Ziegenbock "Flecki" zu Unrecht der Vaterschaft bezichtigt: Lämmchen aus Starzeln hat nur Schafchromosom.
Burladingen-Starzeln - Jetzt ist es amtlich: Die Schiege in Starzeln war gar keine. Die erste Auswertung der Chromosomen von Mutterschaf "Einhorn" und Lämmchen "Schazi" zeigt: Das Lämmchen hat nur Schafchromosomen.
Ulrike Mau-Holzmann, Leiterin des Cytogenetiklabors am Institut für medizinische Genetik und angewandte Genomik in Tübingen, hat das Ergebnis jetzt vorgelegt. Wie berichtet, hatte der Schaf- und Ziegenhalter Hans-Peter Girra aus Starzeln vermutet, einen Hybriden in seiner Herde zu haben, eine äußerst seltene Mischung zwischen Ziege und Schaf, von denen es nur sehr wenige auf der Welt gibt. Der angebliche Hybrid löste einen Hype aus, Boulevard-Presse war vor Ort, das Fernsehen filmte, und Schazi-Touristen machten Girras Weide unsicher. Der musste das Gehege sogar mit einem Schloss sichern.
Vor eineinhalb Wochen kamen dann die Tübinger Wissenschaftler nach Starzeln: der Evolutionsbiologe Wolfgang Maier und seine Kollegin Ulrike Mau-Holzmann. Weil keiner der Vierbeiner-Familie freiwillig für die Wissenschaft sein Blut lassen wollte, musste gar der Tierarzt Ulrich Schwyn anrücken. Ihm gelang es, vom Mutterschaf und dem Lämmchen Blutproben zu nehmen. Nur Flecki, der Ziegenbock, wollte sich gar nicht einfangen lassen. Die Tübinger Genetikerin stellte dem Ziegenbock aber einen Persilschein aus. Fast hätte man ihm ein Kuckucksei untergeschoben. Jetzt dürfte sich das Interesse an der tierischen Familie beruhigen.
"Die Chromosomen zeigen eindeutig, dass Schazi nur normale Schaf-Chromosomen aufweist, Einhorn muss also irgendwo heimlich einen anderen, vermutlich weißen Schafbock getroffen haben", sagt Mau-Holzmann in einem Schreiben an Girra. Der Ziegenbock Flecki habe sich wohl zu Recht der Blutentnahme entzogen.
Die Nachricht hat für das kleine Schaf-Lämmchen auch etwas Gutes. "Für Schazi bedeutet dieser Befund, dass er wohl keine eingeschränkte Lebenserwartung hat und auch nicht mit besonderen gesundheitlichen Problemen zu rechnen ist", sagt die Biologin.
Die Wissenschaftler hoffen trotzdem weiter. Ein zweites von Girras Kamerunschafen ist trächtig. "Vielleicht wird das dann noch eine Schiege?", meint Mau-Holzmann. Dann könne sich Schafhalter Girra ja noch einmal melden. Rätselhaft bleibt, wie Schaf Einhorn den Vater ihres Lämmchens kennengelernt hat und wie es trotz elektrischen Zauns zu der folgenreichen Beziehung kommen konnte. Schazis Vater bleibt also vorläufig unbekannt.