Die Flinte darf er nicht mehr anfassen. Die Waffen des 71-jährigen Burladingers wurden eingezogen. Foto: Symbolbild: Maier

Was darf der beschuldigte Burladinger Waidmann noch und was nicht? Auch die Ehefrau hat den Jagdschein.

Burladingen - "Da läuft ja auch was schief, oder?", meint Hundebesitzer Bernd Weinschenk aus Burladingen. Er kann es kaum glauben: Bei einem Spaziergang mit seinem Golden Retriever Jazz begegnete er genau jenem Jäger, der seinen Hund im Dezember vergangenen Jahres fast zu Tode geschleift hätte.

Der 74-Jahre alte Waidmann saß zusammen mit seiner Ehefrau im Geländewagen und fuhr durchs Revier. Die, so bestätigte es die Kreisjägervereinigung bereits im vergangenen Jahr, hat ebenfalls, so wie der Sohn des Paares, einen Jagd- und Waffenschein.

Die Polizei hat die Ermittlungen gegen den Burladinger Jäger inzwischen abgeschlossen und die Akten der Staatsanwaltschaft in Hechingen übergeben. Zuständig ist der leitende Oberstaatsanwalt Michael Pfohl. Ob der einen Prozess eröffnet oder es bei einem Strafbefehl belässt, wollte die Staatsanwaltschaft allerdings nicht sagen. Nur so viel: "Wegen des großen öffentlichen Interesses" werde es demnächst eine offizielle Mitteilung geben.

Auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte das Landratsamt in Balingen, dass der schwer beschuldigte Burladinger Waidmann das Revier zusammen mit einer "weiteren Person" gepachtet habe. Das Revier könne also auch "weiterhin betreut" werden. Und weiter: Die Waffen, die eingezogen worden seien, "wurden inzwischen von erwerbsberechtigten Personen übernommen".

Ob das Familienmitglieder waren, dazu wollte die Kreisbehörde aus datenschutzrechtlichen Gründen nichts sagen. Der Burladinger Jäger dürfe aber, so sagt es das Landratsamt, "jeden Jäger zur Jagd begleiten, jedoch keine jagdlichen Tätigkeiten wie Aufsuchen, Nachstellen, Erlegen oder Fangen von Wild" ausüben. Auch dürfe er keine Waffen mit sich führen.

Zur Vorgeschichte: In der Burladinger Wohnsiedlung am Mettenberg hatte Anfang Dezember ein 74-Jähriger Jäger den Hund seiner Nachbarn, den er im Wald angetroffen hatte, an eine Kette angebunden und hinter seinem Auto quer durch die Stadt fast zu Tode geschleift. Viele Anlieger wurden Zeugen der Tierquälerei. Auch die Hundebesitzerin Andrea Weinschenk, die dem Jäger durch zwei Straßen verzweifelt hinterhergefahren war und versucht hatte, ihn zu stoppen. Schließlich sprang ein beherzter Anlieger dem Waidmann vor den Wagen und veranlasste ihn zu bremsen.

Glück im Unglück für die Weinschenks und ihren vierbeinigen Familienliebling Jazz: Ihr direkter Nachbar ist Tierarzt und Tierschützer Günter Wiebusch, der sofort helfen konnte. Das Landratsamt im Zollernalbkreis und die Polizei nahmen wegen des Vorwurfs der Tierquälerei, Vergehen gegen die Straßenverkehrsordnung und Verkehrsgefährdung die Ermittlungen auf. Die Waffen des 74-Jährigen sowie dessen Waffen- und Jagdschein wurden schließlich bei einer Polizeiaktion beschlagnahmt.

"Unfassbar" nannten der Bundesjagdverband und der Jagdverband Baden-Württemberg das brutale Verhalten des Jägers in einer Pressemitteilung.

Auch Walter Greff, Vorsitzender der Kreisjägervereinigung Hechingen hatte sich von dem rabiaten Jäger distanziert und ein Ausschlussverfahren angestrengt. Bundesweit berichteten die Medien über den Fall, im Internet empörten sich militante Tierschützer derartig, dass Weinschenk und Wiebusch zur Besonnenheit aufrufen mussten.

Bernd Weinschenk nahm die Internetseite dogfriends Burladingen und das facebook-Profil zeitweilig sogar vom Netz. In der Tierschützer-Szene erregt der Fall heute noch Aufsehen. Weinschenks Schilderungen auf seiner facebook-Seite wurden gleich 86-mal kommentiert und mehr als 100-mal mit "Gefällt mir" markiert.