Sie will nicht nur alte Wege sanieren, sondern auch neue beschreiten: Pfarrerin Annegret Liebmann vor der evangelischen Kirche in Burladingen. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Pfarrerin: Seit 100 Tagen im Amt

"Sie war ein Glückstreffer", sagt die Kirchengemeinderätin Vera Bender über die nicht mehr ganz so neue Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Annegret Liebmann. Die ist jetzt rund 100 Tage im Amt und sagt: "Ich bin gern hier."

Burladingen. Und das, obwohl sie viele Baustellen, auch im bildlichen Sinne, zu betreuen hat. Da ist nicht nur das Kirchendach, das dringend renoviert werden muss, sondern auch der Fußweg vor der Kirche, dessen Sanierung nach der Absage einer Baufirma jetzt neu und anders geplant werden soll.

Apropos Fußweg. Was den Gottesdienst und Kooperationen betrifft, beschreitet die neue Pfarrerin durchaus auch neue Wege. Sie will so viele Gemeindemitglieder wie möglich in die Gottesdienstgestaltung einbinden und hat deswegen, zusammen mit den Kirchengemeinderäten erst einmal die Aufgaben verteilt. Begrüßungen, Lesungen und das Zählen der Kollekte übernehmen die Kirchengemeinderäte.

"Das sorgt für Gespräche und Begegnungen und wer kommt und persönlich begrüßt wird, fühlt sich anders angenommen", kommentiert Vera Bender die Neuerung. Auch die Konfirmanden sollen sich künftig stärker beteiligen. Ausbauen will die Pfarrerin auch die Kooperation mit der Kirchengemeinde in Bitz, da gab es schon ein gemeinsames Fest und die Pfarrerinnen übernehmen auch wechselweise die Sonntagspredigt, um 9 Uhr in Bitz und um 10.30 Uhr in Burladingen.

Der Kirchengemeinderat trat, kaum war Liebmann im Amt, auch zu einer halbtägigen Klausurtagung zusammen. Nach dem gemeinsamen Frühstück wurde über anstehende Projekte beraten und diskutiert. Projekte, die der neue Kirchengemeinderat dann fortführen soll. Denn im Dezember sind Kirchengemeinderatswahlen und Annegret Liebmann freut sich darüber, dass sich einige der evangelischen Christen zur Kandidatur bereit erklärt haben. "Ein paar mehr wäre schön, damit man auch wirklich eine Wahl hat", kommentiert sie die Suche nach weiteren Kandidaten.

Im Juli gab es ein Mitarbeiterdankfest für die fest angestellten Kräfte und die vielen ehrenamtlich Engagierten. Allein 60 Menschen sind es, die das Kirchenblatt austragen, dazu die, die Besuchsdienste übernehmen, und die Organisatoren der Kinderkirche und des Seniorennachmittags.

Bei der Tour de Burladingen war die Gemeinde mit zwei Ständen vor Ort, zeigte Präsenz. Dass es in der Fehlastadt auch eine evangelische Gemeinde gibt, soll wieder stärker ins Bewusstsein der Bürger dringen.

Den neuen Organist nennt die Pfarrerin "ein Gottesgeschenk". Hilger Maurer ging am Ostersonntag in den Ruhestand und Oliver Geiger wird ab September seine Nachfolge antreten. Und nicht nur das. Was die Musik und den Gesang betrifft, ist die Pfarrerin zusammen mit dem Kirchengemeinderat quasi dabei, neue Töne anzuschlagen, will einen Kirchenchor wieder beleben. Den gab es seit Jahren nicht.

Neu ist auch, dass die Mitglieder der Gemeinde ab ihrem 70. Geburtstag jetzt zum Wiegenfest einen persönlichen Brief der Pfarrerin bekommen, wer 80 wird oder älter, den besucht sie selber. "Ich würde gerne mehr Besuche machen, aber die Verwaltung nimmt mich mehr in Beschlag, als mir lieb ist", bedauert Liebmann. So viel ist da erst einmal zu tun, so viel in der monatelangen Vakanz aufgelaufen, dass sie oft erst abends dazu kommt, ihre Predigten auszuarbeiten. Trotzdem: "Ich bin inzwischen angekommen", kommentiert sie ihre Arbeit und ihr Leben in Burladingen.

Die Kirchengemeinde soll auch im städtischen Leben verankert sein

In der Fehlastadt, so sagt sie, "gibt es viele interessante Nischen". Vom Bio-Metzger bis zur Firma, die weltweit einzigartige Produkte herstellt und vertreibt. "Da bin ich immer wieder erstaunt." Auch über die Vielfalt und das Engagement im Vereinsleben. Die Ortsteile und ihre Aktivitäten, das findet sie "beeindruckend". Ihr imponiert, "wie die Vereine das alles stemmen". Die Kirchengemeinde, so wünscht es sich Annegret Liebmann, soll zwar Gemeinde bleiben, aber auch ein Teil dieser Vereinsgemeinschaft und im städtischen Leben verankert sein. Deshalb wird der nächste Jahreskalender der Gemeinde auch mit den Vereinen abgestimmt.