Die Straßen in Burladingen waren voller Besucher, die das traditionelle Schauspiel sehen wollten. In der ganzen Stadt ertönte die Musik der Narren. Foto: Schwarzwälder Bote

Narretei: Politiker klopfen an die Haustüren / Männer spielen Frauenrollen

Tausende feierten am Samstag Fasnet, so wie es sein soll: Traditionell, urig, friedlich und bei bester Laune. Das 15. Fasnetsspiel nach seiner Wiederbelebung wurde einmal mehr allen Erwartungen gerecht.

Burladingen. Mit Fasnetsspielern, Hochzeitsladern, Kassenbuben und Musikanten waren rund 250 Teilnehmer unterwegs. Burladingen stand wieder Kopf. Und so wie man es in den Anfängen erhofft hatte, ist es gekommen. Viele ehemalige Burladinger aus allen Ecken kamen an dem Tag "heim" um Freunde und Bekannte zu treffen, die man das ganze Jahr nicht sieht.

In allen Gassen hallte Musik und die Hauzeglader luden an allen Türen zur Hochzeit ein, indirekt freilich zum Fasnetsspiel. Aber die "Hauzegscheke", die nahmen sie alter Tradition folgend gleich mit. Die Eier und der Speck wurden dann nach dem Fasnetsspiel in einer großen Pfanne gebraten und an die Gäste kostenlos ausgegeben.

Bis in die Nacht hinein wurde in der Zunftstube, den Besenwirtschaften und Gaststätten gefeiert. Dazwischen aber war allerhand geboten. Die Nautle hatten alle Fasnetsspielaktivisten zur Stärkung am frühen Morgen ins Café Roder eingeladen, wo die Narren von Zunftmeister Josef Entreß begrüßt und von Fasnetsspielleiter Hubert Pfister instruiert wurden. Die Burladinger Lumpenkapelle gab ein Gesangstück zum Besten und Joachim Gerlach lieferte den obligaten Brautspruch ab. "Hund oder Mann, dia Frog ischt gegäba, Versau i mir den Teppich, oder das ganze Leba" und später "Auch unter der kleinsten Steppdecken, kann der greischte Depp stecken. Auf dia Männer, die wir lieben, und die Penner, die wir kriegen." Gerlach heimste damit viel Beifall ein und die Stimmung im Roder war auf den Punkt richtig um die Stadt einzuladen.

Auch die Frauenband "Hälenga Schee" gab zum Fünfjährigen einen Beitrag zum Besten: "Bei der Fasnetsspielerei, do send mir s’fufd Jophr dabei, und hoffet s’isch no lang noit verbei, dia Hälenga Schee Spielerei."

Neben den Landtagsabgeordneten Karl Wilhelm Röhm und Rudi Fischer, dem Bundestagsabgeordneten Martin Rosemann sowie dem EU-Abgeordneten Andreas Glück klopften auch der erste Beigeordnete Berthold Wiesner und der Direktor des Progymnasiums Johannes Heß an die Haustüren.

Während die Hauzeglader durch die Straßen zogen kümmerten sich die Fasnetsspieler um das traditionell spartanische Bühnenbild, unterzogen sich dem Soundcheck, ließen sich schminken und Bärte ankleben.

Johannes Leibold spricht über Alblichtspiele und den scheidenden Bürgermeister

Eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Fasnetsspiel zogen die Gruppen einzeln zum Wagen hin, wo sie von Martin Buck vorgestellt wurden. Läufer Johannes Leibold ließ dann vor großer Kulisse kein aktuelles Thema aus, wie die Schließung der Alblichtspiele: "A Kinofilm dreht ma, aber zu vieler Verdruß machet der Saalbau-Ludwig mit em Kino Schluss. Aus isch au mit am Schlotzer lutscha und aus isch mit e dr letzta Roiha knutscha, bis der s’Maul waih dau hot so fescht, do hoscht nemme mol gwisst, was für a Film gloffa ischt."

Und zum Bürgermeister: "Ond weil’s so schee war dia Wählerei, däffe mir des Johr doch glei, wieder wähla, ond zwar, wer hät’s glaubt, wähle mir auser Stadtoberhaupt. Weil dr Ebert völlig überraschend für de ganz Stadt am Landratsamt gfaxet hat, dass er um sei Entlassung ersucht, i glaub it dass dr Landrat hot versucht, ihn zum überreda, dass er bleibt, drom isch jetzt amtlich, liabe Leit. Em Juni isch sei Ära hier Geschichte dann, so häts it ausgau miaßa und i mecht au it lang, nochetretta, noi i hoff viel mehr der Bürgermoischterwahlkampf wird aständig und fair, des dät aus Burladenger guat, wenn its’ganz Land überne da Kopf schüttladuat."

Dann aber waren die Fasnetsspieler an der Reihe. Robert Kramer war die Rolle der schwerhörigen Oma auf den Leib geschrieben, aber auch die anderen Akteure überzeugten.

Auf der Bühne standen Josef Entress als Bräutigam Heinz und Bernhard Schmid als Braut Lisa. Die Eltern der Braut spielten Johannes Holzer als Alfons und Simon Riehle als Marianne, die des Bräutigams Hubert Pfister als Willi und Michael Mauz als Waltraud. Weiterer Akteur war Matthias Schmid als Schwester der Braut. Außerdem spielten Udo Bartsch als Standesbeamtin Frau Schön und Eberhard Brunner als Onkel Xaver mit.

Mit Tobias Neusigl hatten die Nautle einen Fachmann am Start, der es ermöglichte, dass alle das Fasnetsspiel gut verstanden, wofür die Nautle viel Lob erhielten.