"Ich finde, der Gemeinderat macht einen guten Job": Rainer Brandner. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: "Burladingen ist bunt"-Sprecher, Rainer Brandner, zieht vor dem Tag der Demokratie erste Bilanz

Burladingen. Das Bündnis "Burladingen ist bunt" wird am Samstag, 15. September, dem von den Vereinten Nationen weltweit ausgerufenen "Tag der Demokratie", einen Stand auf dem Edeka-Parkplatz haben. Mitglieder des Bündnisses wollen mit Menschen ins Gespräch kommen, der Start von Luftballons ist um die Mittagszeit geplant. Sprecher des Bündnisses ist Rainer Brandner.

Herr Brandner, ein halbes Jahr nach Gründung des Bündnisses "Burladingen ist bunt", welche Bilanz ziehen Sie als Sprecher?

Wir sind vor einem halben Jahr an die Öffentlichkeit getreten, um Menschen in Burladingen und Umgebung mit unserem Bündnis eine Anlaufstelle zu bieten. Menschen, die wie die "Gründungsmitglieder" nicht mehr tatenlos zusehen wollten, die etwas machen wollten. Denen die Strömungen in unserer Gesellschaft, die sich gegen eine offene Gesellschaft und lebendige Demokratie richten, ein Dorn im Auge waren und die mit Gleichgesinnten zeigen wollen, dass der große Teil der Menschen in Burladingen und in Deutschland weiter in einer Gesellschaft leben wollen, die geprägt ist von Offenheit, Menschlichkeit, Toleranz, Solidarität, Nächstenliebe und Respekt. Das haben wir geschafft und wir haben in der Zwischenzeit auch schon die eine oder andere Aktion auf die Beine gestellt: Deshalb bin ich sehr zufrieden, für das erste halbe Jahr. Eine ausführliche Bilanz kann man erst am Ende des Jahres wagen.

Wie viele Menschen unterstützen das Bündnis mittlerweile?

In der Zwischenzeit sind wir mehr als 40 Mitglieder, die das Bündnis aktiv unterstützen. Das heißt, die sich bereit erklärt haben, bei Aktionen und Veranstaltungen mitzuhelfen. Darüber hinaus haben wir etwa genauso viele Unterstützer, die sich mit unserem Selbstverständnis und unseren Zielen identifizieren, die aber nicht aktiv mitmischen wollen oder können.

Was bekommen sie in ihren zahlreichen Gesprächen mit Burladingern zu hören?

Wir kriegen überwiegend positive Rückmeldungen über unser Bündnis. Viele finden es wichtig und richtig, dass es in Burladingen eine Gruppe gibt, die sich klar positioniert und Stellung bezieht. Dies ist sicherlich dem geschuldet, dass zu unseren Aktionen und Veranstaltungen überwiegend Gleichgesinnte kommen und mitreden. Da ist klar, dass man schnell auf den gleichen Nenner kommt. Das finde ich schade, denn ich glaube, ein offener Diskurs über ein schwieriges gesellschaftliches Problem kann bei der Lösung helfen. Es scheint, als haben wir in Burladingen, und nicht nur hier, ein Stück weit verlernt, offen und sachlich über Themen zu reden und zu diskutieren, bei denen klar ist, dass es unterschiedliche Meinungen gibt.

Sehen sie Gefahren für die Demokratie in Deutschland und speziell in Burladingen?

Grundsätzlich nein. Ich denke, dass wir in Deutschland durch unser Grundgesetz eine Gesellschaftsordnung haben, die durchaus wehrhaft ist. Am Beispiel Burladingen kann man das, glaube ich, ganz gut belegen. Der Schwarzwälder Bote wurde vom Bürgermeister mit einem Hausverbot belegt, was einem Eingriff in die Pressefreiheit gleichkommt. Durch rechtliches Einschreiten ihrer Zeitung konnte dieses "No go" schnell wieder abgestellt werden. Übrigens, finde ich, macht der Gemeinderat von Burladingen auch einen guten Job für Burladingen. Aber auch auf Bundesebene haben die Ereignisse in Chemnitz gezeigt, dass sich unsere Demokratie durchaus wehren kann gegen verfassungsfeindliche Umtriebe. Doch wir müssen alle sehr wachsam sein und antidemokratische Entwicklungen klar ansprechen und entsprechend darauf antworten. Dann sehe ich nicht allzu schwarz, das liegt wahrscheinlich aber auch meinem grundsätzlichen Optimismus.

Ihre erste Veranstaltung war sehr erfolgreich und gut besucht. Was erwarten sie sich vom Tag der Demokratie und der Luftballonaktion am Samstag?

Ich hoffe, dass wir einige gute Gespräche an unserem Stand auf dem Parkplatz des Edeka-Marktes Friedrich haben werden. Und ich würde mir wünschen, dass viele Burladinger an unseren Stand kommen und sich am Samstagvormittag ein paar Minuten Zeit nehmen, um sich Gedanken darüber zu machen, was unsere Demokratie so wertvoll für jeden einzelnen macht.

Wer bei der Aktion mitmacht, soll einen Slogan zur Demokratie auf eine Postkarte schreiben. Was würde ihr Slogan sein?

Ich finde toll an unserer Demokratie, dass jeder in unserer Gesellschaft eine Stimme hat, die es Wert ist, gehört zu werden, egal, wer und was man ist. Und jeder sollte sie nutzen.

 Die Fragen stellte Erika Rapthel-Kieser