Stefan Businger lässt sich zum kommunalen Berater ausbilden. Opfern rechter Gewalt will er künftig zur Seite stehen. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Ausbildung: Stefan Businger lässt sich zum kommunalen Berater für Betroffene von rechter Gewalt ausbilden

"Rechte und nationalistische Ideen und rassistisches Gedankengut werden immer populärer", sorgt sich der Burladinger Stefan Businger. "Hier schlummert doch was", sagt er – und will dagegenhalten.

Burladingen. Businger lässt sich derzeit vom Demokratiezentrum Baden-Württemberg zum kommunalen Berater ausbilden. Die Idee dazu, so sagt er, hätte er schon vor mehr als einem Jahr gehabt.

Rechte Gewalt, das ist für den Familienvater nicht nur die Schlägerei, die Neonazis anzetteln, die Pöbeleien oder Beleidigungen. "Das können auch Schmierereien an Hauswänden oder Hassmails sein, das Hissen der Reichskriegsflagge oder Äußerungen, die die Idee der Ungleichheit transportieren. Wenn ich den Satz höre: ›Ich bin stolz darauf, Deutscher zu sein‹, da werde ich schon kritisch", sagt Businger. "Ich bin stolz auf das, was ich selber erreicht habe. Dass ich hier geboren bin, da hab ich halt Dusel gehabt", stellt er seine Sicht der Dinge klar.

Dass rechte Gewalt oft nicht als solche in die Statistik eingeht, dass weiß er. Wenn der Täter zum Beispiel unter Alkoholeinfluss oder Drogen stand, gilt das als Ursache für das Delikt. Die Dunkelziffer rechter Gewaltstraftaten sei auch deshalb hoch, die Statistik wenig glaubhaft.

Rolle und Aufgaben

Die Ausbildung, aufgebaut in verschiedenen Modulen mit unterschiedlichen Themen, besteht aus einigen Wochenend-Seminaren. Wer sich ausbilden lassen will, muss ein polizeiliches Führungszeugnis vorweisen, eine abgeschlossene Ausbildung und mindestens drei Jahre Berufserfahrung haben, er muss eine eidesstattliche Erklärung abgeben und innerhalb von zwei Jahren an vier Modulen teilnehmen.

Das erste hat Businger schon absolviert, bei der "Leuchtlinie", einer Einrichtung, die ans Demokratiezentrum angeschlossen ist und die Beratung, Hilfestellung und Ausbildungsmodule anbietet. Bei dem Seminar ging es um die Rolle und Aufgabe der Einrichtung und dann vor allem um die verschiedenen Gruppieren am rechten Rand, ihre Symbole und Erkennungszeichen.

"Unter den 18 Teilnehmern war ich der einzige Mann", berichtet Businger und die angehenden Kolleginnen seien hauptsächlich aus sozialen Berufen gekommen. Als Systemadministrator ist der Burladinger da ein Exot. Er und die besagten Teilnehmerinnen lernten da an verschiedenen Beispielen aus der Praxis, wie man Hilfestellung geben kann, wie man sich vernetzt und abklärt, wie viel und bei was Betroffene Unterstützung brauchen.

Auch rechtliche Aspekte wurden beleuchtet. Die nächsten Module, die Businger besuchen wird, sind zum Themenfeld Rechtsextremismus und eins, in dem es um Prävention von religiös begründetem Extremismus geht.

Im kommenden Jahr um diese Zeit will der Burladinger mit seiner Ausbildung fertig und dann in Burladingen Ansprechpartner und Anlaufstelle für Betroffene sein.   Wer Opfer rechter Gewalt wurde oder Vorfälle melden will, kann sich telefonisch an die Hotline 0711/88 89 99 33 wenden.