Stettens Ortsvorsteher Johann Locher feiert am Donnerstag seinen 70. Geburtstag. Zusammen mit seiner Frau Elisabeth genießt er seinen Unruhestand im Ehrenamt. Für seinen Heimatort hatte der Jubilar schon immer den richtigen Biss. Den hat auch sein Jagdhund, Terrierdame Anka. Fotos: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Geburtstag: Stettens Rathauschef Hans Locher: Mit 70 noch viel Herz fürs Ehrenamt und ein spätes Geständnis

Von Erika Rapthel-Kieser

Der Ortsvorsteher von Stetten Hans Locher ist nicht nur deshalb unter seinen Amtskollegen herausragend, weil er als einziger nicht in den Ortschaftsrat seines Teilortes gewählt wurde und doch im Amt ist. Kurz vor seinem Geburtstag machte er dem Schwarzwälder Bote jetzt ein Geständnis.

Burladingen-Stetten. Nicht nur im Ehrenamt, auch im Beruf war der Stettener erfolgreich. Ließ sich, weil die Eltern im Ort die größte Textilfabrik besaßen erst als Techniker und dann als Kaufmann ausbilden. Er hätte einst jene Firma, die die Eltern zehn Jahre nach Kriegsende in der Blütezeit der Textilindustrie auf der Schwäbischen Alb aus der Taufe hoben, übernehmen sollen. "Damals haben die Unternehmen noch gute Zahlen geschrieben", erinnert er sich im Rückblick. Der Niedergang kam, als Johann Locher schon in seinen 50-ern war. Die Firma wurde liquidiert und der umtriebige Ehrenamtler, damals schon Mitglied im Ortschaftsrat, verbrachte die letzten 15 Arbeitsjahre seines Lebens bei der Speditionsfirma Barth als Chef der Lagerverwaltung.

Hätte er beruflich so können, wie er nachher ehrenamtlich durfte, dann, so gestand er es jetzt dem Schwarzwälder Bote anlässlich des Geburtstagsinterviews, ja dann wäre er Förster geworden. "Das war ein Jugendtraum von mir", sagt er im Rückblick etwas wehmütig. Er sei eben schon immer unheimlich gern im Wald gewesen, habe Holz gemacht, Hochsitze gebaut, sich um Setzlinge gekümmert. Und ein bisschen von der grünen Seele hat er sich bis ins hohe Alter bewahrt. Der vierfache Vater und bald siebenfache Grußvater ist trotz seiner siebzig Lenze einer von den 20 Jagdscheininhabern in seinem Heimatort die in den insgesamt fünf Jagdbögen auf die Pirsch gehen.

Seit einem halben Jahrhundert ist Locher Jäger und zur Zeit bildet er gerade die Anka aus, eine dreijährige Terrierdame. "Das sind super Jagdhunde", erzählt er anerkennend. Nur mit dem Gehorsam, da hätten sie es nicht so, muss er einräumen.

Dabei ist er Widerspruch und eigene schwäbische Köpfe ja schon lange gewöhnt. Nicht nur, dass er drei Jahrzehnte im Ortschaftsrat und davon 16 sogar Rathauschef war. Er ist auch immer dabei, wenn es gilt, in Stetten das Ehrenamt hoch und eine fleißige Truppe zusammen zu halten. Die Lauchertfreunde zum Beispiel oder der Freundeskreis der Burgruine, die so viele Stunden für Gotteslohn sich einsetzen für das Dorf.

Und eigentlich wollte Locher als Ortsvorsteher aufhören, mal Jüngere ran lassen wie er sagt und kandidierte deshalb nicht mehr. Weil die Stimmenkönigin Sandra Schäfer als Gremiumsneuling aber so aus dem Stand das Amt nicht gleich übernehmen wollte, bat man ihn weiter zu machen. Und so ist er jetzt Ortsvorsteher ohne Stimmrecht aber mit jeder Menge Erfahrung und plant – was das Rathaus angeht, es bis Ende 2021 endgültig gut sein zu lassen.

Dabei kann er zusammen mit seiner Frau Elisabeth vom Balkon vor dem Esszimmer nicht nur geradewegs auf das Rathaus, sondern auch die Grundschule, den Kindergarten und die Festhalle samt Widderanlage schauen. Auf alles, worauf man in Stetten stolz ist. Viel davon entstand in Lochers Amtszeit oder wurde – so wie die Festhalle – nach der großen Überschwemmung 2013 durch das Jahrhunderthochwasser renoviert.

Der Themenwanderweg Lauchertwasser entstand, dann kam das Wohngebiet Eschle mit seinen verschiedenen Bauabschnitten und den ganzen unerfreulichen Diskussionen, die Ortsdurchfahrt wurde in diesem und dem vorangegangenen Jahr saniert und schließlich hob Locher zusammen mit dem Albverein den Regionalen Maimarkt aus der Taufe, der jetzt so erfolgreich ist, dass man – je nach Wetterlage – die vielen Tausend Besucher im Ortskern bei der Festhalle und rund um die Widderanlage und im Ortskern meist gar nicht mehr zählen kann.

Genug erreicht, um sich bald den Ruhestand und etwas mehr Urlaub zu gönnen. Aber: "Länger als eine Woche fahren wir nie weg, meist nach Südtirol," gesteht der Jubilar. Seine Frau Elisabeth findet es halt daheim am Schönsten, da wo die Kinder und die Enkel sind. So jung wie er sie gefreit hat, nachdem er sie auf dem Steinhilbener Augsbergest kennen gelernt hat, er hat es nie bereut. Und sein Einsatz für seine Heimatgemeinde genau so wenig.