Harry Ebert ist in die AfD eingetreten. Foto: Eyrich

Burladingen hat damit ersten AfD-Bürgermeister Süddeutschlands. Partei begrüßt Entscheidung.

Burladingen - Wie der AfD-Landesverband am Freitagnachmittag verschiedenen Pressevertretern mitteilte, ist der bisher parteilose 58-Jährige Harry Ebert, Bürgermeister von Burladingen (Zollernalbkreis), jetzt offiziell der AfD beigetreten. Der Burladinger Rathauschef war am Freitag für eine Bestätigung nicht zu erreichen.

Ebert sei damit der erste AfD-Bürgermeister in Süddeutschland, lässt sich ein Sprecher der Rechtskonservativen von Medienvertretern zitieren und gratuliert dem Rathauschef der 12.000-Einwohner-Stadt auf der Schwäbischen Alb zu seinem, wie es die AfD selber nennt „mutigen, konsequenten Schritt“.

Ein Schritt, der von Beobachtern der kommunalpolitischen Szene in Burladingen und des Zollernalbkreises schon lange erwartet wurde. Seit rund zwei Jahren sympathisiert Ebert offen in sozialen Medien, im Amtsblatt und auch bei Statements in öffentlichen Gemeinderatssitzungen mit den Ideen und dem Sprachgebrauch der Rechtspopulisten.

Dass er sich zudem abfällig über Flüchtlinge äußerte und mehrfach seine Gemeinderäte unflätig beschimpfte hat ihm eine Dienstaufsichtsbeschwerde bei der Kommunalaufsicht des Landratsamtes eingebracht.  Die Behörde ermittelt, der Ausgang ist noch offen. Auch die Staatsanwaltschaft in Hechingen hat Ermittlungen gegen den 58-Jährigen Bürgermeister aufgenommen. Weil er sich bei einer Hauptversammlung seiner Gesamtfeuerwehr in Uniform mit Schulterklappen zeigte, geht es um den Vorwurf der Amtsanmaßung.

Der Gemeinderat Burladingens hat seinen Verwaltungschef mehrfach zum Rücktritt aufgefordert, Bürgermeisterstellvertreter beider Fraktionen, der CDU und der Freien Wähler traten zurück, ebenso die Fraktionssprecher. Ebert zeigte sich unberührt und blieb. Das Verhältnis zu den ehrenamtlichen Kommunalpolitikern gilt aber als zerrüttet, auch, wenn wegen eines für die Kernstadt wichtigen Bauprojektes nach außen derzeit eine Art Burgfrieden gewahrt wird.

Denn vor rund einem Jahr gerieten die Planungen des von einem privaten Investor mit fünf Millionen Euro finanzierten Ärztehaus mit Praxen, Apotheke, Tagesbetreuung für Senioren und integriertem Kindergarten ins Wanken. Wegen der über die Stadt hinaus  vielfach kritisierten  Äußerungen des Stadtchefs und den Schlagzeilen die Harry Ebert damit jeweils machte, hatte der Unternehmer kurz vor dem geplanten Spatenstich das Projekt erst einmal auf Eis gelegt.

Mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, so seine Erläuterungen zum Baustopp, wolle er nichts zu tun haben. In einem derart geprägten Umfeld könne er mitsamt seinen Mitarbeitern, die oft Migrationshintergrund hätten, nicht arbeiten. Der Gemeinderat intervenierte, rettete den Ruf der Stadt  und damit den Bau, der jetzt kurz vor dem Richtfest steht.

Eberts offzieller AfD-Beitritt dürfte in der einst von der Textilindustrie  auf der Schwäbischen Alb  geprägten Stadt die Spekulationen um seine parteipolitische Zukunft erneut befeuern. Fast auf den Tag genau vor drei Jahren wurde Harry Ebert als Burladingens Stadtoberhaupt zum dritten Mal wieder gewählt. Mit einer Wahlbeteiligung von 28,2 Prozent und mit 83 Prozent der abgegebenen Stimmen zog er als parteiloser Kandidat wieder ins Rathaus ein. Seine Amtszeit endet 2023. Die CDU, sie stellt die größte Fraktion des Gemeinderats, hatte, obwohl es schon damals gelegentlich knirschte in der Zusammenarbeit, keinen Gegenkandidaten aufgestellt.

Nun ist Ebert offiziell der AfD beigetreten und vermutet wird von vielen, dass der Stadtchef den Rathaussessel vor Ende seiner Amtszeit räumen könnte um auf Landes- oder gar Bundesebene eine parteipolitische Karriere bei der AfD anzustreben. Andere spekulieren darüber, dass Harry Ebert versuchen könnte, bei der im kommenden Jahr anstehenden Kommunalwahl eine AfD-Liste für Burladingen auf die Beine zu stellen.