Trigema-Chef hegt Hoffnung nach US-Wahl. Stefan Hallmayer sieht Demokratie in Gefahr.

Burladingen/Washington - Ganz unterschiedlich haben sich Lindenhof-Intendant Stefan Hallmayer und Trigema-Chef Wolfgang Grupp zum Ausgang der Wahl in den USA geäußert. Während Hallmayer befürchtet, der "Überlebenskampf der Demokratie" habe begonnen, meint Grupp: "Trump ist keine Katastrophe".

Der Burladinger Textilfabrikant Grupp hat sich in seiner Kolumne "100 Prozent Grupp" in der Wirtschaftwoche geäußert, der Theatermacher hat einen offenen Brief geschrieben. Beider Meinung zum Ausgang der US-Wahl könnte unterschiedlicher nicht sein.

Die Wahl des republikanischen Kandidaten Donald Trump zum 45. US-Präsidenten ist, so sieht es Grupp, "eine erwartbare Konsequenz der amerikanischen Politik der vergangenen Jahre. Diese hat das eigene Volk, die einfachen Leute, nicht beachtet, sondern links liegen gelassen. Diese Leute haben nun in Trump die Chance gesehen, daran etwas zu ändern. Ich bin davon überzeugt, dass Trump in der praktischen Politik anders agieren wird, als er sich im Wahlkampf präsentiert hat. Das hat sich in seiner ersten Rede nach seinem Wahlsieg schon angedeutet", sagt Wolfgang Grupp. Er setzt darauf, dass Trump agieren wird wie ein Unternehmer.

Unternehmer Grupp setzt Hoffnung in Donald Trump

"Man muss den einfachen Arbeiter im Aufschwung mitnehmen und ihn teilhaben lassen, statt ihn untergehen zu lassen. Es ist erschreckend zu sehen, wie es den Arbeitern in den einstigen Stahl- und Schwerindustrieregionen der USA geht, während andere etwa in Kalifornien sich im wirtschaftlichen Aufschwung und in der Globalisierung sonnen. Trump wird seinen Fokus darauf richten, dies zu ändern", hofft Grupp. Für Deutschland, da ist sich der Textilunternehmer sicher, sei das positiv. Trump sei gegen das Freihandelsabkommen TTIP, das Grupp zwar grundsätzlich nicht schlecht findet, das aber auch die Gefahr in sich berge, dass so mancher auf der Strecke bleibt, sowohl in Europa als auch in Amerika. „

"Die von Trump angekündigte Hinwendung Amerikas zu sich selbst halte ich für sehr positiv", kommentiert der Burladinger Mittelständ ler d ie Weltpolitik und zieht dann den Bogen zu Deutsch- land und den im kommenden Jahr anstehenden Bundestagswahlen.

Wenn er auf die schaue, müsse er zugeben, dass ihn der Sieg Trumps sogar ein wenig gefreut habe. Denn er könne als Warnschuss für die Regierenden in Berlin dienen. Er erwarte zwar, so Grupp, dass die AfD versuchen wird, den Sieg Trumps als Rückenwind für sich nutzen um dadurch stärker zu werden. Dies müsse aber nicht sein. Es gelte mehr auf Volkes Stimme zu hören, die Zeit dafür sei noch da.

Rassistische und frauenfeindliche Parolen stoßen Hallmayer auf

Ganz anders wertet der Lindenhof-Intendant Stefan Hallmayer den Sieg von Donald Trump. Mit ihm sei "ein Rechtspopulist, der Mauern bauen möchte, mit rassistischen und frauenfeindlichen Parolen auftritt, politische Gegner unflätig beleidigt und sämtliche Anstandsspielregeln ignoriert, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika geworden", konstatiert der Theatermacher.

Bereits der Präsidentenwahlkampf sei "eine einstudierte Wrestling-Veranstaltung" gewesen. Zustände, vor denen Hallmayer warnt und die er sich für Deutschland nicht wünscht. Deutschland, sagt Hallmayer, "hat eine gute Verfassung. Unsere Demokratie aber ist gegenwärtig in einer schlechten Verfassung."

In einer Welt, in der sich überall der Rechtspopulismus erhebe, habe der "Überlebenskampf der Demokratie" begonnen, bedauert Hallmayer und warnt: "Das hohe Gut ist zerbrechlich und abwählbar. Wir alle müssen viel mehr in die Demokratie an sich investieren, uns ihrer Chancen und Gefahren bewusst sein und sie im Sinne einer freiheitlichen, humanen und gerechten Gesellschaft pflegen und entwickeln", appelliert er. Er sagt: "Ich glaube, uns allen ist nicht ausreichend bewusst, was wir verlieren, wenn wir Demokratie nicht mehr haben." Stattdessen sei die "Rückkehr des starken Mannes die Parole der Stunde: Brexit, Russland, Türkei, Ungarn, Polen, auch die USA. Starke rechtsnationale Kräfte in all unseren Nachbarländern wie bei uns selbst machen mobil."

Hallmayer hat schon ausgemacht, wo unter anderem er ansetzen will. "Am 18. November zum Weltlesetag ist unser Ensemble in den Albstädter Schulen unterwegs. In diesem Jahr werde ich den Schülern unsere Verfassung vorlesen und mit ihnen darüber sprechen", sagt der Theater-Intendant.