Interview: Die Autohändler sprechen über ihr Landeier-Bekenntnis, Selfies, Knöllchen und ihren Promifaktor
Burladingen. Nach zahlreichen TV-Sendungen und Fernsehbeiträgen und nachdem sie immer wieder Promis nach Melchingen geholt haben, gehören die Brüder Sven und Michael Kanz mit ihrem Luxusautohandel zu jenen, die für ein positives Stadtmarketing in Burladingen sorgen. Darüber sprachen wir mit den beiden jungen Unternehmern.
Michael, ihr habt vor einiger Zeit damit angefangen, Promis und Fernsehkameras auf die Alb zu holen, um Eure Luxusautos zu vermarkten. Jetzt seid ihr selber Promis. Wie oft müsst ihr für Selfies mit Fans strammstehen?
Michael Kanz: Inzwischen fast täglich. Viele Kommen extra deswegen nach Melchingen, aber auch wenn wir privat unterwegs sind, werden wir erkannt und stellen uns den Fragen und Selfies der Leute.
Sven Kanz: Selbst in Österreich ist die Fangemeinde mittlerweile riesig. Auch dort werden wir für Auftritte und Fototermine gebucht. Inzwischen kommen auch die Ü60 Fans dazu, was wahrscheinlich an den Beiträgen im SWR liegt. Es macht viel Spaß Leute staunen zu sehen, die fast doppelt so alt sind wie wir.
Nervt das manchmal?
Michael Kanz: Nein, wir sind nie davon genervt, es sind schließlich unsere Fans. Nach inzwischen 18 verschiedenen Sendungen im Fernsehen ist das eben so.
Sven Kanz: Wir lieben unseren Beruf, und dazu gehören eben auch die Medien und die Fans.
Die Melchinger Ortsvorsteherin hat Euch Anfragen, die an die Stadtverwaltung, gingen, weitergeleitet. Da wollten Besucher eine Betriebsbesichtigung bei Euch buchen, samt Kennenlernen, Übernachtung und Freizeitprogramm. Taugt ihr neben den Wanderwegen und Ruinen als PS-starke Tourismus-Motoren?
Michael Kanz: Wenn wir es nach den E-Mails und Anrufen bewerten, die bei uns eingehen, würde wir ja sagen. Viele Leute die aus Deutschland und Österreich zu uns kommen wundern sich, dass so ein Autohandel auf dem Land, in einem kleinen Dorf auf der Schwäbischen Alb, existieren kann. Die Menschen kommen auch ohne Burladinger Tourismus-Werbung zu uns.
Habt ihr inzwischen eine Putzfrau angeheuert, die all die Abdrücke von Nasen und Händen wegwischt, die Neugierige regelmäßig an Eurer schicken Glasfassade hinterlassen? Oder putzt ihr noch selbst?
Michael Kanz (lacht): Wir lassen die Scheiben alle drei Monate komplett reinigen und wenn die Abdrücke zwischendurch zu viele werden, machen wir das auch selber weg.
In einem Fernsehbeitrag für eine Jugendsendung hattet ihr Rapper Kay One bei Euch zu Gast. Ihr heizt im Allrad-Quad über Felder, besichtigt die Burg Hohenringingen und Michael bekennt sich dazu, ein Landei zu sein. Michael, wie definierst Du denn das Wort Landei?
Michael Kanz: Das Wort Landei definieren wir so: Das wir uns nicht vorstellen könnten, in einer Großstadt zu leben und wir uns keinen anderen Geschäftsstandort oder Wohnort als die Alb wünschen. Wir fühlen uns hier einfach wohl. Wir sind hier geboren und werden hier sterben.
Michael, Sven, Euer neuer Showroom hat eine ungewöhnliche Form und eine außergewöhnliche Herkunft samt Spezialtransport hinter sich. Wart ihr bei dem Projekt völlig von der Rolle, oder wolltet ihr einfach mal eine runde Sache machen?
Sven Kanz: Das ist eine längere Geschichte. Wir hatten das Fahrzeug von Trigema-Chef Wolfgang Grupp zum Verkauf angeboten, daraufhin meldete sich ein Kunde aus Bingen, der es haben wollte. Ihm gehörte diese etwa 30 Meter lange und vier Meter hohe Halle, eine architektonische Sonderanfertigung aus Holz, Stahl und Glas – er bot sie uns an. Wir verliebten uns auf den ersten Blick in das spacige Teil.
Und der Helikopter-Platz vor dem neuen Gebäude? Wolltet Ihr endlich mit einem anderen Burladinger Promi, dem Trigema-Chef Wolfgang Grupp, gleichziehen?
Michael Kanz: Wir haben zwar 2013 den alten Trigema-Hubschrauber für Wolfgang Grupp verkauft, aber gleichziehen wollen wir mit ihm nicht. Wir brauchten einfach einen schönen Repräsentations-Platz damit wir unsere Fahrzeuge und Fluggeräte noch besser präsentieren und anbieten können.
Und wer hat all die Mittelklasse-VWs in Zahlung gegeben, die bei Euch auf dem Hof stehen?
Michael Kanz: (lacht) Die Frage wird uns ständig gestellt. Aber das sind alles Neuwagen der Marken VW und Audi. Kleine und Mittelklassewagen haben wir schon immer verkauft. Nur nicht in diesen großen Mengen. Einige Kunden haben uns gefragt, warum sie bei uns Ferraris, Lamborghinis und Porsches kaufen können, aber keine Kleinwagen für Ihre Tochter oder Frau. Und dann gibt es die Käufer, die privat ein Sport- oder Luxusfahrzeug fahren, aber für ihre Firma etwas anderes suchen.
Aber Euer Hauptgeschäft sind die getunten Flitzer, oder? Bei den Geschwindigkeitsbeschränkungen auf deutschen Autobahnen und Diskussionen um grüne und blaue Plaketten: Wer braucht da ein 300-PS-Auto?
Sven Kanz: Ja, unser Hauptgeschäft sind die Luxus- und Sportwagen. Von denen sind die meisten Benziner und daher von der Dieselproblematik gar nicht betroffen. Es gibt ja auch tolle Hybrid- und Elektro-Sportwagen wie Tesla oder den BMW i8.
Michael Kanz: Wir denken, dass viel PS nichts mit Geschwindigkeitsbeschränkungen zu tun haben. Ein kraftvoller Motor kann auch Spaß machen, wenn man nur cruist oder mal schön überholen möchte.
Hand aufs Herz, wie oft seid ihr im letzten Jahr geblitzt worden?
Michael Kanz: Unglaublich, aber wahr: Obwohl wir viele tausende Kilometer im Jahr unterwegs sind, bin ich nur einmal in Stuttgart mit vier Km/h zu viel geblitzt worden. Aber nur, weil mich die Umleitung durcheinander gebracht hatte. Sven wurde gar nicht geblitzt, das liegt sicher daran, dass er immer rechts im Auto neben mir sitzt und Anweisungen gibt.
Die Fragen stellte Erika Rapthel-Kieser.