Adelheid Bumiller will Reformen in der katholischen Kirche sehen. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Maria 2.0: Auch die Burladinger Pastoralreferentin Adelheid Bumiller kämpft für Frauenrechte bei Katholiken

Sie ist 63 Jahre alt und geht für ihr Anliegen nochmal auf die Straße. "Wir warten jetzt schon viel zu lange darauf, dass sich was ändert", sagt die Burladinger Pastoralreferentin Adelheid Bumiller. Sie war beim Aufmarsch in Freiburg mit dabei. Ihre 88-jährige Tante hatte ihr gesagt "Geh’ zum Demonstrieren!"

Burladingen. "Ich würde gerne noch in meiner Lebenszeit Reformen erleben. Das Zölibat müsste fallen und das Priesteramt müsste Frauen offen stehen", sagt die Pastoralreferentin und gibt ihren Eindruck von einer männlich-klerikalen Institution wieder, die derzeit massiv von Missbrauchsskandalen und Vertuschungsvorwürfen gebeutelt wird, sich Forderungen nach mehr Offenheit und Liberalisierung gegenüber sieht: "In der Kirche rumort es überall, da ist bundesweit einiges los", sagt Bumiller. Zu Recht, wie sie findet. Deshalb schloss sich die Pastoralreferentin den rührigen Frauen aus Münster an, die unter dem Titel "Maria 2.0" jene Streikwoche ins Leben gerufen haben, die derzeit für so viel Aufsehen sorgt.

Bumiller war auch in Freiburg dabei. Dort wurden im Münster vom Bischof sechs Männern zu Priestern geweiht. Die Anhänger von Maria 2.0 säumten danach den Weg der Prozession, mit der nach der Feier der Priesterweihe der Erzbischof, die Weihbischöfe, das ganze Domkapitel und alle Mitfeiernden vom Hauptportal des Münsters über den Münsterplatz bis zum Eingang des Priesterseminars zogen. "Wir waren etwa 700 Menschen, Frauen und Männer, und es war eine bunte, lebendige und kreative Aktion", berichtet die Kirchenfrau. Bumiller selber verschickt Rundbriefe und Mails, hat Unterschriftenlisten ausgelegt und beteiligt sich an einer Postkartenaktion an die Bischöfe und kirchlichen Würdenträger. Sie bekommt "viel Zuspruch" wie sie sagt.

Seit 2013 ist die 63-Jährige als Pastoralreferentin in Burladingen. Studiert hat sie in Freiburg und ein Jahr auch in Rom. "Soweit, dass Frauen auch Priester werden könnten, hat man damals gar nicht gedacht", sagt sie über die Jahre ihrer Ausbildung. Danach war sie in verschiedenen Gemeinden der Erzdiözese Freiburg, in Meßkirch, in Ketsch bei Mannheim und in Salem am Bodensee. Sogar in einem südostasiatischen Inselstaat, in Osttimor, war sie vier Jahre, um in einer von Krieg und Unruhe geprägten Region Bildungs- und Friedensarbeit mit jungen Leuten und Erwachsenen zu leisten. Mit der Anstellung in der Fehlastadt kehrte sie wieder zu ihren Wurzeln zurück, denn sie stammt aus Jungingen, ihre Eltern betrieben dort viele Jahre das Hotel und Restaurant "Post".

"In unserer ländlich geprägten Gegend ist es vielleicht schwieriger, die Menschen davon zu überzeugen, dass sich etwas ändern muss", sagt sie. Aber ihrer Meinung nach gäbe es kein theologisch haltbares Argument, Frauen von der Priesterweihe auszuschließen. Den Satz "Frauen haben in der Gemeinde zu schweigen", darüber seien sich Exegeten und Religionsforscher inzwischen einig, habe man dem Paulus untergeschoben, der sei gar nicht von ihm. Die Kirche halte am Zölibat und am Ausschluss der Frauen von der Weihe und dem Amt als Gemeindeleiterin allerdings fest.

"Lieber machen sie wegen des Priestermangels immer noch größere Seelsorgeeinheiten", kritisiert Bumiller. Dabei ist das Studium des Pastoralreferenten genau das gleiche, wie das der Priester. Trotzdem dürfen sie später keine Sakramente spenden und keine Gemeinden leiten. Viele Frauen, die sich nicht genügend gehört, repräsentiert und beachtet fühlten, hätten sich deshalb vielleicht deshalb schon von der Kirche abgewandt. "Die haben mit den Füßen abgestimmt", fürchtet die Burladinger Pastoralreferentin.

Hoffnung gibt ihr, dass es in der Schweiz, in den Bistümern Sankt Gallen und Basel, schon anders ist. Dort wurde Frauen die Leitung von Gemeinden übertragen. "Überall, wo ein fortschrittlicher Bischof ist, sind Ansätze von Reformen zu sehen".