Das Ehepaar Harry Ebert und Christine Kaufmann, hier bei der Wiederwahl im Jahre 2015: Ihre Stelle als Leiterin des Kindergartens ist bereits ausgeschrieben, er kündigte seinen Rücktritt samt Datum zwar an, lässt die Bürger aber weiter im Dunklen tappen. Foto: Rapthel-Kieser

Ehefrau Christine Kaufmann räumt Posten als Leiterin des städtischen Kindergartens  zum 1. Mai 2020.

Burladingen - Rücktritt in Raten oder Rücktritt vom Rücktritt? Die Frist, in der Burladingens Bürgermeister Harry Ebert seinen Amtssessel räumen wollte, ist mittlerweile sang- und klanglos verstrichen.

Er werde sein Amt als Bürgermeister Burladingens zum 1. November zur Verfügung stellen, hatte Harry Ebert seinen Mitarbeitern Anfang Juli in einer Versammlung erklärt und dies auch schon auf dem Korrekturabzug des Amtsblattes als Meldung kursieren lassen. Das Amtsblatt erschien dann zwei Tage später ohne die entsprechende Passage, die in Burladingen und bei den Medien im Südwesten für große Aufmerksamkeit gesorgt hatte.

Dem Landratsamt liegt jedenfalls immer noch kein Entlassungsgesuch des 59-jährigen, gesundheitlich angeschlagenen Rathauschefs vor. Der ist derzeit zwar im Krankenstand, will aber im November und Dezember noch offizielle Termine wahrnehmen, so unter anderem die Einweihung des Marktplatzes am Donnerstag, 14. November. Auch von bohrenden Fragen der Gemeinderäte in einer der wenigen Sitzungen, in der Ebert anwesend war, ließ sich der AfD-Bürgermeister nicht festnageln. Ja, die Versammlung und die Ankündigung habe es gegeben, räumte Ebert ein, allerdings: "Man kann es sich ja noch anders überlegen".

Die Hinweise auf einen Rückzug vom Amt mehren sich dennoch

Und auf Anfrage, wie die Bürger und die Räte dann von seinem Entschluss erfahren, schickte der Bürgermeister gleich eine Klatsche an seine ehrenamtlichen Kommunalpolitiker hinterher. Er würde, wenn es soweit wäre, das im Amtsblatt bekannt geben. Kein Gespräch mit den Fraktionsvorsitzenden, keine Bekanntgabe im Gemeinderat.

Trotzdem mehren sich die Hinweise, dass Ebert das kommunalpolitische Feld demnächst räumen wird. Einer der stärksten ist, dass seine Frau Christine Kaufmann, Leiterin des städtischen Kindergartens in der Jahnstraße und derzeit auch im Krankenstand, ihren Posten in der ersten Hälfte des kommenden Jahres räumen wird. Die Stadt hat die gut dotierte Stelle im Oktober im Amtsblatt bereits ausgeschrieben: zum 1. Mai 2020.

Dass das Ehepaar in Griechenland ein Ferienhaus hat und sich auch viele Wochen im Jahr dort aufhält, ist in Burladingen allgemein bekannt. Dort, so soll Kaufmann unlängst im engeren Kreis betont haben, sei jetzt alles eigentlich auch für einen permanenten Wohnsitz eingerichtet.

Einen weiteren Hinweis meinen Beobachter der kommunalpolitischen Szene bei der großen Feier zum 100-jährigen Bestehen von Trigema bemerkt zu haben. Ebert fehlte bei der großen Sause, der Rangendinger Bürgermeister war dagegen mit von der Partie.

Gesamtkonzept für den Tourismus lässt auf sich warten

Der Burladinger Stadtchef habe den Firmenchef Wolfgang Grupp, nicht nur größter Arbeitgeber sondern auch größter Spender der Stadt, vor den Kopf gestoßen, weil er kein Grußwort abgegeben habe und wurde daraufhin ausgeladen, wird kolportiert. Dabei war der Rathauschef zu den alljährlichen Jubilarehrungen in der Grupp-Villa stets eingeladen, trat als Lobredner auf. Und scherzhaft betonte Ebert da schon manchmal, dass, wenn Grupp als König von Burladingen tituliert wird, er eben der Kaiser der Fehlastadt sei.

Grupp hielt sich lange Zeit mit Kommentaren zu Eberts flüchtlingsfeindlichen Gebaren und unverhohlener Sympathie für Rechtsaußen der AfD zurück. Er setzte mit seiner weltoffenen Firmenpolitik lieber eigene Akzente und bot sich höchstens als Vermittler an. Erst als Ebert offiziell in die AfD eintrat und Grupp von Medien dazu befragt wurde, sprach er offen von einer Gesetzeslücke und das jemand, der unter anderen Vorzeichen als Bürgermeister angetreten war, um seine Wähler nicht zu verprellen, dann eben zurücktreten solle.

Darauf müssen die Burladinger jetzt zwar warten, aber eins steht fest: Einen energisch zupackenden Stadtchef mit neuen Ideen und zukunftsträchtigen Visionen, der in der Verwaltung Akzente setzt, würde die Stadt dringend brauchen. Ein Tourismus-Gesamtkonzept lässt auf sich warten, obwohl Burladingen als Stadt der Burgen Wanderer und Geschichtsliebhaber anziehen könnte. Der Vorschlag der EnBW, die Fehlastadt auf dem Weg zur guten Klimapolitik und als energetisch vorbildliche Stadt zu begleiten – er verhallte ungehört. Konzepte in Sachen Bürgerbus und öffentlicher Nahverkehr für die weit auseinander liegenden Ortsteile – sie fehlen bis heute.