Dass an der einen oder anderen Stelle Gruben waren, können er und seine Kollegen immer leicht erkennen, da das Füllmaterial aus anderen Sedimenten stammt und sich deshalb vom Rest des Bodens farblich abhebt.
Er und seine Kollegen fanden in den Gruben zwar keine Metallobjekte oder Reste von alten Mauern, aber immerhin Keramikscherben und Tierknochen, die viele Rückschlüsse zulassen. "Es ist immer ein Überraschungsmoment. Man weiß ja nie so ganz genau, was da rauskommt", beschreibt Wiebke Griebel, Kollegin von Hoyer und bei ArchaeoBW für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, den spannenden Augenblick, wenn ihre grabenden Kollegen tatsächlich auf etwas stoßen.
Auf dem Pfaffenberg waren das nicht nur Zeichen der Besiedlung aus dem Mittelalter. Einiges, so kommentiert Hoyer, reiche zurück bis in die Römer- oder sogar die Eisenzeit. Besonders Keramik ist sehr aussagekräftig, erklärt Griebel, denn Material und Form von Töpfen, Tellern und Gefäßen änderten sich in einer ähnlichen Geschwindigkeit, wie heute die Handytechnologie, gibt sie einen Vergleich.
Wissenschaftler können also an Keramikscherben sehr gut erkennen, aus welcher Zeitspanne sie stammen und wann welches Gebiet besiedelt war. "Es ist unser kulturelles Erbe", erklärt Hoyer, warum der Gesetzgeber seit 1983 Jahren derlei Grabungen vorschreibt. Um dieses kulturelle Erbe zu sichern, benutzen die Archäologen mittlerweile alles, was die moderne Technik hergibt. Auch eine Drohne war über dem Pfaffenberg im Einsatz um die Draufsicht auf das Gelände zu sichern und mit Hilfe von Fotos und modernster Digitaltechnik werden die Gruben und auch die Funde im Seitendurchschnitt und als 3-D-Modelle sichtbar gemacht.
"Früher musste das mit Spezialpapier, Bleistift und Metermaß alles von Hand gezeichnet werden", erläutert Hoyer, wie viel einfacher die Arbeit der Wissenschaftler heute geworden ist. Später kann dann jederzeit wieder lokalisiert und verortet werden, wo etwas gefunden wurde. Georeferenziert, wie die Archäologen sagen. Wo was gefunden wurde, wird fein säuberlich auf dem Plan markiert und nummeriert. Alle Funde werden jetzt in Hechingen gewaschen und gereinigt, inventarisiert und dann mit einer abschließenden Beschreibung dem Denkmalamt übergeben.
Ein großes Lob zollt Hoyer den Melchingern. "Superfreundlich, sehr offen und sehr interessiert", seien die gewesen. Auch der Kindergarten sei mal vorbeigekommen und habe den Archäologen über die Schulter geschaut.
In der kommenden Woche sind Hoyer und seine Kollegen womöglich schon wieder andernorts im Einsatz. In Melchingen hat die Erschließung der Bauplätze schon begonnen. "Ich war zum ersten Mal auf der Alb, die Landschaft ist echt herrlich", sagt der Archäologe Hoyer noch wenige Tage bevor er die Arbeit am Pfaffenberg beendet. Er weiß, wovon er spricht. Seine letzte Grabung war an der Autobahn A 81.
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