Sie will, dass sich ihr Bürgermeister mit seinen Aussagen zügelt und sammelt deshalb Unterschriften: die Burladinger Reittherapeutin und Trainerin Tipsy Peucker. Foto: Rapthel-Kieser

Unternehmerin sammelt Unterschriften. Wurden Tipsy Peuckers Alpakas deswegen vergiftet?

Burladingen - Die Burladinger Reithofbesitzerin Tipsy Peucker hat eine Unterschriftenliste gegen Bürgermeister Harry Ebert initiiert. Kurz danach starben ihre beiden Alpakas. "Vermutlich vergiftet", sagt die 40-Jährige.

"Das ist schon grausig zufällig", kommentiert die Inhaberin des Reiterhofs auf der Ziegelhütte zwischen Hermannsdorf und Burladingen den plötzlichen Tod ihrer beiden Alpaka-Hengste im Januar. Sie vermutet einen Zusammenhang mit der Bürgermeister-Affäre, denn Peucker und ihre Mutter gehörten zu den ersten öffentlichen Ebert-Kritikern. Tipsy Peucker, die Sozialkompetenztrainerin, Kreativ- und Reittherapeutin, initiierte die Unterschriftenaktion kurz nachdem Ebert im Internet gegen seine Räte, die Presse und die Flüchtlingspolitik gepoltert hatte.

"Lösungsvorschläge statt stark emotional gefärbter Aussagen"

Der Text über der Unterschriftenliste bezieht sich zunächst auf diese Äußerungen Eberts und beginnt damit, dass der oder die Unterzeichnende sich davon distanziert. "Wir erwarten von unserem Bürgermeister ein fachlich kompetentes, sachlich durchdachtes und inhaltlich fundiertes Auftreten", heißt es dann weiter. Und: "Desweiteren wünschen wir uns einen Bürgermeister, der seiner Fürsorgepflicht den Bürgern gegenüber gewissenhaft nachkommt." Der Bürgermeister solle durch konstruktive Lösungsvorschläge statt stark emotional gefärbter Aussagen und Stammtischrhetorik auffallen, wird gefordert.

Kurz nachdem die ersten Listen kursierten, gab Tipsy Peuckers Mutter einem Fernsehteam des SWR zur Ebert-Affäre und der Stimmung in der Stadt vor der Kamera freimütig ein Interview. Am Morgen vor der Gemeinderatssitzung im Januar lag dann das erste der Alpakas tot da. Peucker ging trotzdem zur Bürgerfragestunde. So, wie viele andere, die kritische Fragen stellten und mit dabei waren, als der Gemeinderat zum ersten Mal öffentlich den Aufstand gegen Bürgermeister Harry Ebert wagte. "Das war gut zu sehen, dass die so mutig auftraten", rekapituliert Peucker die Sitzung. Das habe ihr wieder Mut gemacht, weiter zu machen. Als sie nach Hause kam, war auch das zweite Alpaka-Männchen tot.

Peucker erstattete Anzeige gegen Unbekannt, ließ die beiden erst neun Jahre alten Tiere, die bis dato völlig unauffällig waren, in der veterinärmedizinischen Pathologie untersuchen. Befund: "Gesund verstorben". Dass es sich um ein Gift handele, sei deshalb, weil den Tieren gesundheitlich so gar nichts fehlte, stark anzunehmen, habe ihr der Tierarzt gesagt. Aber auch, dass in Tierkörpern nach Giften zu suchen, schwieriger als die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen sei. Denn, so formulierte es der Veterinärmediziner, man wisse nicht einmal, in welchem Heuhaufen man suchen soll.

Trotzdem, Peucker wollte sich nicht so einfach geschlagen geben, sandte die Kadaver nach Freiburg und ließ auf die zwei gängigsten Gifte testen. Ohne Ergebnis. "Ich könnte jetzt noch tausende von Euro für Tests ausgeben", sagt die Reittherapeutin. Ihre beiden Alpakas mache das nicht mehr lebendig, und zu den zerstörten Hoffnungen der Unternehmerin, die mit einem der beiden Hengste gerne gezüchtet hätte, kommt ein finanzieller Schaden, der sich auf geschätzte 6000 bis 9000 Euro beläuft.

Tipsy Peucker: "Es ist erschreckend, wie viele Angst haben"

Aufgeben, Unterschriften zu sammeln und gegen Harry Ebert Front zu machen, will Peucker allerdings nicht, auch, wenn sie erst rund 50 Namen zusammen hat. "Es ist erschreckend, wie viele Angst haben zu unterschreiben", sagt die 40-Jährige. Sie sprach mit Müttern, deren Kinder in städtische Kindergärten gehen und den Platz brauchen, mit städtischen Angestellten, aber auch mit Burladingern, die, wie Peucker, ein kleines Unternehmen haben und Repressalien fürchten. Alle, so die 40-Jährige, sähen sich in der einen oder anderen Art als von der Stadtverwaltung und deren Chef abhängig.

"Ich habe auch Angst", sagt Tipsy Peucker, aber sie wolle ihren Bürgermeister auch mit konkreten Forderungen nach Sachlichkeit und Kommunikationsbereitschaft konfrontieren. Sie stelle sich die Frage, ob eine Stadt, in der sich so viele nicht trauen können, ihre Meinung zu sagen, noch die Stadt sei, in der sie leben wolle. Und in der nächsten Gemeinderatssitzung, am Donnerstag, 27. April, will sie wieder dabei sein, die Bürgerin Tipsy Peucker.