Der Zustand der Josengasse zum Beginn ihrer Neugestaltung: Ganz links das Diezsche-Gebäude, auf dessen Platz der Brunnen zu stehen kam. Der Brunnentrog aus Beton steht im Jahre 1982, später kommt die Nautlefigur dazu (Mitte). Der Brunnenplatz heute (rechts). Fotos: Eule Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Burladingen im Wandel, Teil zehn / Die Brunnen-Idee

Burladingen (eb). Eigentlich sind die Burladinger stolz auf ihren Ortspatron, den heiligen St. Veit. In den 70er- Jahren war sogar ein Brunnen mit seiner Figur im Gespräch – geworden ist daraus allerdings nichts. Ein Thema, das in dieser Fortsetzung unserer Reihe "Burladingen im Wandel" betrachtet werden soll. Ein Thema, das mit dem Ausbau der Josengasse zusammenhängt und dem damaligen Willen des Gemeinderates, die Innenstadt gestalterisch aufzuwerten.

Die Brunnen-Idee wäre eine Möglichkeit gewesen, die durch den Abbruch des Diezschen Gebäudes an der Einmündung der St. Veitsgasse in die Josengasse entstandene Freifläche samt Grünanlage zu gestalten. Als Figur auf dem geplanten Brunnen war zunächst der Heilige St. Veit im Gespräch, aber am vorgelegten Entwurf von Pater Ansgar aus dem Kloster Beuron schieden sich die Geister. Viele wollten einen richtigen Brunnentrog und nicht die vom Pater vorgeschlagene Lösung mit kleinem Bächlein über Teile des Platzes. Und auch die Figurenskulptur fand wenig Gefallen. 1981 beschloss dann der Gemeinderat, die endgültige Gestaltung des Platzes mit einem Brunnentrog aus Beton nach den Entwürfen des Pfullinger Architekten Geißelhart.

Eingefasst von vier Bäumen und Sitzbänken dazwischen sollte der Platz Spaziergängern und Wanderern Erholung bieten. Der Plan von Pater Ansgar war damit vom Tisch und auch die Brunnenfigur des Ortsheiligen.

1982 wurde dann der Brunnentrog aufgestellt, der Betrieb erfolgte über einen Wasserbehälter mit Umwälzpumpe. Auch der Zeitgeist hatte sich gewandelt. Es war die Zeit, in der landauf landab die Narrenbrunnen in Mode kamen. Und so wurde aus dem St. Veitsbrunnen ein Narrenbrunnen, den die Zunftfigur der Nautle zierte. Eine Zeitreise, die man so beschreiben könnte: Erst umstritten, dann bejubelt – und dann wieder abgebaut. Die Nautlefigur ist zwischenzeitlich wieder weitergewandert, sie fand ihren neuen Platz auf einem hohen Findling unmittelbar vor der neuen Zunftstube der Nautle, eingebettet in die durch den Abbruch des alten Feuerwehrhauses möglich gewordene Neugestaltung des Platzes um den Fehlaquelltopf.

Just auch im Bereich der alten Hafnerhütte, in der früher die beliebten Figuren das "Veit im Häfele" hergestellt wurden. Da wäre ja dann Platz für die Figur des St. Veit frei gewesen. Aber der Gedanke an daran war längst weg. Und selbst wenn – sein Bleiben wäre nur von kurzer Dauer gewesen, zwischenzeitlich wurde der Brunnentrog abgebaut. Er war in die Jahre gekommen, defekt. Wenn man den Platz heute betrachtet, ist von der städtebaulichen Aufbruchstimmung der 70er-Jahre nicht viel geblieben. Die vier Bäume stehen noch, dazwischen aber kein Verweilen, genutzt wird die Fläche zwischenzeitlich nur noch als Parkplatz – manchmal auch für abgemeldete Fahrzeuge. Lediglich das Straßenschild erinnert noch an den Ortsheiligen.