Ein 59-Jähriger, der wegen unerlaubten Erwerbs von Kriegswaffen verurteilt wurde, will eine mildere Strafe. (Symbolfoto) Foto: Deck

Zwei Burladinger planen mit Waffenkauf für Tag X. 59-Jähriger will milderes Urteil. 

Burladingen/Hechingen - Es war ja nur eine alte Halbautomatik, die er habe erstehen wollen, spielt der 59-jährigen Burladinger Theo F. , der sechs Monate auf Bewährung bekommen hatte, in der Berufungsverhandlung die Sache herunter.

Da war er zusammen mit einem Bekannten Uwe Z., ebenfalls aus Burladingen, angeklagt, weil sich beide, davon war das Amtsgericht damals überzeugt, über einen Balinger Maschinenpistolen besorgen wollten und sich wegen Verabredung zum unerlaubten Erwerb von Kriegswaffen strafbar machten. Alle drei kannten sich von den Treffen in der Reichsbürgerszene, von Vorträgen in einer Gaststätte im Kleineschle, wo es mal um die "Exilregierung deutsches Reich" ging, mal um die Vorbereitung auf jenen Tag, an dem das politische System und die Währung zusammenbricht. Mit Vorräten, Goldanlagen, geeigneter Kleidung, Stromaggregaten und in vermeintlich sicheren Höhlen in den Burladinger Wäldern wollte man sich verschanzen und die Lebensmittel notfalls mit Waffengewalt verteidigen.

Burladinger hatte auch vor Aliens Angst

Einer der beiden Burladinger war geschäftlich längere Zeit im Sudan gewesen und davon überzeugt, dass derlei chaotische Verhältnisse, nachdem so viele Flüchtlinge ins Land gekommen seien, nun auch in Deutschland drohen. Auch vor Aliens hatte er Angst, wie einige Zeugen berichteten. Also sprach er seinen Bekannten an, der jetzt in der Berufungsverhandlung vor Gericht steht.

"Ich bin kein Reichbürger aber ein Systemkritiker", wollte der gleich mal klarstellen. Während sein Bekannter, der den Waffendeal maßgeblich mit einfädelt hatte, seine Berufung noch zwei Tage vor der Verhandlung zurück zog, blieb der 59-Jährige dabei. Er will ein milderes Urteil. Gegenüber dem Vorschlag seines Freundes, sich für den Tag X mal Waffen zu besorgen, war er aber offen. Sein Freund kontaktierte per Whatsapp einen Balinger, dem man zutraute die heiße Ware, die unter das Kriegswaffengesetz fällt, zu besorgen. Auch in der Berufungsverhandlung verlas der Richter minutenlang die Chatprotokolle. Von "Bohrmaschinen" war da die Rede und den passenden paar tausend "Dübeln".

Schwierige Befragung der Zeugen

Die Befragung der Zeugen gestaltet sich schwierig. Nach vier Jahren kann oder will sich niemand mehr so recht daran erinnern, wann was genau besprochen wurde. Dass Theo F. nur eine Halbautomatik wollte und dies beim Treffen in einem Balinger Büro auch so gesagt habe, daran konnte sich der Balinger nicht mehr erinnern. Nur soviel ist klar, der angebliche Waffenverkäufer - mittlerweile wegen Betruges verurteilt - hatte nie vor, die Maschinenpistolen, egal ob Automatik oder Halbautomatik überhaupt zu besorgen. „Ich hatte einen finanziellen Engpass und wollte nur das Geld, ich kenne mich mit Waffen gar nicht aus“, versicherte er am Montag als Zeuge vor Gericht. Er habe alle Wünsche seiner beiden Kunden einfach nur abgenickt, um die Anzahlung zu bekommen. Nicht einmal mehr, ob es 5000 Euro oder 5500 Euro waren, wusste er noch.

Verärgert war die langjährige Freundin des Verschwörungstheoretikers und Waffenkäufers Uwe Z. Der habe bei ihr noch 30.000 Mark Schulden und werfe 5000 Euro für Waffen aus dem Fenster, hatte sie ihm in einer Whatsapp vorgeworfen. Die verschrobenen Ideen des Burladingers habe sie aber oft nicht ernst genommen, versicherte sie dem Gericht, sich derlei einfach mit seinem übermäßigen Alkoholgenuss erklärt. Dass sie wegen ihres langjährigen Bekannten von der Polizei vernommen wurde und jetzt bereits zum zweiten Mal vor Gericht erscheinen musste, hat die 60-Jährige ihrem Freund übel genommen. "Ich führe ja mein Leben so, dass ich nicht in Konflikt komme", versicherte sie und: "Ich komme eher aus der Öko-Müsli-Ecke."

In der kommenden Woche wird die Verhandlung fortgeführt. Dann ist auch Uwe Z. geladen, der das Urteil des Amtsgerichtes angenommen hat.