Kirche: Kreativ sein in außergewöhnlichen Zeiten / Konfirmation noch nicht abgesagt / Aufruf zu gelebter Nächstenliebe

Burladingen. Nicht in Panik verfallen und den Mitmenschen helfen – dazu rät auch die Evangelische Kirchengemeinde Burladingen, die alles absagt.

Fast schon beängstigend: Die Meldungen in Sachen Corona-Pandemie überschlagen sich. Und gerade dann, wenn die Kirche als Ort für Verzweifelte offen sein müsste, schließt sie ihre Tore. Paradox erscheint es auch, dass volle Kirchen an großen Festen wie einer Konfirmation plötzlich kein Grund mehr zur Freude sind, sondern ein Hort für Ansteckung und Krankheit.

Wie gut, dass wenigstens auf der Schwäbischen Alb, in Burladingen auf dem Land, die Menschen nicht panisch reagieren. Der Ländliche Raum, der sonst gegenüber Großstädten oft benachteiligt ist, kann seinen Vorteil ausspielen. Hier funktionieren soziale Kontakte, und hier gibt es viele Wiesen und Wälder.

In Zeiten der Pandemie muss man vernünftig sein. Und deshalb lautete am Samstagnachmittag auch die Empfehlung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, man möge auf Gottesdienste vorerst verzichten. Zu groß sei die Gefahr der Ansteckung.

Die beiden Vorsitzenden in Burladingen, Pfarrerin Annegret Liebmann und Vera Bender, waren sich schnell einig. Bei weit geöffneten Kirchentüren macht eine Gottesdienstfeier wenig Sinn. Man steckt sich dann vielleicht nicht so leicht mit dem Coronavirus an, dafür holt man sich aber eine schlimme Erkältung. Den Kirchenraum desinfizieren? Wie soll das möglich sein, wenn es keine Desinfektionsmittel mehr zu kaufen gibt? Die regelmäßigen Gottesdienstbesucher erhielten deshalb einen Anruf und zeigten sich durchweg verständnisvoll. Sie hätten ohnehin nicht gedacht, dass der Gottesdienst stattfinden werde, wo doch sonst alles abgesagt sei.

Und tatsächlich lautet die Anweisung des Oberkirchenrats in Stuttgart, dass nur noch Beerdigungen stattfinden sollen und diese nur noch im Freien. Das klingt heftig. Im ersten Moment war es für die Kirchengemeinderatsmitglieder nicht leicht zu verdauen. Die Klausurtagung Ende März, für die man sich ein Wochenende frei gehalten, einen Moderator eingeladen und alles gut organisiert hatte, sie wird verschoben. Die Jungschar, die mit 22 Kindern so erfolgreich gestartet war und für die man so tolle Pläne hatte, bis nach den Osterferien auf Eis gelegt. Der Seniorennachmittag im März ist abgesagt. Vorerst keine Frauentreff-Abende, keine Besuchsdienste, kein Kirchenkaffee, keine Passionsandachten in Gauselfingen, kein Konfirmandenunterricht.

Und die Konfirmation am 10. Mai? Unsicher, aber noch nicht abgesagt. Falls sich bis Mai die Lage beruhigt, dann wird die Konfirmation stattfinden, wenn man auch bis dahin nicht mit dem Stoff durch ist.

Jetzt, wenn die Kinder wegen geschlossener Schulen und Kindertageseinrichtungen zu Hause bleiben müssen, werden Familien auf eine harte Probe gestellt. Man ist auf engstem Raum zusammen und da wird es auch mal Streit geben. Auf der anderen Seite muss man auf soziale Kontakte und Begegnungen verzichten. Das trifft Alleinstehende besonders hart. Da wird das eine oder andere seelsorgerliche Gespräch nötig sein. Mehr denn je. Deshalb wird Pfarrerin Annegret Liebmann verstärkt Seelsorge betreiben. In der Regel am Telefon. Aber in außergewöhnlichen Zeiten muss man kreativ sein. Und man darf den Mut nicht verlieren. Vielmehr sollte man sich solidarisch mit seinen Mitmenschen zeigen und Hilfe anbieten. Das ist gelebte Nächstenliebe.