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Mediziner weist auf Problem hin. Mangel an Masken und Material für Menschen an der Front.

Burladingen/Stuttgart/Berlin - Bei den Ärzten im Südwesten gärt es. Ein Mediziner aus Burladingen hat uns darauf hingewiesen, aber das Problem besteht landes- oder sogar bundesweit. Die Praxen haben keine Schutzausrüstungen mehr. Die Kassenärztliche Vereinigung bestätigt: "Der Markt ist leergefegt".

In Zeiten, in denen die Politik verlangt, dass jeder zum Nächsten Abstand halten sollte, in denen Geschäfte geschlossen, Flughäfen stillgelegt und Grenzen verrammelt werden ein gefährlicher Zustand. Ausgerechnet für jene, die an vorderster Front den kranken Menschen dienen und dabei jetzt womöglich ihr eigenes Leben riskieren gibt es teilweise, je nach Vorratshaltung der einzelnen Praxis nicht mal mehr Desinfektionsmittel.

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Auf Anfrage des Schwarzwälder Bote bestätigt der Leiter der Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg mit Sitz in Stuttgart: "Wir haben aktuell Probleme, was die Ausstattung der Praxen mit Schutzausrüstung angeht. Die Schutzausrüstung, die in den Praxen vorhanden ist, ist nicht auf solche Situationen ausgelegt. Der Markt ist weitgehend leergefegt. Aktuell wird versucht, bundesweit Schutzausrüstung zu besorgen und dann auch an die Ärzte zu verteilen, wobei die Krankenhäuser und die Notfallpraxen sowie Abstrichzentren bevorzugt beliefert werden." Wenn, ja wenn sich dann bald was auftreiben lässt. Eine weitere Sprecherin der KV Baden-Württemberg erläutert zusätzlich die Situation.

Ärzte besorgen und kaufen sich ihre Schutzausrüstung im Normalfall selber, meist bei Großhändlern, die über ein weit verzweigtes, sehr globalisiertes Netz für ihre Artikel verfügen. Manche der Artikel kommen aus Deutschland – aber eben längst nicht alle. Und gerade wenn es um die verschiedenen genormten Atemschutzmasken geht, die teilweise Filter in der Mitte enthalten, kommt vielleicht die Maske selber aus deutscher oder europäischer Produktion. Die Einzelteile aus Plastik für den Filter aber bestünden vielleicht aus anderem Material oder Fertigteilen, die nicht selten vom anderen Ende der Welt geliefert werden. Stichwort: Globalisierung. Die Kassenärztliche Vereinigung sei eigentlich nicht dafür zuständig, die Ausrüstungen für Praxen zu besorgen, habe sich aber aufgrund der Notsituation eingeschaltet und versuche als große Organisation so gut wie möglich zu helfen.

Im Ärztehaus gehen täglich hunderte Menschen ein und aus

"Wir von der Kassenärztlichen Vereinigung sagen das schon lange" setzt die Sprecherin eins drauf. Schon oft habe ihr berufsständischer Apparat – auch bundesweit - vor der Globalisierung und der damit einhergehenden Abhängigkeit gewarnt. Vor allem auch im Medikamentenbereich und da bei den Bluthochdruckmitteln. Die gibt es teilweise schon seit Monaten nicht mehr in Deutschland.

"Wir haben schon lange eine nationale Arzneimittelreserve gefordert", sagt die Stuttgarterin. Ihr Kollege aus Berlin hat vor zwei Tagen gegenüber Medienvertretern Tacheles geredet: "Die beim Bundesbeschaffungsamt durch die Bundesregierung bestellte Schutzausrüstung" sei bundesweit nicht geliefert worden, schrieb er an die lokalen Zeitungen. Und: "Wir stehen jetzt vor einem riesigen Problem: Die niedergelassenen Ärzte, die sich, ihre Mitarbeiter und noch nicht infizierte Patienten schützen müssen, können die Regelversorgung ohne Schutzausrüstung nicht mehr aufrechterhalten", sagte Burkhard Ruppert, Vize-Chef der KV Berlin.

Und im Zentrum am Rathausplatz, dem Burladinger Ärztehaus, das gerade erst vor wenigen Monaten in Betrieb genommen wurde gehen täglich hunderte Menschen ein und aus. Es wird, sollte alles andere schließen, als systemrelevanter Betrieb wohl noch lange offenbleiben.

Durch die Weitläufigkeit auch im Gebäude ist Abstand halten zwar möglich. Aber alle Ärzte und Praxeninhaber sitzen dort im gleichen Boot. Und hoffen – dass es sich trotz Krisenmodus und mangelnder Ausrüstung zum Wohle der Burladinger über Wasser halten kann.