Wolfram Schmid auf der Küche. Die wichtigsten Wege in seinem Revier sind mit bloßem Auge allerdings kaum zu erkennen. Es sind die Wildkorridore der Tiere. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Wenn Wolfram Schmid von seinem Revier erzählt, dann gerät er ins

Wenn Wolfram Schmid von seinem Revier erzählt, dann gerät er ins Schwärmen. Über seltene Vogelarten, die es da noch gibt, fast 180 Jahre alte Buchenbestände und den europäischen Wildkorridor. Der 55-jährige betreut das größte der vier Burladinger Forstreviere.

Weil der Burladinger Stadtwald mit seinen 4520 Hektar Wald für die Fehlastadt so wichtig ist und Burladingen zu den größten Waldbesitzern im Südwesten gehört, haben wir in einer losen Serie unter dem Titel "Waldhüter" die vier Revierleiter und die Eigenheiten ihres Forstes beschrieben. Die Artikelreihe endet heute mit dem größten der Burladinger Reviere und seinem Förster Wolfram Schmid.

Burladingen. Es umfasst 1 400 Hektar und rund 50 Hektar Privatwald. Es sind die Wälder, die rund um Hermannsdorf und Gauselfingen liegen. Auch die Küche, in der möglicherweise Windkraftanlagen aufgestellt werden, gehört dazu. Rund 10 000 Festmeter Holz sind es, die Schmid da jährlich erntet und zusammen mit seinen Waldarbeitern Michael Koch, Andreas Möck und Timo Ott betreut. Für die, ihr Wissen und ihre Vorschläge, ist Schmid voll des Lobes. Sein Revier mag zwar das größte sein, räumt er ein, aber es sei nicht schwierig zu bewirtschaften, da seine Vorgänger schon gute Arbeit geleistet hätten und die Waldarbeiter sich sehr engagieren. Auch der freie Holzrückebetrieb Eberhard Stotz gehört für Schmid ins Team. "Da gibt es seit Jahren eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit."

Schmid wurde in Reutlingen geboren, wuchs in Hechingen auf und ging dort zur Schule. Nach seinem Studium in Rottenburg, wo er seine Frau kennenlernte, hat er zuerst in Schelklingen bei Blaubeuren gearbeitet und war der Forstdirektion Stuttgart unterstellt. Dann, 1998 kam er in den Zollernalbkreis. Seine Frau Annette ist mittlerweile Revierleiterin im Forstrevier Albstadt Nord. Dass sich beide beruflich in seiner Heimat niederlassen konnten, nennt er einen Glücksfall.

Die insgesamt 1 450 Hektar, die Schmid betreut, sind in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Auch deshalb, weil es so große zusammenhängende Waldflächen sind. Der europäische Wildkorridor gehe mitten hindurch, erzählt Schmidt. Das seien wichtige Flächen mit Pfaden, auf denen Tiere sich ohne Gefährdung durch Straße, Autobahnen und Siedlungen fortbewegen können. So wie der Luchs zum Beispiel.

Der teils fast 180 Jahre alte Buchenbestand ist eine Rarität

Schmids Revier sei zwar das nadelholzreichste der Burladinger Reviere, aber trotzdem habe es einen großen alten Buchenbestand. "Eine Rarität", schwärmt der Förster. Es seien Bäume, die teilweise bis zu 180 Jahre alt seien. Und die wiederum sorgen dafür, dass sich hier besondere höhlenbewohnende Vögel wie Rauhfußkauz und Sperlingskauz, Schwarzspecht, und viele Fledermäuse aufhalten.

Weil Schmid es seinerzeit angeregt hatte, gab es in seinem Revier auch die ersten Altholzinseln, besondere Biotope, in denen sich eine einzigartige Tier- und Insektenwelt entwickeln kann und für die die Stadt Ökopunkte bekommt. Gerne erzählt der 55-jährige Revierleiter aus der Historie. Davon, wie durch die Industrialisierung viele Allmendgüter nicht mehr genutzt wurden, verwahrlosten und dann aufgeforstet wurden, berichtet vom fürstlichen Jagdrevier und der freien Pirsch.

Dieses Wissen um historische Entwicklungen und Zusammenhänge gibt er auch gern an die nächste Generation der Waldarbeiter und Förster weiter. Zusammen mit Ausbilder Roland Hauser ist Schmid verantwortlich für die Forst-Azubis der Stadt Burladingen. Und immer wieder auch für die Forst-Studenten, die für ein Praxissemester in die Wälder der Fehlastadt kommen.

Nicht nur, weil es in diesem Sommer endlich mal wieder viel geregnet hat: Im Vergleich zu anderen Waldregionen Deutschlands, so Schmid, sei man hier auf der Schwäbischen Alb noch "auf einer Insel der Glückseligen", auf der vom Klimawandel bislang noch nicht so viel zu spüren sei.

Einiges aber doch. Die Prozentzahl der zufälligen Nutzung, also Holz, das wegen Schneebruch, Sturm- oder Käferschäden geschlagen werden muss, werde immer höher, gibt Schmid zu bedenken. "Früher hatten wir zwei Prozent zufällige Nutzung, der Rest wurde planmäßig gefällt. Inzwischen sind wir Getriebene, die Natur gibt die Zahlen vor. Da kann man kaum noch Einfluss nehmen".

Das werde die Zukunft seines Berufes prägen, meint er ein wenig pessimistisch. "Für Förster die ihren Beruf lieben, könnte die Machtlosigkeit, mit der sie diesen Einflüssen gegenüberstehen, zum Problem werden", vermutet Schmid. Auf der anderen Seite könnte es auch eine Herausforderung sein, denn in dieser Region gilt es, den Forst in stabilen Mischwald umzubauen. "Ich selber", sagt er bestimmt, "habe es nie bereut, dass ich Förster geworden bin."