Marius Loy (links) moderierte den ersten Poetry Slam, bei dem Anna Teufel (Zweite von rechts) als Siegerin hervorging. Foto: Eule Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Erster Poetry Slam des Kulturvereins mit fünf Teilnehmern / Fürtherin setzt sich am Ende durch

Der Kulturverein Burladingen ist dafür bekannt immer wieder gewagte oder wenig bekannte Kunst auf die Bühne zu bringen. Der erste Poetry Slam war ein gewagtes Projekt, dessen Risiko sich der Verein bewusst war, doch er wurde zum vollen Erfolg.

Burladingen. Anfangs war der Zuschauerstrom noch verhalten, der Kartenvorverkauf lief schleppend, aber zu Beginn des Poetry Slams war die Aula der Grundschule mit einem Publikum von jung bis alt voll bis auf den letzten Platz.

Der Moderator des Abends Marius Loy brachte gleich zu Beginn durch seine lockere Art Stimmung in den Saal. Ein Poetry Slam sei eine Veranstaltungsform, bei der verschiedene Künstlerinnen und Künstler mit selbst geschriebenen Texten gegeneinander antreten. Oft wird auch von einem modernen Dichterwettstreit gesprochen, wobei dies womöglich falsche Erwartungen erweckt. Denn tiefsinnige Lyrik sei nur eine von vielen Facetten eines Poetry Slams. Von herzergreifenden Geschichten über charmant-witziges Storytelling mit Comedy-Touch bis hin zu salvenartigen Rap-Lyrics ist alles denkbar. Ein Poetry Slam ist also immer auch ein bisschen Überraschung und alles andere als langweilig.

Nach Erläuterung der Bewertungsregeln ging es los. Die Vorträge wurden nach Beifallsstärke bewertet – damit alles klappt, wurde der Beifall schon mal geübt – und nach der Vorrunde mit fünf Teilnehmern kamen drei in die Endrunde

Der erste Teilnehmer, Richard König aus Tübingen trug einen Lyriktext vor, eine sehr nachdenkliche Interpretation über das Drängen nach Äußerlichkeiten. Anna Teufel aus Fürth erzählte von einem Gespräch über die unangenehmen Seiten des Menschen unter dem Titel "Oh fuck - der Arsch als göttliches Bindegewebe." Ramon Schmid brachte einen Text, der aus der Liebeslyrik stammt. Gespräche mit seiner Oma mit der Frage, welche Drachen gibt es heute noch zu erlegen? Ein mehr philosophisches Thema. Tonia Krupinski aus Tübingen ging es frecher an. "Selbst Null zu viel – oder küss die Toilette", ein Querschnitt durch ein zerrissenes Leben voller unerfüllter Sehnsüchte. Als letzter in der Vorrunde trat Konstantin Korovin aus Stuttgart auf, der sich dem Thema Vorurteile widmete. Vorurteile, die auch nützlich sein können. Überhaupt wenn man auf Russisch schimpfen kann.

Lyriker scheiden bereits in der Vorrunde aus

Welche Vortragsart ins Finale einzieht, war am Beifall abzulesen, die Lyriker schieden in der Vorrunde aus. Korovin, Kupinski und Teufel standen jeweils mit einem neuen Text in der Endrunde. Einer konnte nur gewinnen, und anhand des Beifalls passte kein Blatt Papier zwischen die Entscheidung von Loy. Er kürte Anna Teufel mit ihrem Hasstext über das Leben in einer WG zur Siegerin. Kein Neid unter den Poeten, der Siegerpreis und der Geschenkkorb des Kulturvereins Burladingen wurden brüderlich geteilt.

Im Vorfeld des Poetry Slams hatte ein Workshop mit Schülern stattgefunden, zwei traten dabei unter langem Applaus außer Konkurrenz auf. Elisa interpretierte dabei das Thema Mobbing, jeder Mensch ist einzigartig und Chrissi nahm das Thema Freundschaft und deren Verlogenheit auf.