Rosi Steinberg in einer ihrer beiden gemütlich rustikalen Ferienwohnungen. Statt den Tiegeln und Töpfchen mit den Cremes, will sich die Kosmetikerin künftig vor allem dem Tourismus der Fehlastadt widmen. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Handel: Nach 30 Jahren Schönheitsstübchen schließt Rosi Steinberg ihren Salon und will mit fast 66 ihr Leben neu anfangen

"Wenn man im Alter noch fit ist, das birgt auch ein bisschen eine Gefahr", sagt die Kosmetikerin und ehrenamtliche Kommunalpolitikerin Rosi Steinberg. "Man arbeitet länger als man eigentlich sollte", kommentiert die noch 65jährige.

Burladingen. Zum Ende dieses Monats schließt sie nach 30 Jahren im Burladinger Wasen endgültig ihren Salon. Aber der Schluss-Strich ist sehr kurz gezogen. Denn zum einen will sie weiterhin ihre Ferienwohnungen im Dachgeschoss des Hauses vermieten, und auf Anfrage und Terminvereinbarung auch weiterhin ihre Kosmetik-Produkte verkaufen.

"Schönmacherin" der Gemeinde hat eine auswärtige Journalistin, die sich Steinbergs Situation als ehrenamtlicher Bürgermeisterin in schwierigen kommunalpolitischen Zeiten widmete, sie einmal genannt. Schön gemacht hat Steinberg in den vielen Jahren ihres Arbeitslebens so manche Frau, die da zu ihr in den Salon kam. Erst in das Kosmetikstudio in Albstadt, dass sie zusammen mit ihrem ersten Mann betrieb, und dann in ihren Salon im Fehlastädtchen.

Gelernt hat sie von der Pike auf, war als junges Mädchen auf der Kosmetikschule in Stuttgart. Ihr ganzes Leben berufstätig, oft Überstunden wenn ein neuer Salon im Aufbau war und man für die geplante Angestellte schon mal Kunden binden wollte. Dazu Hausfrau und Mutter eines Jungen und eines Mädchens. Mit einem Lachen erzählt sie eine Geschichte, die sich ihr eingebrannt hat, ins Mutterherz. Ihr kleiner Sohn sei damals fünf gewesen und muss wohl irgendwie wahr genommen haben, dass er seine Mutter mit anderen teilen muss. Mit jenen Personen, die im Stundentakt auf das Haus zuliefen, im Salon bei der Mutter verschwanden und dann wieder gingen. Am Fenster sei er gehockt und habe rausgeschaut, erzählt Rosi Steinberg und irgendwann gesagt: "Mutti da kommt schon wieder `ne Frau".

Heute kann die Schönmacherin darüber lachen, denn der Dreikäsehoch ist mittlerweile 40 und auch die Nachzüglerin, die Tochter führt längst ihr eigenes Leben und hat eine eigene Familie.

Und wenn man Rosi Steinberg fragt, welche Eigenschaft eine Kosmetikerin denn als allererstes mitbringen muss, dann zögert sie keinen Augenblick. "Verschwiegenheit", sagt sie – und erzählt. Ja, so manche der Frauen die da zu ihr kommen nehmen die Behandlung von Haut, Nägeln, Füßen, Augenbrauen oder Wimpern nicht einfach schweigend hin. Weil sie sich bei der Behandlung entspannen können und das Verhältnis zwischen Schönmacherin und Kundin dann doch irgendwie ein körperlich nahes und fast intimes ist, weil sie ohnehin jemanden ganz nah an sich ranlassen müssen, weil all das für Vertrauen sorgt, beginnen sie zu erzählen.

Da ist viel Privates dabei, viel ganz persönliches und viel was auch eine routinierte Kosmetikerin eigentlich nicht immer hören will. Das, so räumt Rosi Steinberg ein, hätte ihr am Anfang am Meisten zu schaffen gemacht. Manches Schicksal sei so herzergreifend gewesen, dass sie nach Ladenschluss noch fast geweint habe.

Mit der Zeit müsse man aber lernen, das anders zu betrachten. "Während der Behandlung höre ich zu und gebe auch manchmal einen ehrlichen Kommentar ab. Aber wenn ich den Schlüssel rumdrehe und nach Hause gehe, dann nehme ich das nicht mehr mit", sagt sie ehrlich über die eigene Abgrenzungsstrategie. Und ihre Kundinnen konnten sich immer sicher sein: "Hier isch nie nix rausgange", sagt sie. Was im Schönheitsstübchen besprochen wurde, blieb im Schönheitsstübchen.

Rosi Steinberg, selber eine stets gepflegte Erscheinung weiß, es ist eben nicht nur ein Gerücht, dass Frauen, wenn sie sich besser fühlen wollen, wenn sie das Gefühl haben, sich mal was gönnen zu müssen, zuerst meist zum Friseur gehen und dann zur Kosmetikerin.

Dass sie mit ihrer Handwerkskunst bewirken kann, dass die Kundinnen nach einer Behandlung bei ihr mit einem anderen Wohlgefühl und neuem Selbstbewusstsein wieder auf die Straße treten, dass sie das machen kann, die Schönmacherin, der Stolz darauf ist ihr anzumerken in unserem Gespräch.

Aber das ist bald Vergangenheit. "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an", trällert die lebenslustige Burladingerin auf einmal und lacht. "Der Udo Jürgens hat doch recht gehabt", sagt sie. Denn jetzt, so versichert sie, will sie mit ihrem Mann zusammen öfter was für sich tun.

Ein bisschen Reisen, die Kinder besuchen, Ausflüge machen, sich dem Garten und dem kleinen Hund widmen, aber auch den Feriengästen und natürlich dem Gemeinderat, in dem es in den kommenden Wochen und Monaten so spannend wird und nicht zu vergessen dem Ehrenamt als stellvertretende ehrenamtliche Bürgermeisterin. Da wird schon deutlich – der Rosi Steinberg verbleibt noch genug "Äktschn" im Ruhestand.