Hermannsdorf, das Dorfidyll auf der Alb, wurde im Jahr 1804 gegründet. Die alte Trafostation ist heute noch in Betrieb. Das ehemalige Schulhaus wurde schön hergerichtet.Fotos: Eule Foto: Schwarzwälder Bote

Hermannsdorf: Burladingen im Wandel, Teil 23: Erst Ende der 1980er-Jahre mit Kanalisation erschlossen

Es waren nur 20 Siedler, die sich in Hermannsdorf 1804 niedergelassen haben. Gut 130 Jahre später wird der Ort nach Burladingen eingemeindet. Auch, dass der heutige Weiler eigenständig bleibt, war zwischenzeitlich im Gespräch.

Burladingen. Fährt man auf der Kreisstraße von Burladingen nach Bitz, so kommt man auf der Höhe durch den Weiler Hermannsdorf. Eine Ansiedlung die auf das Jahr 1804 zurückgeht und die am 1. Oktober 1935 nach Burladingen eingemeindet wurde.

  Zwei Gasthäuser So klein der Weiler auch ist, der Wandel der Zeit ist auch an ihm nicht vorübergegangen. Am deutlichsten erkennbar an den beiden Gasthäusern "Zum Rößle" und "Zum Adler". Auf einer Postkarte, wohl aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, sind beide noch in ihrem ursprünglichen Aussehen abgebildet.

Beide Gasthöfe brachten es mit der Zeit zu Ansehen und wurden bis zur Jahrtausendwende beliebte Ausflugsziele. Der Adler war dabei mehr das Ziel der Honoratioren während man sich im Rößle mehr auf ein zünftiges Bauernvesper freute. Martin, der alte Wirt, säbelte mit seinem großen Messer dicke Brotscheiben vom mehligen Brotlaib und Amanda sorgte für das deftige Vesper. Im Sommer kamen die Wanderer und im Winter war die Wirtschaft willkommener Hort für ein warmes Vesper nach anstrengendem Skilanglauf.

  Gründung 1804 Alles Vergangenheit, beide Gasthäuser sind seit Jahren geschlossen. Der Ort wurde durch Fürst Hermann Friedrich Otto von Hohenzollern-Hechingen im Jahre 1804 gegründet und wurde nach ihm benannt. Damals war der Weiler mit seinen 80 Einwohnern die jüngste, aber auch menschen- und landärmste Gemeinde Hohenzollerns.

Der bestehende Hermannshof wurde aufgeteilt und als kleine Güter gegen ein jährliches Lehensentgelt ausgeliehen. Die ursprünglichen Pächter wurden abgefunden und 20 Erblehen geschaffen. Diese wurden mit 20 Siedlern besetzt, Württemberger evangelischer Konfession und recht wohlhabend. Scheinbar war der Fürst damals recht großzügig, denn in der durchweg katholischen Umgebung wurde ihnen auch Religionsfreiheit mit freier Ausübung gestattet. Auf die Anlegung eines eigenen Friedhofes verzichteten die Hermannsdorfer, anfangs haben sie ihre Toten in Bitz bestattet und 1856 haben sie sich an der Neuanlegung des Friedhofes in Burladingen beteiligt. Eine eigene Schule, deren Gebäude noch heute erhalten ist, leistete sich der kleine Ort trotzdem, sie bestand bis 1937.

  Eingemeindung Lange hielt die erste Blüte Hermannsdorfs allerdings nicht an, es begann ein Auf- und Ab bis in die heutigen Tage. Die Hoffnungen der Siedler auf eine "neue Zukunft" erfüllten sich nicht und bald wanderten die ersten wieder ab. So wie es im wirtschaftlichen Leben Höhen und Tiefen gab ging es auch mit der politischen Bedeutung.

Schon seit der Gründung war die Siedlung nicht als Teil der fürstlichen Herrschaft zu betrachten, sie wurde von Anfang an als Gemeinde bezeichnet und bereits 1906 tauchte der Gedanke an eine Eingliederung nach Burladingen auf. Zum Tragen kam der allerdings erst nach einer nochmaligen "Scheinblüte" nach der die eigenen wirtschaftlichen Kräfte nicht mehr ausreichten im Jahre 1935.

  4 Gulden und 48 Kreuzer Die Geschichte von Hermannsdorf war nicht immer ernst und trocken, was Einträge im Burladinger Heimatbuch bezeugen. Als 1863 der Pfarrer von Burladingen mit sämtlichen Kirchensängern die Öschprozession in Hermannsdorf begleitete, wurden sie anschließend mit Bier und Brot bewirtet, Kosten dafür 4 Gulden und 48 Kreuzer. Da die Summe im Gemeindeetat nicht vorgesehen war, musste der damalige Vogt eigens eine Genehmigung des Oberamtes Hechingen einholen um diese begleichen zu dürfen.

Aber auch die damaligen Vögte hatten so ihre Eigenheiten, denn auf einer Eingabe des Vogtes Eger vom August 1891 steht die erheiternde Drohung des damaligen oberamtlichen Kanzleirates Beck: "Das Beschmutzen des anliegenden Schriftstückes mit Fettflecken wird dem Vogt Eger demnächst zu verwarnen sein." Ja, so ist der Brauch, Aktenstücke gelegentlich als Vesperunterlage zu gebrauchen, gar nicht so neu.

  Keine neuen Gebäude Doch zurück in die heutige Zeit, denn bis ins Jahr 1987 war die Errichtung neuer Gebäude in Hermannsdorf wegen der fehlenden geregelten Abwasserbeseitigung fast unmöglich. Ab diesem Zeitpunkt wurde der Weiler mit einer funktionierenden Kanalisation erschlossen.

Auslöser dafür war eigentlich der Bau einer Ferngasleitung über Hermannsdorf nach Burladingen in deren Grabentrasse kostengünstig auch eine Abwasserdruckleitung mit verlegt werden konnte, Voraussetzung dafür das Abwasser der Kläranlage Burladingen zuzuführen.

Ein lange währendes Problem war damit gelöst, in Hermannsdorf entstand ein Betrieb der sich mit erneuerbaren Energien befasste und bald expandierte, inzwischen ist er nach Bitz in einen Neubau abgewandert.

Hermannsdorf wird also weiter das bleiben was es war, ein verträumter Weiler, geprägt von einem großen landwirtschaftlichen Betrieb, zweier Reiterhöfe, einiger Wohnhäuser, dem alten Schulhaus, in dem Forstwirte ausgebildet werden, aber ohne "Wirtschäftle", in dem man früher so gern einkehrte.