Alte Ansichten von Burladingen / Bilder zeigen neben Ortsansichten oft Wirtschaften und Brauereien

Von Hubert Pfister

 

Burladingen. Vor gut hundert Jahren hatte die Postkarte ihren Höhepunkt, durch neue Druckverfahren verbreitete sie sich epidemieartig. Noch heute gibt es Zeugen dieser Ära, die längst vergessene Gebäude und alte Ansichten zeigen.

Die Philokartie, so wird das Sammeln von Ansichtskarten genannt, umfasst ein breites Spektrum: alte Litho-Karten, Kunstkarten, Propagandakarten, Motivkarten, Kitschkarten, Karten von den Weltkriegen und "Gruß aus"-Karten, aber vor allem alte Ortsansichten. Letztere sind auch von Burladingen und seinen Stadtteilen noch reichlich im Umlauf.

Ein besonders schönes Exemplar stammt aus dem Jahr 1900 und ging am 11. Juli in Ludwigsburg ein, beklebt mit einer 5 Pfennig teuren Briefmarke der damaligen Reichspost. Der "Gruß aus Burladingen" zeigt eine Ansicht der Gemeinde der damaligen Zeit und die "J. Pfister Brauerei zum Schlössle". Auf dem Platz herrscht reges Treiben mit landwirtschaftlichen Kutschen und Pferdedroschken. Nach Stuttgart ging ein weiterer "Gruß aus Burladingen", der am 25.Juni 1902 Burladingen verließ. Die Postkarte zeigt ebenfalls eine Burladinger Ansicht sowie zwei kleine Bilder des Bahnhofs und eines Zuges. Wie bis 1905 üblich steht der handschriftliche Gruß auf der Vorderseite der Karte, während sich die Adresse des Empfängers auf der Rückseite befand. Brauerein und Gaststätten wurden zur damaligen Zeit recht oft abgebildet. So zeigt eine Aufnahme die "Brauerei zur Linde von Johann Graf" mit Burladingen im Hintergrund, ein "Gruß aus Gauselfingen" zeigt das "Gasthaus zum Löwen von Adolf Klaiber", der "Gruß aus Hermansdorf" das Gasthaus zum Adler von Adolf Zoller, der "Gruß aus Ringingen Hohenzollern" zeigt neben der Totalansicht die "Wirthschaft u. Brauerei zur Sonne".

Interessant sind auch die Schreibweisen wie beispielsweise von "Haussen im Killerthal" oder "Wirthschaft".

In den USA waren private Karten bereits im Jahr 1861 gesetzlich zugelassen, postamtlich wurden sie zum ersten Mal am 1. Oktober 1869 in Österreich-Ungarn als "Correspondenzkarte" eingeführt. Ab 1865 gab es kartenförmige Postanweisungen in Deutschland, zunächst in Preußen und dann in mehreren Postgebieten. Von 1878 an konnten sie in die meisten Länder der Erde international verschickt werden. Ab 1896 setzte sich die Ansichtskarte durch die Nutzung neuerer Druckverfahren im großen Stil durch. Etwa ab 1900 kamen zunehmend Fotodruckverfahren und weitere modernere Druckverfahren zum Einsatz. 1923 erschienen in der Schweiz offiziell Bildpostkarten, 1925 folgte die Einführung in Deutschland und 1927 in Österreich. Heute hat die Postkarte im digitalisierten Zeitalter längst ihre einstige Bedeutung als Kommunikationsmedium verloren.