Aufreger: Harsche Kritik am Bürgermeister / Stadtoberhaupt sieht sich in AfD-Beitritt bestärkt

Die Kritik kam zu vorgerückter Stunde unter Verschiedenes, fiel deshalb aber nicht weniger hart aus. Beide Fraktionen des Burladinger Gemeinderates widmeten sich in ausgiebigen Wortbeiträgen nach 23 Uhr dem Stil und der Arbeit ihres Bürgermeisters Harry Ebert. Es wurde eine Generalabrechnung.

Burladingen. Bereits während der Wortbeiträge zum Marktplatz war mehrfach vom "Selbstinterview", dem "Pseudointerview" oder dem "Eigeninterview" Harry Eberts die Rede gewesen, dass er in Sachen Marktplatzgestaltung der örtlichen Presse zukommen ließ.

"Ich weiß gar nicht, wie man im Pressejargon so etwas nennt", frotzelte die Christdemokratin Dörte Conradi über die ungewöhnliche Art der Öffentlichkeitsarbeit ihres Stadtchefs. Unter Verschiedenes wurde sie später konkreter. Dass Ebert in eben jenem besagten Text selber eingeräumt habe, sich um andere Investoren bemüht und was das Ärztehaus angehe, andere Lösungen forciert zu haben als die, die der Gemeinderat einstimmig beschlossen habe, damit habe er gegen eine konkrete Beschlusslage des Gremiums gehandelt und das, so Conradi, "wird sicher auch die Kommunalaufsicht interessieren."

Ins gleiche Horn stieß Rosi Steinberg. Dieses Interview sei mal wieder "bezeichnend für ihre Person", sprach sie Ebert direkt an. "Ich habe ja noch nie gehört, dass ein Bürgermeister in einem Interview Fragen und Antworten selber formuliert und an die Presse weitergibt", konstatierte sie, und auf Eberts Bemerkung in Richtung Investor gemünzt, dem er geraten hatte, aus Burladingen wegzuziehen, stellte sie klar: "Burladingen würde sich einwohnermäßig erheblich reduzieren, wenn Sie allen Bürgern, die nicht mit Ihrer Gesinnung einig sind nahelegen, Burladingen zu verlassen."

Zwar sei es richtig, das Ebert im Vorfeld der Planungen mit möglichen Mietern und Ärzten gesprochen habe, um sie für das Projekt Ärztehaus zu gewinnen. Einige von denen hätten aber Kontakt zu ihren Gemeinderäten gesucht und "die haben gesagt, so unverschämt wie unserer Bürgermeister mit ihnen umgegangen ist, sei noch niemand mit ihnen umgegangen."

"Kollektive Schnappatmung und Hyperventilation"

Wie kein Bürgermeister vor ihm habe er die Stadt gespalten, monierte CDU-Fraktionssprecher Michael Eisele, und auch Fraktionskollegin Conradi betonte, dass Ebert regelrecht "einen Keil" in die Bevölkerung treibe, was ihr "richtig Sorgen" bereite. Dabei habe er als Bürgermeister doch eine ganz andere Aufgabe. "Stellen sie uns doch mal die Kosten zusammen", bat sie Ebert mit Blick auf die anwaltlichen Auseinandersetzungen, die Ebert in Sachen Ärztehaus mit der BeneVit führt.

Das Telefon sei bei ihm nicht mehr stillgestanden, bekundete Eisele, als Harry Ebert seinen Beitritt zur AfD habe bekannt geben lassen. Das habe wieder einmal für Negativ-Werbung gesorgt. Dabei sei die AfD, die anfänglich eine eurokritische und jetzt eine rechtspopulistische Partei geworden sei, darüber gebe es Studien und Untersuchungen, schon längst keine Alternative für Deutschland mehr.

"Indirekt wird es immer eine Rolle spielen", kritisierte Eisele Eberts Parteibeitritt und stellte klar, er hätte sich von einem Rathauschef mehr Sensibilität gewünscht. Fakt sei aber, dass mal wieder ein erheblicher Imageschaden für die Stadt entstanden sei, etwas, was die Stadt nur in Verruf bringe.

Aber es gebe ja auch andere Stimmen, und die seien viel mehr, betonte Eisele. Ausdrücklich lobte er die neue Initiative aus den Reihen engagierter Bürger, das "Bündnis für Offenheit und Menschlichkeit" und die Initiative "Burladingen ist bunt".

Für beide Fraktionen gab Eisele bekannt: Der Gemeinderat tritt geschlossen diesem Bündnis bei. "Demokratie lebt von unterschiedlichen Meinungen, das haben wir bei der Debatte um die Windkraft ja gesehen, und das muss man auch aushalten", konstatierte Eisele.

Ebert wehrte sich. "Die kollektive Schnappatmung und Hyperventilation, die da einige kriegen, nur weil ich einer demokratisch gewählten Partei beitrete, bestärkt mich nur in meiner Entscheidung", sagte er. Er selber habe der Nachrichtenagentur dpa nur zwei Sätze zu seinem Beitritt gesagt. Was der Landesverband der AfD bekannt gebe, sei eine andere Sache. "Die AfD ist nicht Ebert."