Haben den Postkasten geleert und zu einer spontan-trashigen Theatershow zusammengestellt (von links): Bernhard Hurm, Silvie Marks, Johannes Schleker und Carola Schwelien. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Theater Lindenhof leert Postkasten und verspricht eine trashig-spontane Schau

"Wir glauben immer, dass wir die Themen ansprechen, die die Menschen interessieren – aber wissen wir das?", fragt Lindenhof-Intendant Stefan Hallmayer. Mittlerweile wissen die Melchinger es ganz genau.

Burladingen-Melchingen. In der nächsten Premiere am Freitag, 14. Dezember, spielen sie nur das, was die Zuschauer ihnen aufgeschrieben haben: die "Postenkasten-Leerung No.1".

Ausgestellt haben die Lindenhöfler diesen blauen Kubus mit rotem Theatervorhang vor zwei Jahren zuerst in ihrem Foyer. Danach tingelte er zwischen Alb und Oberschwaben, stand in Schulen, einem Kloster, im Landratsamt, in einer Bank oder in der Mössinger Pausa. Die Besucher waren am Zug.

Sie sollten in diesem Postkasten, Fragen, Antworten, Bemerkungen oder Kommentare aufschreiben. Von der Frage "Wie kann ich zum Weltfrieden beitragen?" bis zur Feststellung "Es gibt kaum etwas Schöneres als lauwarmen Schokoladenpudding mit Sahne" ist da ganz viel zusammengekommen. Rund 500 Postkarten sind insgesamt eingegangen. Die Lindenhöfler wären nicht die Lindenhöfler, wenn sie aus dieser bemerkenswerten Idee nicht gleich ein neues Format gießen würden.

Zusammen mit dem Theaterduo Silvie Marks und Johannes Schleker, das gleichsam die Regie übernahm, haben die Schauspieler Bernhard Hurm und Carola Schwelien die Karten sortiert und nach Themen geordnet. In der Premiere wollen sie diese vom Zuschauer soufflierten Gedanken aufeinanderprallen lassen – spielerisch und ganz spontan.

Da wird es Sprechgesang geben oder eine Zuschauerbefragung, kleine Monologe und Sketche, ein "philosophisches Duett" und die Befragung auf einem "heißen Stuhl". Antworten und Fragen werden nach dem Zufallsprinzip zusammengestellt, dazu wird sich ein Glücksrad drehen und das heißt, dass jede Vorstellung anders wird.

"Wer mehrfach kommt, kann jedes Mal einen anderen Theaterabend erleben", betont Bernhard Hurm. Die Zuschauer werden zum großen Autorenkollektiv und damit wird das, was Theater im Normalfall macht, auf den Kopf gestellt. "Die schreiben und wir gehen damit um", kommentiert Carola Schwelien diesen Theaterabend und die ganz besondere Verneigung vor dem Publikum.