Der erste Treff vor einem knappen Jahr. Vera Bender (im Hintergrund links) und Kirchengemeinderätin Christiane Grüner, stehend rechts zusammen mit den Ukrainerinnen. Am Tisch sitzt auch Dolmetscherin Luba Graf. Foto: Rapthel-Kieser/Rapthel-Kieser

Außer den Hilfskonvois, die einige Burladinger spontan nach Kriegsausbruch organisierten, war es die Vorsitzende der evangelischen Kirchengemeinde, Vera Bender, die mit ihrem Gemeindeteam als Allererste ein konkretes Angebot vor Ort machte: Sie lud Ukrainerinnen in den Frauentreff ein.

Das erste Zusammentreffen evangelischer Frauen mit den Ukrainerinnen war genau am 14. April vergangenen Jahres. Da saßen sie im Gemeindehaus der Versöhnungskirche bei Kaffee und Kuchen zusammen: Schwäbinnen und Ukrainerinnen. Es war weniger als zwei Monate nach dem Angriff auf das kleine Land. Inzwischen ist der gemeinsame Frauentreff ein solches Erfolgsmodell, dass er in Burladingen gar nicht mehr gebraucht wird. Deshalb wird er umziehen – nach Gauselfingen.

Denn dort werden in Kürze weitere Frauen und Kinder aus der Ukraine erwartet. In der alten Turn- und Festhalle, die ja schon dem Abriss geweiht ist, weil die Gauselfinger eine neue Halle in der Nähe des Friedhofes und ihrer Peter-und-Paul-Kirche bekommen sollen. In der alten Halle wurden als Übergangslösung für bis zu 40 Kriegsflüchtlinge neun Wohneinheiten geschaffen. Die stellten Ortsvorsteherin Silvia Roos und Bürgermeister Davide Licht im November 2022 auch schon der Öffentlichkeit vor.

Der Frauentreff – in weniger als einem Jahr zum Burladinger Erfolgsmodell

Dass es kurz danach an ein paar Stellen im Dorf auf öffentlichen Wänden Schmierereien gab, so, als wären die vor Bomben, Tod, Vergewaltigung und unendlichem Leid geflüchteten Frauen mit ihren Kindern nicht willkommen, ärgerte sowohl den Verwaltungschef als auch Silvia Roos.

„Solche Idioten gibt es überall ein paar“, meinte einer der Anwohner in Gauselfingen mit dem unsere Redaktion jetzt sprach achselzuckend. Für die Mehrheit stünden sie aber nicht, betonte er.

Von ihrem Frauentreff mit den Ukrainerinnen in Burladingen schwärmt die Initiatorin Vera Bender jedenfalls in den höchsten Tönen: „Die haben alle ratzfatz Deutsch gelernt und es sind wirklich Freundschaften entstanden“, erzählt sie im Gespräch mit dem Schwarzwälder Bote. Da seien sich Ukrainerinnen und Deutsche bei der Begegnung im Supermarkt in Burladingen um den Hals gefallen, da habe eine Herzlichkeit und ein Einverständnis geherrscht, wie sie es selbst im Voraus gar nicht erwartet hätte, schildert sie ihre ganz persönliche Erfahrung. Sie habe die Ukrainerinnen als großzügige, liebenswerte Menschen kennengelernt, die das Wenige das sie haben, gerne teilen.

Und: „Wir haben bewusst nie Fragen zum Krieg gestellt. Das wollten wir ausblenden“ sagt Vera Bender über die Gesprächsthemen die sie, die Kirchengemeinderätin Christiane Grüner, die Dolmetscherin Luba Graf und der Tailfinger Pfarrer Christoph Fischer, Stellvertreter im zurzeit vakanten Burladinger Pfarramt mit den Frauen fanden.

Bewusst keine Fragen zu den schlimmen Kriegserlebnissen gestellt

Themen wie die Traditionen im Schwabenland und in der Ukraine, die unterschiedlichen Kirchenfeste der meist orthodoxen Gläubigen, die regionalen Küche in der Ukraine und in Süddeutschland. Und dann ging es in den Gesprächen um Kindererziehung, Kindergarten, Schule und den Beruf.

„Unser letztes Treffen war im November. Da haben die geflüchteten Frauen mit uns zusammen ein Gericht gekocht, dass in ihrem Land ganz bekannt ist, sozusagen die ukrainische Version der Maultasche“, sagt Vera Bender mit einem Lachen. Das, wäre das letzte Treffen gewesen. Denn: „Inzwischen sind die alle berufstätig, die können sich nachmittags mit uns gar nicht mehr zu Kaffee und Kuchen zusammen hocken“, sagt die Kirchengemeinderatsvorsitzende Bender. „Und abends wollen sie sich ihren Kindern widmen. Aber das ist doch toll! Wir haben erreicht, was wir wollten. Die Frauen sind angekommen, sie sind integriert. Und ich wollte diese Erfahrung nicht missen“, freut sich die Kirchengemeinderatsvorsitzend und hauptberufliche Kirchenpflegerin über den gemeinsamen Erfolg.