes Stöhr über den steinigen Weg vom Filmset auf die Bühne

Burladingen. Fotos machen, das geht heute gar nicht. Auch den erfolgreichen Filmregisseur Hannes Stöhr hat die Grippewelle überrollt. Bei der Pressekonferenz im Lindenhof-Theater in Melchingen sitzt er zwei Meter vom Tisch entfernt und sieht - der Schwabe würde sagen – aus, "wia’s Käddzle am Bauch".

Simone Haug kümmert sich um seinen Tee und der gebürtige Hechinger Stöhr ist trotz Blässe und Augenringen immerhin gut genug bei Stimme, um mit den Presseleuten und dem Ensemble ungezwungen über die Theaterinszenierung "Global Player – wo wir sind isch vorne" zu plaudern. Die sei trotz der grassierenden Krankheiten in trockenen Tüchern.

Alles laufe, und auch in dem Bühnenstück werde zur schwäbischen Sprache gestanden, verspricht Stöhr. Das "ARD-Schwäbisch", so nennt er es selbstironisch, wird in Melchingen anders klingen. Es muss ja nicht bis Hamburg verkauft werden, wie seinerzeit sein Kinostreifen gleichen Namens. Und schon ist der Macher von "Berlin Calling" und "One Day in Europe" mittendrin, über die Unterschiede zwischen Film und Theater zu reden. Über Verleihstrukturen, seine Zeit an der Filmakademie in Berlin und wie er Jahre später die Heimat wieder entdeckte. Und dass es gut war, zu warten mit der Bühnenversion. Sie nicht gleich nach dem Film in Angriff zu nehmen. Denn die Idee, den Stoff für die Theaterbühne zu adaptieren entstand schon beim Filmen 2013 und 2014. Nicht nur, dass in Hechingen, auf der Burg Hohenzollern, in der Villa Eugenia und in Hechinger Firmen gedreht wurde – es spielten auch der Lindenhof-Intendant Stefan Hallmayer und Ensemble-Mitglied Berthold Biesinger mit.

"Der Stoff gehört in die Region", sagt Hallmayer und berichtet von den Exkursionen des Ensembles in die Textilfirma Comazo nach Albstadt und in die Firma Merz nach Hechingen. Und Stöhr erzählt, wie er nach mehr als zwei Jahrzehnten in "der Blase Berlin" bei seiner Rückkehr nach Hechingen feststellen musste, wie sehr der Wandel in der Textilindustrie die Region gebeutelt hat. Dass der gut situierte Sohn eines wohlhabenden Garnverkäufers, mit dem er als junger Mann in Hechingen einst Tennis gespielt hatte, nun zu den Globalisierungsverlierern gehörte und von Hartz IV lebte.

Diese Globalisierung, die Geschichte eines schwäbischen Traditionsunternehmens mitsamt der Familiensaga, die Erlebnisse jener Seniorchefs, Firmengründer und haftenden Gesellschafter, die als junge Männer in den Krieg ziehen mussten, die jetzt 90 Jahre oder älter sind – all das hat er mit "Global Player" aufgegriffen. "Es geht darum, dass diese Generation jetzt geht und wir die letzte Chance haben, sie noch einmal zu Wort kommen zu lassen", sinniert Stöhr. Die Bühnenversion des Erfolgsfilms sei aber deutlich komprimierter bekennt der Dramaturg Franz Xaver Ott. Theater zwinge eben zum Fokussieren, und der Stoff musste schließlich dem Ensemble und den Rolleninhaber auch auf den Leib geschrieben werden. Die Bühnenbildnerin Claudia Rüll Calame-Rosset, die auch für die Kostüme verantwortlich zeichnet, erzählt schließlich, was sie als Herausforderung empfand: Sie will die Enge, in der die Kinder des Firmenpatriarchen groß werden, mit ihren Kulissen darstellen, auch, wohin sie ausbrechen, um "dann ein Satellitendasein zu führen", ohne ihre Wurzeln und ihre Herkunft je abstreifen zu können.

Aus den zwei Söhnen und zwei Töchtern sind in der Theaterinszenierung zwei Söhne und eine Tochter geworden, gespielt von Linda Schlepps, Gerd Plankenhorn und Stefan Hallmayer. Auch die Namen der Kinder sind verändert. Die Rolle des Firmenpatriarchen übernimmt Bernhard Hurm. Und Berthold Biesinger, der in der Abschluss-Szene des Films als Arbeiter an der Rundstrickmaschine die Chinesen schusselig schwäbelt, steht auch auf der Bühne für die braven fleißigen Textilarbeiter aus der Region.

Gespielt wird "Global Player" nach der Premiere am kommenden Samstag auch am Sonntag, 4. März, ab 17 Uhr, am Donnerstag, 8. März, Freitag, 9. März, und Samstag, 10. März, jeweils um 20 Uhr sowie am Sonntag 11. März um 17 Uhr. Auch vor Ostern steht "Global Player" in der Melchinger Scheune noch dreimal auf dem Spielplan.

Danach werden wieder die Handwerker in der Theaterscheune Regie führen: Der Lindenhof wird immer noch umgebaut und "Global Player" geht auf Gastspielreise. Die Tragikomödie wird unter anderem in Hechingen in der Stadhalle Museum am Dienstag, 17. April, aufgeführt. Dazu, sagt Stöhr, seien dann auch das Filmensemble und Georg Friedrich Prinz von Preußen eingeladen.