Der Haussegen in Starzeln hängt schief. Der Streit um das Amt des Ortsvorstehers hat den Ort tief gespalten. Foto: Rapthel-Kieser

Tauziehen um Chefsessel im Rathaus: Ortsvorsteher gibt angeschlagene Gesundheit für Rückzug an. "Rausgemobbt".

Burladingen-Starzeln - Wolfgang Meyer, Noch-Ortsvorsteher von Starzeln, wirft beim Tauziehen um den Chefsessel im örtlichen Rathaus das Handtuch. Der 64-jährige Kulturwissenschaftler Meyer, der für die Bürgerliste in Starzeln angetreten und mit der dritthöchsten Stimmenzahl gewählt worden war, wird sein Amt als Ortschaftsrat nicht antreten und auch nicht mehr als Ortsvorsteher zur Verfügung stehen. In seinem Kündigungs-Brief an Bürgermeister Harry Ebert gibt Meyer seinen Gesundheitszustand als Grund für den Rückzug an. Der habe sich aufgrund "persönlicher Anfeindungen" der Konkurrenzliste "Für Starzeln" verschlechtert.

Von der Liste "Für Starzeln" fühlt der 64-Jährige sich aus dem Amt gemobbt, die Vorwürfe und Anfeindungen belasten und verletzen ihn, wie er unserer Zeitung vor wenigen Tagen erklärte. Das, so Meyer jetzt, müsse er sich nicht weiter antun. Die Gegenseite, so argumentiert der Ortsvorsteher, habe sich "unversöhnlich" gezeigt und er müsse feststellen, dass man in Starzeln zwar gerne übereinander, nicht aber miteinander rede. So werde ihm zum Beispiel vorgeworfen, häufig abwesend zu sein. "Aber ich bin nicht öfter abwesend als jeder normale Arbeitnehmer. Und wenn ich da bin, ruft keiner an oder kommt in die Sprechstunde."

Die Wahlperiode, die am 30. September endet, will Meyer noch als Ortsvorsteher zu Ende bringen. Hans-Martin Schlude, der als Ortschaftsrat ausscheidet, spricht davon, dass "Stimmung gemacht" wurde gegen Meyer, der ja immerhin breite Zustimmung und eine beachtliche Stimmenzahl erreicht habe. Josef Musler, der Meyer seine häufige Abwesenheit vorwarf, sei selbst noch öfter abwesend gewesen, meint Schlude. "Inzwischen bin ich fast froh, dass ich dem Gremium nicht mehr angehöre", kommentiert der Pharmareferent angesichts des Grabenkriegs in Starzeln.

"Jede Lösung ist für uns in Ordnung – allerdings keinen Meyer", hatte Ortschaftsrat Josef Musler, der für die Liste "Für Starzeln" angetreten war, in einer E-Mail an die amtierenden und frisch gewählten Ortschaftsräte klargestellt. Meyer hatte daraufhin einen Termin für Verhandlungen zwischen den beiden Seiten platzen lassen, schwadronierte von einem Losentscheid.

Von beiden Listen waren bei der Kommunalwahl je vier Kandidaten gewählt worden. Verschärft wurde die Patt-Situation dadurch, dass Berthold Krieg, Meyers erklärter Gegenspieler für das Ortsvorsteher-Amt, mit Meyer in Sachen Stimmenzahl fast gleichzog. 179 Stimmen hatte Meyer erhalten, für Krieg stimmten 178.

An den schwierigen Mehrheitsverhältnissen hat sich durch Meyers Rückzug nichts geändert. Für den ausscheidenden passionierten Jakobsweg-Wanderer Meyer rückt vermutlich Sibylle Rundel in den Ortschaftsrat nach. Der nach der Stimmenzahl erste Nachrücker der Liste, Hans-Jürgen Krohn, kann sein Mandat nicht antreten, weil bereits seine Schwester, Andrea Puma, ins Gremium gewählt wurde.

Bisher hat außer Berthold Krieg niemand Ansprüche auf das Amt des Ortsvorstehers erhoben. Meyer-Vize Ottmar Kuster, CDU-Stadtrat und Ortschaftsrat für die Bürgerliste, will seinen Hut aus Zeitmangel nicht in den Ring werfen. Ob einer der anderen Bürgerlisten-Kandidaten Ambitionen auf den Chefsessel hat, ist noch nicht klar. "Wir müssen uns erst zusammen setzen", meint Kuster. Auch für die Bürgerliste sei Meyers Rückzug überraschend gekommen. Allerdings beurteilt Kuster die Chancen für eine Einigung jetzt als "vermutlich leichter".