Bio-Bauer Wolfgang Pfister (links) führt im Juli Besucher über seine Felder. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Im Juli führt der Bio-Bauer Wolfgang Pfister Interessierte über seine Felder / Rätselhaftes Spritzen in der Dunkelheit

Von Erika Rapthel-Kieser Burladingen. Immer im Juli und einmal im Herbst führt der Burladinger Bio-Bauer Wolfgang Pfister Interessierte über seine Felder, erklärt ihnen, was es mit Alb-Linsen und Dinkel auf sich hat und lüftet das Geheimnis seiner nächtlichen "Spritztouren" über die Äcker. Die rund 20 Personen, die sich diesmal zur Pfisterschen Felderführung versammelt haben, sind, so scheint es, alle Überzeugte. Sie glauben an die Idee der biologischen Landwirtschaft, kennen sich schon ganz gut aus und stellen interessierte Fragen. Einige sind auch selbst Anwender und Experten auf dem Gebiet des EM, dem Einsatz effektiver Mikroorganismen.

Als effektive Mikroorganismen werden Mischungen aus verschiedenen anaeroben nützlichen Bakterien bezeichnet, die einen günstigen Einfluss auf die Vergärung von organischen Abfällen zu Bokashi, einem natürlichen Dünger, haben sollen, indem sie unter anderem die Entstehung von Faulgasen und unerwünschten Schimmelpilzen unterdrücken. Diese Mischung wurde vor etwa 30 Jahren auf Okinawa (Japan) entwickelt.

Dünger wird bei Dunkelheit verteilt

Die wichtigsten Mikroorganismen in EM sind Milchsäurebakterien, Hefen und Fotosynthese-Bakterien. Alle Mikroorganismen werden vor Ort in der Natur gesammelt und speziell gezüchtet. Natürlich gentechnikfrei.

In der biologischen Landwirtschaft werden sie statt Schädlingsbekämpfungsmitteln eingesetzt und in einer Flüssigmischung über die Felder verteilt. Vorzugsweise bei diffusem Licht oder Dunkelheit. "Da hat schon mancher meiner Kollegen mir unterstellt, ich würde meine Auflagen als Bio-Bauer nicht einhalten und heimlich in der Dunkelheit Chemie spritzen", lacht Pfister über die Vermutungen in der Gerüchteküche. "Dann habe ich meinen Finger in den Tank gesteckt und den einfach abgeleckt. Das ist ganz harmlos."

Und auch damit, dass beim Bio-Bauern vor allem die Disteln am besten gedeihen, räumt Pfister auf. Die Distel sei im Boden latent immer da. Ihre Wurzeln liegen in einer Tiefe von 12 Zentimetern. Werde diese Wurzel beim Pflügen verletzt, wird sie aktiv und breitet sich aus. Deshalb: "Nicht zu tief Pflügen, acht bis zehn Zentimeter reichen völlig aus", rät Pfister. Und dann zitiert er noch einen Satz, der bei seiner Gruppe auf heftiges Kopfnicken stößt. "Im Zeitalter der modernen Spritzmittel sind die Disteln von den Feldern verschwunden. Jetzt wachsen sie auf der Haut der Menschen und viele können Brot nicht mehr essen."

Wer auf Weizen allergisch reagiert, steigt oft auf Dinkel um, erklärt der 48-Jährige. Und mancher wundere sich dann, wenn nach einer Weile die Allergie zurückkommt. Viele wissen nicht, dass der Dinkel in den vergangenen Jahrhunderten mit Weizen gekreuzt wurde. Deshalb setzt Pfister auf das Oberkulmer Rotkorn, jenen Dinkel, den schon Hildegard von Bingen als den Ur-Dinkel beschrieb.

Pfister verrät so manche Tricks und Tipps aus der Bio-Landwirtschaft, etwa, dass die Kartoffelknolle "beliebäugelt" werden will, dass er Linsen mit Leindotter anbaut, weil der die Stützpflanze für die Linsen ist, und wie oft er die Felder wechselt, um dem Boden zu helfen. Aber er spart auch nicht mit Kritik an den besserwisserischen Bio-Theoretikern, die keinen Betrieb führen und auf Wirtschaftlichkeit achten müssen. "Wir arbeiten schließlich im großen Stil auf vielen Hektaren. Da geht manches eben auch nicht", sagt er.

Nach der Führung bedankt sich ein Herr im vorgerückten Alter für die vielen Erläuterungen und den Einblick in die Arbeitsweise des Bio-Bauern. "Das ist das einzig Richtige was sie hier machen, ein wahrer Lichtblick für unsere Erde."

Der Schwarzwälder Bote begleitet zwölf Monate lang mit je einem Artikel verschiedene Burladinger Voll- und Nebenerwerbslandwirte durch ihren Jahreslauf.

Von März 2014 bis Februar 2015 wollen wir erzählen, was der Landwirt im jeweiligen Monat so macht, was sich verändert hat auf den Bauernhöfen und in den Ställen. Im Juli ist es der Burladinger Bio-Bauer Wolfgang Pfister.