Theresia Schanz ist eine Zeitzeugin. Sie kann auch mit 102 Jahren noch lebhaft von Manöverbällen, Treibjagden und Theaterstücken in der Melchinger "Linde" erzählen. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Altersjubiläum: Theresia Schanz: eine Melchinger Institution

Die älteren Melchinger kennen sie noch gut, schließlich war die "Linde", heute Theater Lindenhof, früher nicht nur eine Gastwirtschaft, sondern fast eine Institution. In diesen Tagen feiert die frühere Wirtin Theresia Schanz ihren 102. Geburtstag.

Burladingen-Melchingen. Theresia Schanz wurde 1918 in Melchingen geboren und wuchs mit sechs Geschwistern in der "Linde" auf. Dieser Gasthof war schon damals der Mittelpunkt des Dorfgeschehens.

Dort hielt noch die Postkutsche, ein Zahnarzt aus Mössingen kam monatlich zur Behandlung nach Melchingen, und es gab Manöverbälle und unzählige Treibjagden, die mit viel Jägerlatein in der "Linde" begossen wurden.

Im Saal wurden Hochzeiten gefeiert – und schon damals Theater gespielt, erinnert sich die Jubilarin in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Später wurde der Saal zum Nähsaal einer Textilfirma umfunktioniert. In der Gastwirtschaft stand der erste Fernseher in Melchingen. Bei den Übertragungen von Fußballspielen gab es keine freien Plätze mehr.

"Schocklädla" und Ochsenmaulsalat sind ihre Lieblingsspeisen

Theresia Schanz kann noch tausende Geschichten erzählen, auch bei der Melchinger Dokumentation "Wir schreiben Geschichte" gab die "alte Lindenwirtin" ihre Anekdoten zum Besten. 1956 heiratete sie ihren Franz, der Ehe entstammten vier Kinder.

1970 zog die Familie nach Bad Dürrheim. Die Jubilarin vermietete bis ins hohe Alter Ferienwohnungen. Auch mit 102 Jahren ist Theresia Schanz noch am Leben interessiert, schaut ohne Brille und Hörgerät Fernsehen und hat trotz der kleinen Zipperlein ihren Humor nicht verloren.

"Auch im hohen Alter darf man noch ein bisschen eitel sein"

"Schocklädla", am liebsten "Mohrenköpfe", Schwarzwälder Kirschtorte oder Ochsenmaulsalat gehören immer noch zu ihren Lieblingsspeisen. Bevor sie aus dem Haus geht, muss die Frisur richtig sitzen. So kommt der Friseur regelmäßig ins Haus. "Na ja, auch mit 102 Jahren darf man ein bisschen eitel sein", scherzt sie.

Sie ist dankbar und zufrieden und mehr um andere bedacht als um sich selbst, sagen ihre Angehörigen. So gut es geht, versucht die Jubilarin noch mitzuhelfen. Und wenn es nicht klappt, kommt ihr lapidarer Spruch: "Dr liebe Gott kriegt’s au net immer na."