Treuherzig guckt dieser Rottweiler in die Kamera. Sein Artgenosse aus Burladingen scheint weniger freundlich zu sein. Foto: Thissen

Hund attackiert mehrere Passanten. Zweites Ermittlungsverfahren läuft. Halter: "Will nur spielen."

Burladingen/Hechingen - Bei der Staatsanwaltschaft in Hechingen läuft gegen die Halter des bissigen Rottweilers, der im Burladinger Stadtkern mehrere Leute angefallen haben soll, ein Ermittlungsverfahren. Es ist nicht das erste, und auch diesmal wieder lautet der Vorwurf: fahrlässige Körperverletzung.

Das erste Verfahren endete im März dieses Jahres damit, dass die Hundebesitzer eine Geldbuße zahlten. Das sei, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hechingen auf Anfrage unserer Zeitung, "unter Berücksichtigung des konkret pflichtwidrigen Verhaltens und der Tatfolgen aus unserer Sicht tat- und schuldangemessen" gewesen.

Das Problem: Wenige Monate später scheint sich dieses "konkret pflichtwidrige Verhalten" wiederholt zu haben. Der 60 Kilo schwere Rottweiler soll erneut ausgerechnet jenen Mann angefallen haben, der bereits die erste Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung gestellt hatte. Wenige Tage später erwischte es einen weiteren Nachbarn, einen 22-jährigen Mechaniker. Der schilderte, wie er von dem Hund zu Boden gezerrt und in den Rücken gebissen wurde.

Ein Senior, der ebenfalls öfter am Haus der Hundebesitzer vorbeiläuft, hatte noch Glück. Wie er berichtet, gelang es ihm, den angriffslustigen Rottweiler mit Hilfe seines Regenschirms zu vertreiben. Allerdings musste er, nachdem unsere Zeitung darüber berichtet hatte, den Vorgang zwischenzeitlich auch auf dem Ordnungsamt des Burladinger Rathauses zu Protokoll geben. Das Geschehen wird sich in jenen Ermittlungsakten finden, die bei der Staatsanwaltschaft Hechingen jetzt wieder auf dem Tisch liegen.

Und weil die Besitzerfamilie weiß, dass bei einem weiteren Ermittlungsverfahren auch eine höhere Strafe herauskommen kann, dass ihnen der Hund auch weggenommen werden könnte, hat sie wohl versucht, Einfluss zu nehmen. Er solle doch keine Anzeige machen, wurde der 22-jährige Mechaniker von einem Mitglied der Hundebesitzer-Familie gebeten. Er ließ sich aber nicht umstimmen.

Senior verteidigt sich mit Schirm

Auch der Burladinger Senior, der sich erfolgreich mit dem Schirm verteidigt hatte, wurde von den Hundehaltern angesprochen: Man habe einen Anwalt, sei ihm bedeutet worden. "Ich habe mich aber auf nichts eingelassen und bin weitergelaufen", schildert er das Gespräch.

Das Ordnungsamt der Stadt Burladingen hat, das bestätigte der Halter gegenüber unserer Zeitung, eine Maulkorbpflicht für den Rottweiler erlassen. Die Familie erhob Einspruch, schaltete einen Anwalt ein. Für die Besitzer ist der 60-Kilo-Rottweiler "ein ganz normaler Familienhund", der "nur spielen will".

Den Klägern gehe es lediglich um Schadenersatz, hatte der Bruder der Halterin gegenüber dem Schwarzwälder Bote argumentiert und Fotos des Rottweilers vorgelegt, die das Tier mit einem kleinen Jungen an einem Wasserfall zeigen. Ohne Maulkorb, ohne Leine.

Die Meinung der Polizeihundestaffel, die Hund und Halter nach den ersten gemeldeten Vorfällen einen Besuch abstatteten, bestätigen die Ansicht der Halter. Die Polizisten stuften in ihrem schriftlichen Bericht vom Dezember 2016 den Vierbeiner als "entspannt, freundlich und aufgeschlossen" ein. Er habe keinerlei Aggression gezeigt.

Danach gab es aber weitere Beißattacken, weitere Anzeigen. Möglich, dass es diesmal nicht bei einer Geldbuße bleibt, die von der Staatsanwaltschaft ohne Gerichtstermin verhängt werden kann. Es könnte wegen der "fahrlässigen Körperverletzung" auch zu einem öffentlichen Prozess kommen.

Presseanfragen bezüglich der Maulkorbpflicht und des weiteren Verfahrens beim Ordnungsamt der Stadt Burladingen blieben bislang unbeantwortet.