Archäologie: Keramik-Funde aus der Bronzezeit werden derzeit in Tübingen untersucht / "Ausstellung vor Ort wünschenswert"

Als kürzlich bekannt geworden ist, dass zwischen Melchingen und Ringingen archäologische Funde aus der späten Bronzezeit ausgegraben wurden, mag der Laie freudig überrascht gewesen sein. Tatsache aber ist: Die Funde sind keine Überraschung. Den jüngsten Ausgrabungen geht eine lange Geschichte voraus.

Burladingen/Stuttgart/Tübingen. Die Bekanntgabe im Melchinger Ortschaftsrat kürzlich, dass das Denkmalamt sich dann wieder melden werde, wenn neue Erkenntnisse zu den Funden – es geht um Keramik-Teile – vorliegen, ist für den Neugierigen schwer zu akzeptieren. Denn das bedeutet Warten. Konsequenz also: Beim Denkmalamt nachfragen und recherchieren. Und so konnten jetzt einige Neuigkeiten zusammengetragen werden.

Im Bereich des Gewanns Linsenäcker wurde in den 1990er-Jahren im Rahmen der Flurbereinigung durch einen ehrenamtlichen Mitarbeiter ein mehrphasiges Siedlungsareal entdeckt. Die auf den Äckern aufgesammelte Keramik deutete auf einen Siedlungsschwerpunkt in der Urnenfelderzeit – also in der späten Bronzezeit, zwischen 1200 und 800 vor Christus, hin.

Im gleichen Areal wurde dann im Jahr 2008 bei der Verlegung einer Wasserleitung außerdem ein 30-teiliges Gefäßdepot entdeckt, das später von Mitarbeitern des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart ausgegraben wurde. Diese Gefäße wurden aufgrund ihrer Form und der Verzierungen in die frühe Urnenfelderzeit, also um 1200 vor unserer Zeit datiert.

"Die Menge und Qualität der Funde deuten auf eine bedeutende Ansiedlung hin", sagt die Sprecherin des Landesdenkmalamts, Josephine Palatzky. Da abgesehen von dem Gefäßdepot nur die Funde, aber keine Befunde – wie Reste von Häusern – bekannt waren, entschloss sich das Denkmalamt, weitere Nachforschungen anzustellen. Ziel: die Befunderhaltung und die Art der Befunde zu bestimmen.

Zur Vorbereitung fanden dann im Sommer 2020 geomagnetische Untersuchungen statt. "Damit können im Messbild Anomalien im Boden sichtbar gemacht werden, die zum Beispiel auf Siedlungsstrukturen hindeuten", so Palatzky weiter: "Die Ergebnisse waren vielversprechend, sodass im Oktober 2020 an verschiedenen Stellen Baggerschnitte angelegt wurden mit dem Ziel, die archäologischen Befunde zu untersuchen." Konkretere Angaben zu den Funden seien derzeit aber noch nicht möglich, da noch ausgewertet werde.

Derzeit befinden sich die Funde im Dienstsitz des Landesdenkmalamts in Tübingen. "Sie werden dort gereinigt, inventarisiert, und ihr Alter wird anhand von Gefäßformen und Verzierungsmerkmalen bestimmt. Sofern möglich, werden Gefäße von den Kollegen der Restaurierung zusammengesetzt", weiß Palatzky. Da parallel umfangreiches Fundmaterial aus anderen Ausgrabungen bearbeitet werde, sei derzeit noch unklar, wann die Bearbeitung der Funde abgeschlossen werden könne.

Und wo kann die Öffentlichkeit sich ansehen, was da Tolles aus der Erde geholt wurde in Burladingen? Palatzky muss in diesem Punkt ein wenig enttäuschen. Sie sagt: "Zum jetzigen Zeitpunkt sind dazu noch keine Angaben möglich. Gespräche über eine Ausstellung der Funde hat es bislang noch keine gegeben. Eine zeitnahe Ausstellung vor Ort ist aber grundsätzlich wünschenswert."

Bilder der Keramik-Stücke, die hätten veröffentlicht werden können, konnte das LAD noch nicht zur Verüfung stellen. Dennoch: Dem Landesdenkmalamt scheint hier ein richtig "dicker Fisch" ins Netz gegangen zu sein.