Zwischen Glücksrad und den großen Fragen: Carola Schwelien und Bernhard Hurm spielen mit jenen Karten, die das Publikum ihnen in die Hände spielt. Foto: Becker Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Lindenhof-Theater feiert Premiere mit "Postkasten-Leerung No. 1" / Turbulente Performance

Burladingen-Melchingen. Mit einer turbulenten Performance leert der Lindenhof zum ersten Mal seinen Postkasten: In diesem Format spielt das Publikum seine Karten aus, und die Lindenhof-Schauspieler Carola Schwelien und Bernhard Hurm können zur Hochform auflaufen und alle komödiantischen Register ziehen. Aus der Premiere der "Postkasten-Leerung No. 1" machen sie eine turbulente Performance.

Als Vorlage und Stichwortgeber dienen dabei die Fragen und Feststellungen der Menschen aus der Region, die der Lindenhof mit seinem Postkasten über zwei Jahre an verschiedenen öffentlichen Orten eingesammelt und nach Themenbereichen sortiert hat.

Und was da gerade dran kommt, rezitiert, gespielt und beantwortet werden soll, bestimmt das Glücksrad. Natürlich prallen da die schrägsten Kombinationen aufeinander – fast wie im richtigen Leben.

Schon im Foyer werden noch einmal Karten eingesammelt, die die Zuschauer vor Betreten des kleinen Saales beschrieben haben, und Hurm widmet sich einer zwar nicht wirklich wissenschaftlich fundierten Erhebung, aber stellt die für Schwaben wohl nicht ganz unwichtige Frage: "Lieber Schweinelendchen oder Zwiebelrostbraten?"

Die beiden Schauspieler – beide im blauen Postbeamten-Anzug – werden danach zum Überbringer und Interpreten, müssen immer wieder improvisieren und sich spontan auf die Vorgaben und Gegebenheiten einlassen. Sie werden mal auf den heißen Stuhl gesetzt und müssen persönliche Fragen beantworten. Sie binden dabei immer wieder das Publikum ein, als Eierschäler, hupende Fangemeinde oder Kuschelpartner. Hurm kann da mal ganz den augenzwinkernden, schwäbischen Blödler geben und mal das belesene, tiefe Wahrheiten aussprechende Seelchen.

Das ist oft quietschvergnügt und hintersinnig. Etwa wenn gefragt wird: "Warum wird einem beim Jobcenter das Geld entzogen, wenn man einen Job gefunden hat?" Oder es ist Dada-Poesie wenn es heißt: "Wie viel von mir steckt in dir?"

Und während das Glücksrad sich im bunten Schweinwerferlicht zwischen dem Sammelsurium der Fragen dreht, sorgt die eingespielte Musik für die Spielshow-Atmosphäre so mancher Samstagabend- Sendung aus den 1990er-Jahren.

Ersonnen hat dieses außergewöhnliche Format das Künstler-Duo Silvie Marks und Johannes Schleker. Mit der Umsetzung können sie den Theaterbesuchern jedes Mal einen einzigartigen Abend garantieren, denn der Zufall übernimmt die Regie. Am Samstag, 9. Februar, und Donnerstag 14. Februar, wird der Postkasten wieder geleert.