Zur kunsthistorischen Besonderheit wird die Marienkapelle durch die Bilder des Freskenmalers Franz Ferdinand Dent. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Marienkapelle: Die Ringinger setzen sich nicht zum ersten Mal für das kleine Kirchlein ein

Im Burladinger Rathaus und beim Regierungspräsidium kämpft derzeit der Ringinger Förderverein zur Erhaltung der Marienkapelle für die umfassende Sanierung des historischen Kleinods. Nicht zum ersten Mal, dass sich die Bürger für ihre Kapelle bei der Obrigkeit stark machen.

Burladingen-Ringingen. Das kleine alte Kirchlein steht am heutigen Ringinger Friedhof an der Kreuzung der beiden Kreisstraßen 7161 und 7162. Vor Jahrhunderten führte da eine wichtige Heerstraße entlang.

Erwähnt wurde die Marienkapelle zum ersten Mal in einem Pergament, datiert mit 28. September 1507. Man vermutet aber, dass sie um einiges älter ist und um 1450 als Teil der Wiedergutmachung für die Freveltaten des Kleinhans Schwelher entstand.

Schwelher war 1442 Ritter auf dem Nähberg, starb 1450 und machte laut Ortschroniken seinen Ringinger Untertanen das Leben schwer. Ein "grausenlicher herber Mann" sei er gewesen, habe unter anderem den armen Bauern durch Jagen die Felder verwüstet, Marksteine zu seinen Gunsten versetzt, der Dorfgemeinde eine Kälberweide weggenommen, das Brotbacken in den Häusern verboten. Bauern, die ihr Recht suchten, ließ er mit Hunden vom Hof jagen und vieles mehr. Seiner Frau Anna nahm er das Versprechen ab, diese Taten wieder gut zu machen. Unter anderem, so vermutet man heute, mit dem Bau der kleinen Kapelle.

Im 30-Jährigen Krieg brannte die Marienkapelle aus. Und bereits damals zeigten die Ringinger Bürgersinn. Sie wandten sich im März 1652 an den Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und baten darum, dass er Holz beisteuern möge für die Wiedererrichtung des kleinen Gotteshauses an der Heerstraße. Das wurde auch gewährt und so konnte im Juli 1659 Weihbischof Sigismund Müller von Konstanz die Kapelle wieder weihen.

Ein Brief des Ringinger Pfarrers Tiberius von Pflummern vom 17. Juli 1736 berichtet dann von einer dringenden Renovierung der Kapelle. Sie werde, so der Pfarrer "von den umliegenden Ortschaften vielfältig besucht und das darin befindliche, sehr anmutige Marianische Gnadenbild mit großer Andacht verehrt". Diese rund 47 Zentimeter große Pieta steht heute in der Ringinger Martinskirche.

Deckengemälde in der Marienkapelle sind einzigartig

Zur kunsthistorischen Besonderheit wird die Marienkapelle aber durch die Bilder des Freskenmalers Franz Ferdinand Dent. Der hinterließ zahlreiche Deckengemälde in vielen barocken Gotteshäusern in der Region, so zum Beispiel in der Melchinger St.-Stephans-Kirche, in der Mater Dolorosa in Killer und in der Burladinger St.-Georgs-Kirche. Die Deckengemälde in der Ringinger Marienkapelle, die er 1762 und 63 fertigte sind jedoch einzigartig. Es sind dort nicht nur, wie im Barock üblich, Allegorien der vier Erdteile und Heilige abgebildet, sondern auch Bibel-Geschichten aus dem Alten Testament dargestellt.

Vor allem aber hat Dent auch Ringinger Zeitgenossen und die damalige Dorfansicht wiedergegeben ebenso jenen Pfarrer, der ihn beauftragte. Es war sein Onkel, Dekan Bitzenhofer. Eines der Deckengemälde erinnert auch daran, dass Ringingen einst von vier kleinen Kapellen umkränzt wurde. Die Galluskapelle, die Schächerkapelle, die St. Bernhards- oder Weilerkapelle und die Marienkapelle.

Die Galluskapelle ist im Marienkirchlein auf einem Deckengemälde, das Kranke und Gefangene abbildet, im Hintergrund zu sehen. Diese kleinen Gotteshäuser standen für die Autorität des Lehnsherren, in ihnen wurde oft auch Gericht gehalten. Die Marienkapelle ist die letzte, die noch erhalten ist und an längst vergangene Zeiten erinnert. Kein Wunder, dass sie den Ringingern umso wichtiger ist.

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Gerhard Stotz (Bild), Mitglied im Förderverein, führt interessierte Besucher immer wieder durch die kleine Kapelle und erzählt dann mit offensichtlicher Begeisterung über deren Geschichte und erläutert die Symbolik der Bilder. Wer sich für eine Führung anmelden will, kann ihn unter 07475/91 50 50 anrufen.