Entführung und Körperverletzung - jungem Mann drohen vier Jahre Haft. Mitläufer könnten glimpflich davonkommen.

Burladingen - Entführung, Körperverletzung - wegen happiger Vergehen verantworten sich fünf junge Burladinger vor dem Landgericht. Ganz unterschiedliche Wege führten sie auf die Anklagebank, wie die Verhandlung am Mittwoch zeigte.

Es gibt Mitläufer, die in die Sache reingerutscht sind und wohl nie wieder vor dem Landgericht stehen werden. Und es gibt einen jungen Mann, der bereits in Haft sitzt und der in Fußfesseln in den Saal geführt wird. In den Verhandlungspausen darf er seine Freundin kurz umarmen. Wertvolle Momente für ihn, denn ihm droht eine lange Haft.

Der Grund, weshalb die Fünf vor Gericht stehen: Im Juni vorigen Jahres wollten sie in Sindelfingen für 500 Euro Marihuana kaufen. Sie wurden über den Tisch gezogen und erhielten nur ein Tütchen mit Laubschnipseln. Um ihr Geld zurückzubekommen, packten sie in der Nacht ihren Mittelsmann in ein Auto, teilweise musste er im Kofferraum mitfahren, und verprügelten und bedrohten ihn. Als sie ihn freiließen, zeigte er sie bei der Polizei an.

Der junge Mann, der über das Internet den Kontakt zu dem Drogen-Mittelsmann hergestellt hatte, war zum Tatzeitpunkt 17 Jahre alt. Er schlug wohl nicht zu. Er hat den Realschulabschluss gemacht, will ein freiwilliges soziales Jahr einlegen und eine Lehre beginnen. Er sei ein guter Kerl, die Tat ein Unfall, meint der Experte der Jugendhilfe.

Harmlos wirkt auch die junge Frau, die im Auto mitgefahren ist. Förderschule, Hauptschulabschluss, nun hofft sie auf eine Vollzeitstelle. Drogen hat sie nie genommen.

Tiefer drin hängt ihr Freund, ein arbeitsloser Fleischergeselle. Als Kind zog er mit der Familie häufig um, die Hauptschule packte er knapp, Lehre und Berufsleben vermittelten ihm wenig Erfolgserlebnisse. Als ihn die erste Freundin verließ, geriet er in eine Lebenskrise, wurde zeitweise mit Medikamenten behandelt. Er verlor die Arbeit und wohl auch die Orientierung im Leben. Er hat in der Tatnacht zugeschlagen und wüste Drohungen ausgestoßen. Möglicherweise reagierte er eine grundsätzliche Wut auf das Leben ab, die nicht nur mit dem missratenen Drogengeschäft zu tun hatte. Mittlerweile hat er eine Therapie hinter sich, und auch durch seine Freundin scheint er sich wieder stabilisiert zu haben.

Die schillerndste Figur auf der Anklagebank ist sicher der junge Mann, der derzeit wegen eines anderen Delikts bereits in Haft sitzt. Er ist in den vergangenen zehn Jahren immer wieder straffällig geworden. Den Platz auf der Anklagebank kennt er von mehreren früheren Verhandlungen.

Als er seinen Werdegang offenbart, wird deutlich, dass in seinem Leben viel schief ging. Bereits mit 14 wird er wegen sexueller Nötigung aktenkundig, ein Jahr später wird sein Freund vor seinen Augen mit einem Messer erstochen. Für ihn der Schock seines Lebens. Er macht sich seither Vorwürfe, hat Alpträume, fragt sich, ob er damals hätte eingreifen können. "Seither war mir eigentlich alles egal", sagt er vor Gericht. Die Schule hatte für ihn keine Bedeutung mehr, mit Ach und Krach schaffte er den Hauptschulabschluss, brach eine Fleischerlehre ab, arbeitete in Jobs, dann gar nicht mehr.

Er trank viel, wohnte bei wechselnden Freunden, brach den Kontakt zur Familie ab, weil die ihn unter Druck setzte. Immer wieder Straftaten: Sachbeschädigung, schwere Körperverletzung, Diebstahl, Bedrohung - weil Bewährungsstrafen keine Wirkung erzielten, musste er 2006 ins Gefängnis. Seit im Jahr 2009 seine Tochter geboren wurde, habe er sich besser im Griff, versichert er dem Richter. 2012 sei ihm dann aber eine Anklage wegen Betäubungsmittelhandel angehängt worden, obwohl er unschuldig sei. Vier Monate Gefängnis drohten ihm. Da habe er alle guten Vorsätze vergessen und "richtig angefangen mit Marihuana". Dann beging er die aktuelle Straftat, die ihn nun für viele Jahre hinter Gitter bringen könnte.

Am Mittwoch, 26. Juni, wird der Prozess fortgesetzt.