Bei großer Treibjagd zwischen Gauselfingen und Neufra erlegt
Von Rainer Eule
Burladingen-Gauselfingen. Eines der großen Daten der Weltgeschichte ist der 18. Januar 1831 bestimmt nicht. In den Hohenzollerischen Landen aber war es ein bedeutsamer Tag, der es sogar wert war, einen Gedenkstein zu setzen.
Nach langer Treibjagd wurde zwischen Gauselfingen und Neufra der vermeintlich letzte Wolf in Hohenzollern erlegt. Für die Menschen damals eine regelrechte Sensation. Das Tier wurde ausgestopft, präpariert und zur Ausstellung ins Hohenzollerische Jagdschloss "Josephslust" im Wildpark zwischen Krauchenwies und Sigmaringen gebracht. Wahre Prozessionen pilgerten dort hin, um dem letzten Wolf Hohenzollerns von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Da die Wolfssagen noch lebendig waren, war dies ein schaurig gruseliges Erlebnis.
Die Überlieferungen der Jagd stammen von Oberforstrat von Fischbach. Der Wolf war bereits 1829 aufgefallen, als er die Gegend zwischen Burladingen und Sigmaringen unsicher machte. Man hielt ihn zuerst für einen Einzelgänger, der sich heimisch gemacht hatte. Immer wieder verfolgten ihn die Jäger und Bauern, doch bis tief in den Winter 1831 trieb der Wolf mit allen Katz und Maus.
Einmal wurde er bis an die Grenze des Jagdrevieres Kettenacker verfolgt und auch auf Gemarkung Hettingen wurde er gesichtet und genauso erfolglos bejagt. Was man auch anstellte, der Wolf ließ sich nicht erwischen. Also veranstaltete der Fürst zu Sigmaringen eine große Treibjagd, an der alle Jäger und alle mutigen Männer teilnehmen sollten. Am 18. Januar 1831 wurden Wälder und Auen durchkämmt, und nach langem Suchen fand man eine Wolfsspur.
Der Wolf wurde aufgetrieben und angeschossen, doch er entkam noch einmal. Sein Blut hinterließ eine Fährte, die leicht zu verfolgen war. Es brauchte keiner weiteren Kugel, man fand das verendete Tier genau an der Stelle, wo heute sein Denkmal steht. Die Freude der Jäger war groß, glaubte man doch, den letzten Wolf Hohenzollerns erlegt und das Land von einer Plage erlöst zu haben. Auch der Fürst ließ sich nicht lumpen und befahl, zum Andenken an diesen "letzten Wolf" ein kleines Monument zu setzen.
Auf diesem wurde die Jahreszahl vermerkt und dass Christian Bart aus Burladingen der glückliche Schütze war. Die Freude war allerdings verfrüht, denn bald stellte sich heraus, dass der "letzte Wolf" eine Partnerin hatte. Diese verschonte allerdings Schafe und Lämmer. So lebte sie noch sieben Jahre und wurde 1838 bei Stetten unter Holstein erlegt.
Da ihr Gefährte bereits als "Letzter Wolf Hohenzollerns" ein Denkmal erhalten hatte, blieb ihr ein solches versagt. Dass die Geschichte nicht in Vergessenheit geraten ist, oder wenigstens fast nicht, dafür sorgt der heute noch erhaltene Gedenkstein am nördlichen Straßenrand der B 32 zwischen Gauselfingen und Neufra.
Klein und leicht übersehbar fristet er sein Dasein am Straßenrand. In den siebziger Jahren wurde er nochmals renoviert und die Inschrift nachgezogen, derweil sind fast wieder 40 Jahre vergangen und das Andenken an den "Letzten Wolf Hohenzollerns" verfällt weiter.