Der Historiker Markus Würz hat Michael (links) und Sven Kanz (Mitte) über das Thema "Purer Luxus" diese Woche Dienstag in Berlin interviewt. Foto: Rapthel-Kieser

Für Ausstellung werden Melchinger Luxus-Autohändler in Berlin von einem Historiker befragt.

Burladingen/Berlin - Die Kameras, vor denen die Melchinger Luxusautohändler Sven und Michael Kanz am Dienstag standen, waren ganz besondere. Keine Dokusoap wurde da produziert, sondern ganz seriöse Wissenschaft. Der Berliner Historiker Markus Würz interviewte die Brüder über "Puren Luxus".

Im Café am Stuttgarter Flughafen haben Sven und Michael Kanz noch schnell ihre Hausaufgaben gemacht. Sie haben vor dem Abflug in die Bundeshauptstadt noch jene Fragen durchgelesen, die die Wissenschaftler des Hauses der Geschichte in Berlin, Leipzig und Bonn ihnen zum Thema "Purer Luxus" wenige Stunden später stellen sollten.

Bundesweit gelten die Erfolgsunternehmer, nicht erst seit ihrem jüngsten RTL-Auftritt am vergangenen Sonntag direkt nach der Formel 1, als die Spezialisten in Sachen Luxus. Der teuerste Wagen der Welt: bei ihnen im Angebot.

Die Kunden fliegen schon mal im Heli ein und gehören zum spanischen Adel oder sind Scheichs von der arabischen Halbinsel. Die Glitzer-und Glamourwelt, in der die Brüder sich da bewegen, zusammen mit ihren regelmäßigen Fernsehauftritten hat aus den beiden Schwaben längst selber Promis gemacht. An ihnen wollten also auch die Historiker in der Bundeshauptstadt nicht vorbei.

Im Dachstübchen des DDR-Museums in der Kulturbrauerei, inmitten von Berlin hatten sie ein Studio aufgebaut und ließen die Erfolgsunternehmer vor laufender Kamera und im Einzelinterview plaudern. Etwa zur Frage: "Was würden sie tun, wenn sie fünf Millionen Euro im Lotto gewinnen?" Ob Luxus unmoralisch sei, was er mit Kapitalismus zu tun habe oder was, nach Meinung der Kanz-Brüder, in den kommenden Jahrzehnten ein Luxusgut sein wird, wollten die Geschichtsforscher von den schwäbischen Unternehmern wissen.

Die Antworten die da aufgezeichnet wurden, sollen ab September im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig zu sehen sein. Unterteilt in acht verschiedene Themenbereiche, geht es auch um den Wandel, den der Luxusbegriff seit Ende des Zweiten Weltkrieges erfahren hat.

"Für unsere Oma war die Waschmaschine und der Kühlschrank purer Luxus", erinnert sich Michael Kanz. "Und für mich ist es die Fernbedienung am Fernseher", sagt Sven lachen. Der Vierzigjährige kann sich noch gut an Zeiten erinnern, als es nur drei Programme gab und man fürs Umschalten vom Sofa runter musste. Und er erzählt dem Fragesteller auch, wie sehr ihn seine Eltern zur Sparsamkeit erzogen haben.

Und was würden sie nun tun, die beiden prominenten Melchinger, wenn sie fünf Millionen Euro im Lotto gewinnen? Michael Kanz überlegt nicht lange: "Ich würde mir einen Helikopter kaufen", sagt er, "und sonst alles so lassen, wie es ist". Und sein Bruder würde einen Termin im Bugatti-Werk für ein neues Auto vereinbaren. "Und während ich auf den warte, so etwa acht Wochen, mal so richtig fetten Urlaub mit der Familie machen."

Mal ausruhen, sonst ist man schneller museumsreif, als einem lieb ist.

Zum Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gehören vier Museen in Bonn, Leipzig, und Berlin. Die Stiftung will nach eigenen Angaben den Besuchern die deutsche Zeitgeschichte nach 1945 vermitteln und betreibt eine umfassende Sammlungstätigkeit zu diesem Zeitraum.