Schwarz auf weiß: "Pächter gesucht". Foto: Rapthel-Kieser/Haug

Wer wird künftig "Selbstläufer" im Theater betreiben? Suche seit einem Jahr erfolglos.

Burladingen-Melchingen - Geschichtsträchtig ist sie, die Gaststätte im Theater Lindenhof. Gewinnträchtig ist sie auch, "quasi fast ein Selbstläufer", urteilt die Öffentlichkeitsreferentin des Theaters, Simone Haug. Eigentlich unverständlich, dass das Ensemble seit einem Jahr keinen Pächter findet.

Der Gastraum ist rund 75 Quadratmeter groß und hat 60 Sitzplätze, nach dem Umbau wird es auch eine "wunderschöne Gartenwirtschaft" geben, verspricht Haug. Und: Beim Umbau haben die Handwerker von der Gaststätte noch die Finger gelassen. "Wir wollten uns nichts verbauen und den neuen Pächter in etwaige Änderungen einbeziehen", sagt die Öffentlichkeitsreferentin.

Denn: Es könnte künftig einen Durchbruch zum Foyer geben, was die Bewirtung in den Pausen einfacher machen würde und der Gastraum könnte auch nach hinten verlängert werden, sodass die Anzahl der Sitzplätze steigen könnte. Die jahrhundertealte Dorfbeiz hat also nicht nur Geschichte, sondern auch Potential.

Als die Lindenhöfler das Haus übernahmen, führten sie die Wirtschaft anfangs in Eigenregie. Die im November 2014 gestorbene Schauspielerin und Kabarettistin Isolde Neu war jahrelang auch Linden-Wirtin, wurde hinter dem Tresen Dreh- und Angelpunkt des Ensembles. Ihre Suppen und Käseplatten nach den Premieren waren in der Truppe berühmt. Es gab ein Kneipenteam, irgendwann entschloss sich das Ensemble die Wirtschaft zu verpachten, dann war sie hintereinander in griechischer, italienischer und schwäbischer Hand.

Im April 2015 übernahmen Harry Ergezinger und seiner Freundin Michaela Jacobsen die Regie in der Küche und an der Theke, machten aus der Traditionsgaststätte eine Nudelmanufaktur mit regionalen Zutaten, schwäbischen Rezepten und deftigen Linsen-, Fleisch und Pilzgerichten.

Aber die beiden haben sich zu Beginn des Lindenhof-Umbaus nach Talheim orientiert. Und die Versuche des Ensembles, mit eingeschränkter Karte die Kneipe weiter zu betreiben "kam nicht sehr gut an", muss Haug einräumen. Die Zuschauer waren eben eine große Auswahl gewöhnt.

Jetzt ist der Lindenhof seit einem Jahr wieder auf der Suche nach einem Pächter für die Gaststätte. Die Theaterverwaltung hörte sich erst unter den eigenen Kontakten und in der Szene ein wenig um, schaltete Anzeigen. "Theater sucht Gastronom" heißt es da in einem der größten deutschen Online-Immobilien-Portale. Der neue Betreiber soll schließlich nicht nur wieder die Bewirtung in den Pausen übernehmen, sondern jeweils auch das Catering nach den Premieren.

Der Lindenhof hat an diesem Montag sogar eine Anzeige im Fachblatt der DEHOGA, des deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes gestartet. Ziel: Wenn der Umbau im Dezember fertig ist und der Lindenhof neu eröffnet, soll auch das Lokal wieder in festen, professionellen Händen sein.

"Mit der Gastronomie hier kann man wirklich etwas stemmen", sagt Intendant Stefan Hallmayer. Er und sein Team wünschen sich einen kreativen Betreiber, der auf Zutaten aus der Region setzt und bei dem auch Nachhaltigkeit eine Rolle spielt. "Die Besucher, die hierher ins Theater kommen, die haben eine Anreise hinter sich. Deshalb gehört eine Gastronomie einfach dazu", gibt Hallmayer zu bedenken.