Ringingen ist jetzt der größte Burladinger Teilort. Erst vor kurzem genehmigte der Ortschaftsrat die Pläne für die Ausdehnung des Baugebietes Haupt (die Grünfläche auf dem Bild links neben dem Kirchturm). Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Bevölkerungsstatistik: Ringingen ist jetzt der Teilort mit der höchsten Einwohnerzahl

Es ist erst Oktober, aber der Burladinger Absteiger des Jahres scheint schon fest zu stehen: Gauselfingen ist nicht mehr der einwohnerstärkste Burladinger Teilort, sondern wurde laut Bevölkerungsstatistik vom 30. Juni 2018 von Ringingen überholt.

Burladingen. Wie die Stadt unlängst auf ihrer Homepage bekannt gab, verbuchte Ringingen zum Stichtag 989 Einwohner, Gauselfingen 986. Ein halbes Jahr davor waren es noch 987 in Gauselfingen und 980 in Ringingen.

Jahrelang haben sich die Ortsvorsteher der beiden Teilorte mit Kommentaren oder kleinen Gesten zu dem Thema geneckt, Scherze zu dem statistischen Kopf-An-Kopf-Rennen gemacht und sich gefragt, wann Ringingen Gauselfingen wohl endlich verdrängen würde. Jetzt ist es passiert.

Dabei ist manchem Gauselfinger das Lachen längst vergangen. Über Jahrzehnte hinweg mussten die alteingesessenen Dorfbewohner den Abstieg ihres Ortes mit ansehen. Mit dem Wegbrechen der einstigen Textilindustrie und dem Verlust vieler hundert Arbeitsplätze begann auch der Schrumpfungsprozess des einst blühenden Ortes Gauselfingen. Die Randlange zwischen zwei Landkreisen und die geografische Entfernung zum Burladinger Stadtkern haben ihr übriges getan. Erst fiel die Grundschule weg, dann gingen die Banken, ließen nicht einmal mehr einen Geldautomaten vor Ort. Die Diskussion um einen Dorfladen, den sich die Einwohner wünschten, endete ergebnislos. Die Turn- und Festhalle ist im desolaten Zustand und der Beginn der Renovierung wird immer wieder verschoben.

"Neue Realität ist für mich erschreckend"

Fest steht aber jetzt schon: Das Hallenbad im Keller der Festhalle wird es nach einem Umbau nicht mehr geben. Dann verlieren die Gauselfinger auch das. Zum Aderlass beigetragen hat vermutlich auch das jahrelange Hickhack um die Anbindung ans schnelle Internet. Trotz der Einwohnerzahl: Es gibt immer noch kein verlässliches DSL in Gauselfingen. Etwas, das alle anderen Teilorte der Fehlastadt längst haben. Die Hinhaltetaktik der Telekom sorgte erst im September wieder für Schlagzeilen, Nutzer und Interessenten wurden auf November vertröstet.

Michael Eisele, stellvertretender Ortsvorsteher Gauselfingens und Mitglied im Gemeinderat, macht keinen Hehl aus seinen Gefühlen: "Gauselfingen hatte zu meiner Jugendzeit 1200 Einwohner. Dass die Einwohnerzahl in den vergangenen Jahren rückläufig ist, war leider schon länger zu beobachten. Die neue Realität aber, dass Gauselfingen nun nicht mehr größter Stadtteil ist, nur noch aktuell 986 Einwohner hat, ist für mich erschreckend und schockierend zugleich. Vergleicht man beide Zahlen muss dies ein Weckruf sein, diese negative Entwicklung endlich aufzuhalten und umzukehren."

Markus Weiß, Ortsvorsteher von Ringingen, dagegen kann sich freuen. "Die Infrastruktur und der soziale Zusammenhalt sind in unserer Gemeinde hervorragend. Unsere Kinder können noch in den eigenen Kindergarten und anschließend in die 200 Meter entfernte Grundschule gehen. Diese Situation wissen wir sehr zu schätzen", sagt er auf Nachfrage. Und: "Ein weiterer Glücksfall für unsere Gemeinde ist darin zu sehen, dass wir noch zwei Gaststätten, einen Einkaufsladen, eine Metzgerei sowie eine Getränkescheune haben, dies ist heute nicht mehr selbstverständlich. Bei weiteren Firmen im Ort können sehr viel benötigte Dienstleistungen bezogen werden. Diese Unternehmen sind auch Arbeitgeber für einige Einwohner."

Der soziale Zusammenhalt sei ausgeprägt, versichert Weiß und verweist auf die 15 Vereine, in denen seine Ringinger engagiert sind und darauf, dass es bei Projekten immer viele freiwillige Helfer gebe. Und nicht zuletzt nennt er die Natur rund um den Ort, die es für Naturliebhaber sehr attraktiv mache, dort zu wohnen. "Ein weiterer Fakt, weshalb man sich in Ringingen wohlfühlen kann, ist in der konstruktiven, versöhnlichen Streitkultur zu sehen. Es kann heftigst in der Sache diskutiert werden, doch anschließend kann man sich wieder in die Augen sehen", versichert Weiß.