Bürgermeister Harry Ebert sowie sein Stellvertreter sind derzeit beide im Urlaub. (Archivfoto) Foto: Rapthel-Kieser

Landratsamt liegt noch immer kein Gesuch vor. AfD-Stadtoberhaupt sowie sein Stellvertreter derzeit im Urlaub.

Burladingen - Einen Monat ist es bereits her, dass Bürgermeister Harry Ebert (AfD) seinen Rathausmitarbeitern seinen Rücktritt bekannt gegeben haben soll. Einen Monat - und dennoch ist diese durchgesickerte Nachricht noch immer nicht offiziell. Dem Landratsamt liegt noch immer kein entsprechendes Gesuch Eberts vor.

Nun soll der Bürgermeister, genauso wie Ebert-Stellvertreter Berthold Wiesner, derzeit im Urlaub verweilen. Im Rathaus hieß es, das Stadtoberhaupt sei "momentan nicht da" und man wisse nicht, wann er zurück sei. Da auch die Stelle des Hauptamtsleiters nicht mehr besetzt ist, seit Michael Schäfer im Februar gekündigt hat, scheint die Stadt im Moment führungslos. 

Wir haben bei Gemeinderatsmitgliedern nachgefragt, wie sie die derzeitige Situation Burladingens sehen. 

Michael Eisele, Fraktionsvorsitzender der CDU im Gemeinderat, resümiert das Geschehen so: "Man kommt sich vor wie in Goethes Tragödie 'Faust', denn auf die von mir gestellte Gretchenfrage: 'Herr Bürgermeister, wie halten Sie es mit dem Rücktritt?' bekam ich keine Antwort von ihm." Nicht nur der Gemeinderat tappe weiterhin im Dunkeln, was die Absichten des Bürgermeisters seien. Sondern viel schlimmer sei, dass eine ganze Stadt nicht wisse, wie es nun weitergehe. Eisele berichtet ferner, dass ihn viele Bürger fragen würden, was denn nun Sache sei. Er klagt: "Verwirrspiele dieser Art kann man nicht auf dem Rücken einer ganzen Stadt austragen, und solche Irrungen und Wirrungen bei den Bürgern zu stiften, ist natürlich äußerst unverantwortlich!"

In der eigenen Partei bringt man dem Bürgermeister viel Verständnis entgegen

Rosi Steinberg, Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Gemeinderat, fasst die Lage so zusammen: "Es ist gerade tote Hose, was Informationen betrifft." Das passe wiederum zu den letzten zwei Jahren, die Harry Ebert bereits im Amt sei. Sie kritisiert ferner, dass Ebert und Wiesner gleichzeitig im Urlaub sind. Das könne besser koordiniert werden.  

Dass Harry Ebert mit seinem Rücktritt auf sich Warten lässt, wundert Stefan Businger, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, nicht wirklich. "Die Erfahrung zeigt, dass er die Leute öfter verarscht", meint er. Businger stellt indes eine Vermutung an: Ebert wolle vielleicht wegen der anstehenden Umstellung des kommunalen Rechnungswesens auf Doppik zurücktreten. Diese Umstellung bedeute für die Stadtverwaltung verdammt viel Arbeit. "Vielleicht ist das aber auch nur eine böse Unterstellung", fügt er hinzu. So oder so gelte aber: "In so einer Situation die Gemeinde im Stich lassen, ist nicht in Ordnung." Nichtsdestotrotz würde er sich freuen, wenn Ebert wirklich zurücktrete, so Businger. 

In der eigenen Partei bringt man dem Bürgermeister und seiner Vorgehensweise viel Verständnis entgegen. "Wenn man jahrelang einen Shitstorm über sich ergehen lassen muss von allen Seiten - auch von der Presse -, dann ist das nachvollziehbar", sagt AfD-Gemeinderatsmitglied Joachim Steyer. Ebert sei ein Opfer von Mobbing. Steyer sieht die Stadt ansonsten gut aufgestellt. Wenn Harry Ebert nun zurücktrete, werde man halt einen neuen Kandidaten suchen müssen.

Eine Presseanfrage per E-Mail an Harry Ebert blieb bislang unbeantwortet.