Vier Cellisten boten bei der Sommerserenade in Hörschwag ein Klassik-Programm (von links): Marcus Weishaar, Ursula Pieper, Stephan Rieckhof sowie Rössle-Mitinhaber Ulrich Schwarz.Foto: wb Foto: Schwarzwälder Bote

Hofkonzert: Nach Folk und Jazzig war diesmal die Klassik dran / Wahre Meister auf den Instrumenten / Pizzicato und La Paloma

Im idyllisch gelegenen Hörschwag auf der Oberen Alb, kurz vor der Kreisgrenze, geht was ab. Denn die Kulturveranstaltungen im Gasthaus Rössle haben längst ihren Ruf und ihr Stammpublikum – aus der ganzen Region.

Burladingen-Hörschwag (wb). Nach Jazz-, Folk- und Bluesmusik gab es jetzt im Rahmen der Sommerserenaden erstmals ein von klassischer Musik geprägtes Konzert, in dem der moderierende Rössle-Mitinhaber Ulrich Schwarz gemeinsam mit drei weiteren erstklassigen Cellisten Perlen der Literatur für Cello-Quartette aufführte.

Ein Ausflug in die Musikgeschichte, so hätte die Veranstaltung auch betitelt werden können, bei der Werke von der Barockzeit über das 19. bis zum 20. Jahrhundert zu Gehör kamen. Eingeladen hatte der Musikantiquar, Cellist und Mitinhaber des Rössle, Ulrich Schwarz. Zu ihm gesellten sich am Set die Musikerkollegen Marcus Weishaar (Cellist und klassischer Bass-Sänger), Ursula Pieper (hauptberuflich Ärztin) und der für den verhinderten Andreas Rosmy eingesprungene Stephan Rieckhoff, der Erster Cellist vom "Orchestre de la Suisse Romande" ist, einem der führenden Schweizer Sinfonieorchester.

Ob bei den geschlossen intonierten Crescendi oder in den Pizzicato-Passagen: Im Tutti zeigte sich das Cello-Ensemble als ausgesprochen homogener Klangkörper und in den Solopassagen erwiesen sich die einzelnen Cellisten als wahre Meister auf ihren Instrumenten. So präsentierte sich das Konzert der zweiten und vorletzten Sommerserenade, zu der die Besucher teils auch von weiters her angereist kamen, etwa aus dem Schwarzwald. Dank der hohen Interpretationskunst der Cellisten wurde das Gemüt direkt angesprochen, wie beim Trauermarsch aus Beethovens 7. Sinfonie oder mit der Arie "Ombra mai fu" aus Händels Oper "Xerxes", die von Stephan" Rieckhoff mit sonorer Bassstimme intoniert wurde.

Der Titel, zu deutsch etwa "Es gab nie Schatten", passte zur nun zu Ende gegangenen Hitzewelle hierzulande. Faszinierend auch jene Stücke, bei denen der Melodie gebende Cantus Firmus nach dem "Spielballprinzip" nacheinander von einem Spieler aufgenommen und zum nächsten quasi abgegeben wurde.

Angelika Bastians singt die Dauerbrenner der Zarah Leander

Klingend bewegte Form, die über Stammbäume weiter gegeben wird: Im zweiten Programmteil standen Werke im Zentrum, die von bekannten respektive ehemals berühmten Tonschöpfern stammten, wozu Ulrich Schwarz Kopien über die musikalischen Ahnen der vier Cellisten der Rössle-Serenade verteilt hatte und dabei interessante Anekdoten zu berichten wusste.

So erklang ein feierliches "Religioso" von Georg Goltermann (1824 bis 1898) mit dessen Ahne und Hobbycellist Frank Goltermann Schwarz in Kontakt steht. Ein indirekter Bezug zur Region, als die noch Hohenzollern hieß, ergibt sich durch den Namen des Ausnahme-Cellisten David Popper (1843 bis 1913), der 1861 seine Karriere im Hoforchester des letzten Fürsten von Hohenzollern-Hechingen, Friedrich Wilhelm Constantin (1801 bis 1869) begann.

Eine aufwertende Abwechslung erfuhr dieses vorletzte Konzert der Sommerserenade im Rössle durch die Gesangsbeiträge von Inhaberin Angelika Bastians, Ehefrau von Ulrich Schwarz, in dem dies im markant wohl klingenden Alt stilecht und mit Verve ehemalige Dauerbrenner von Zarah Leander anstimmte. Unterhaltende Cello-Arrangements etwa über "La Paloma" oder ein Ragtime rundeten die Klangvielfalt ab und sorgen für einen gelungenen Abschluss der vorletzten Sommer-Serenade im Rössle.

Die letzte gibt es dann am kommenden Sonntag, 30. August, ab 15 Uhr mit Jazz und Swing, Blues und Gospel. Dann wird ein Louis-Armstron-Jazzpreisträger am Piano sitzen: Gustáv Csik aus Ungarn. Weitere Informationen unter: www.roessle-hoerschwag.com