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Burladingen im Wandel, Teil 31: Das "Brünnele"

Die Ausweisung des Burladinger Osterwanderwegs ist nicht nur eine gelungene Veranstaltung gewesen – sie hat auch das gegen Ringingen gelegene "Brünnele" wieder ins Bewusstsein der Bürger gerückt. Der kurze Stichweg zur im Wald versteckt gelegenen Quellfassung lohnt sich, denn diese war den Elfen gewidmet, diesen wunderschönen und zierlichen Wesen.

Burladingen. Oft werden sie auch als schimmernde Wesen beschrieben, die besonders in Gebieten leben, wo Blumen und Bäume ungestört wachsen können. Elfen lieben romantische Plätze in der Natur und sind auch einem rauschenden Bächlein nicht abgeneigt.

Doch zurück zur Realität. Manche der heute etwa 40-Jährigen können sich noch gut daran erinnern, dort als Kind gern gespielt zu haben. Nicht unbedingt zur Freude ihrer Mütter, denn oft kam man nach Hause, die Kleider unter dem Arm, nur noch mit Höschen und Hemdchen und mit Schlamm verschmiert. Aber es war doch so schön.

Andere erinnern sich noch an den Aussiedler aus Russland, der in den kleinen Bachlauf unterhalb der Brunnenstube liebliche Wasserspiele installiert hatte, Wasserräder und sonstige Mobiles, die sich durch Wasserkraft bewegten. Gedankt wurde ihm das nicht, immer wieder wurden diese Wasserspiele mutwillig zerstört, so dass er das Projekt aufgab.

Eine Randrolle spielte das "Brünnele" auch bei der Wasserversorgung für die Gemeinde. Bis zum Jahr 1856 waren in Burladingen nämlich – außer der Wasserleitung zum Schlössle – keine fließenden Brunnen vorhanden. Das Wasser wurde aus Schöpfbrunnen und dem Bach entnommen.

Heute dreht man nur am Hahn, und aus der Wasserleitung sprudelt frisches Wasser. Und doch haben sich die Burladinger zu dieser Zeit hartnäckig gegen den Bau einer Brunnenleitung gewehrt. Dabei werden finanzielle Gründe wohl nicht allein ausschlaggebend gewesen sein, sondern auch die grundsätzliche Abneigung gegen alles Neue.

Ein langer Streit entstand

Obwohl der damalige Oberamtmann von Hechingen 1856 bereits das Holz für die projektierte Brunnenleitung hatte schlagen lassen, war der Burladinger Ortsvorstand anderer Ansicht. Er wollte vom Bau nichts wissen, und in einer vom Vogt Pfister, vom Bürgerausschuss und dem Gemeinderat unterschriebenen Eingabe an das Oberamt wurde gebeten, den Bau der Wasserleitung zu verschieben.

Begründet wurde die Eingabe mit der Anlegung eines neuen Friedhofes, was eben viel Geld koste. Es entstand ein langer Streit, bei dem seitens des Oberamts auch Geldstrafen gegen die Gemeinderatsmitglieder angedroht wurden. Es half nichts, die Burladinger blieben stur.

Daraufhin wandten sich die Burladinger an die Regierung, und deren Antwort sprach Bände. Und unter anderem hieß es: "Wie festgestellt wurde, existieren in dem Marktflecken Burladingen keine fließenden Brunnen." Das Wasser zum Genuss für die Einwohner werde aus Schöpfbrunnen und aus dem Bache entnommen. Nach dem Gutachten des Kgl. Physikats in Hechingen vom 26. Januar 1857 lieferten die Ziehbrunnen nur ganz schlechtes und ungesundes Wasser, und das Wasser aus dem auf mancherlei verunreinigten Fehlabach sei ebenfalls zum Genuss für Menschen nicht geeignet. Die Gemeinde sei zu verpflichten, eine Brunnenleitung von den in der Nähe liegenden Quellen herzustellen.

Doch der Streit ging weiter, auch eine nochmalige Eingabe an die Regierung hatte keinen Erfolg. Zunächst war vorgesehen, die Fehlaquelle zu fassen und in den Ortsbereich zu führen. Soweit dies nicht ausreichen sollte oder Schwierigkeiten auftreten sollten, würde die in Richtung Gauselfingen vorhandene Quelle benutzt, auf die Quelle gegen Ringingen sollte aber nur in letzter Linie Bedacht genommen werden.

Erst jetzt gaben die Burladinger ihren Widerstand auf, und der Aufbau der örtlichen Wasserversorgung wurde in Angriff genommen. Und das gen Ringingen gelegene "Brünnele" wurde auch gefasst, das Wasser aber in Holzdeicheln nach Ringingen zur Speisung der Brunnen in der Helschlochstraße genutzt.

Wird sich mancher fragen, wie geht das bergauf? Ganz einfach, man macht sich das Vakuum zunutze. Ein Verfahren, das auch heute noch benutzt wird, wenn es gilt, Treibstoff abzusaugen.

Die alten Leitungen liegen noch heute – dank des Engagements des damaligen Ortsvorstehers Heinrich Hochsticher und seinem damaligen Frohnmeister Michael Wahl, der sie liebevoll instand hielt, und sie leiten das Wasser vom "Brünnele" nach Ringingen.